Der 1500-m-Weltmeister heißt zum vierten Mal in Folge Hicham El Guerrouj.
Der 28-jährige Marokkaner gewann in 3:31,77 Minuten und bekommt wie alle
anderen Goldmedaillengewinner eine Prämie von 60.000 Dollar. Silber gewann
im ausverkauften Stade de France der umjubelte Franzose Mehdi Baala in 3:32,31,
Bronze ging überraschend an Ivan Heshko (Ukraine/3:33,17). Damit hat
Hicham El Guerrouj den ersten Teil seines Vorhabens in Paris erreicht –
die Titelverteidigung. Die schwierigere Aufgabe allerdings kommt erst noch: das
5000-m-Rennen. Als erster Athlet der WM-Geschichte möchte Hicham El
Guerrouj Medaillen über diese beiden Strecken gewinnen.
Schon am Donnerstag stehen die 5000-m-Vorläufe auf dem Programm, am
Sonntag ist das Finale, in dem Hochspannung garantiert ist. Denn wie gestern
bekannt wurde wird auch der Hindernis-Weltmeister Saif Saaeed Shaheen, der seit
kurzem nicht mehr für Kenia sondern für Katar startet, die 5000 Meter
laufen. Er ist derjenige, der beim Meeting in Ostrava im 5000-m-Lauf Hicham El
Guerrouj bezwang. Außerdem haben der Kenianer Abraham Chebii und
vielleicht auch der 10.000-m-Sieger Kenenisa Bekele (Äthiopien)
Goldchancen. Bei Bekele war noch nicht sicher, ob er tatsächlich antreten
wird. Äthiopiens Teamleitung trifft diese Entscheidung.
“Ich war so aufgeregt vor diesem Rennen, dass ich fünf Tage lang
nicht schlafen konnte. Es war nicht einfach für mich bei dieser Kulisse.
Ich habe die Führung übernommen, weil ich lieber selber das Rennen
kontrolliere und nicht von anderen abhängig sein möchte“,
erklärte Hicham El Guerrouj.
Steve Ovett, der frühere britische Mittelstreckenstar, hatte in einem
Artikel der Financial Times, die Läufer aufgefordert, die Ehrfurcht vor
Hicham El Guerrouj abzulegen und ihn während des Rennens zu attackieren.
Einfach machte es Baala dem scheinbar übermächtigen Titelverteidiger
nicht, doch so richtig in Gefahr schien der Weltrekordler auch nicht zu
geraten. Reyes Estevez setzte sich anfangs an die Spitze. Nach 700 Metern ging
dann El Guerrouj nach vorne. Als es in die letzte Runde ging erhöhte der
Marokkaner die Pace, doch Baala und Estevez liefen hinter ihm, dicht gefolgt
vom restlichen Feld. El Guerrouj war seine Konkurrenten auch noch nicht an der
200-m-Marke los. Und selbst 100 Meter vor dem Ziel war Baala zur Freude der
Zuschauer immer noch dran am großen Favoriten. Doch dann ging dem
Franzosen die Kraft aus.
“Das ist meine erste WM-Medaille – das ist etwas besonderes,
diese in Frankreich zu gewinnen. Ich habe versucht, Hicham zu folgen. Aber ich
wusste, dass es schwer wird am Ende. Natürlich war es mein Traum,
Weltmeister zu werden, aber ich achte Hicham sehr – und deswegen bin ich
froh, mit ihm auf das Medaillenpodest zu kommen“, erklärte Mehdi
Baala.
Auch über 1500 m der Frauen gibt es eine klare Favoritin: Süreyya
Ayhan. Der neue Sportstar der Türken rannte in ihrem Vorlauf von der
Spitze weg und führte bis ins Ziel. In 4:08,12 Minuten qualifizierte sie
sich für das Halbfinale am Freitag. Deutsche Läuferinnen waren hier
nicht am Start.
Im 50-km-Gehen hatte am Morgen der für Potsdam startende Berliner
Andreas Erm die zweite deutsche Medaille bei der WM gewonnen. Erm feierte als
Dritter in der deutschen Rekordzeit von 3:37:46 Stunden den größten
Erfolg seiner Karriere.