Die Äthiopier haben den vor zwei Jahren bei der WM in Edmonton verloren
gegangenen Titel über 10.000 m zurück gewonnen. Und dabei haben sie
mit drei Startern gleich alle drei Medaillen gewonnen, während die
Kenianer einen Einbruch erlebte. Erst gab ihr Titelverteidiger Charles Kamathi
verletzt auf, dann verlor bei 7600 Metern auch der letzte Kenianer den
Anschluss an den äthiopischen Expresszug. Der neue Weltmeister hieß
am Ende Kenenisa Bekele, der 26:49,57 Minuten lief. Haile Gebrselassie blieb in
einem mitreißenden Spurtduell dieses Mal nur der zweite Platz in 26:50,77
Minuten. Dritter wurde Sileshi Sihine in 27:01,44. Hinter dem viertplatzierten
Abdullah Ahmad Hassan (Katar/27:18,28) kam dann der Kenianer John Cheruiyot
Korir in 27:19,94 ins Ziel.
Kamathi war nicht der einzige, der bei dieser Tempojagd aufgab. In der
ersten Hälfte des Rennens wurde gebummelt. Und als Dieter Baumann
(Tübingen) zwischen Kilometer eins und zwei kurzzeitig mit Mebrahtom
Keflezighi (USA) die Führung übernahm, ließen ihn die Favoriten
gewähren. Sie liefen mit etwas Abstand. Bald darauf hatte sich das Bild
komplett gewandelt. Es sah kurios aus, denn alle schwarzen Läufer rannten
vorne, während alle weißen Athleten in der zweiten Hälfte des
Rennens waren. Doch die ersten 5 km waren für die Äthiopier nur ein
Warmlaufen. Nach 13:52,33 Minuten hatten sie die 5000-m-Marke passiert.
Doch dann ging es richtig zur Sache – die zweite Hälfte des
Rennens war wie ein hochkarätiges 5000-m-Rennen. Gelaufen wurde diese
Strecke in unter 13 Minuten – 12:57,25 Minuten. Dieter Baumann war
plötzlich Letzter – und nach 5600 Metern stieg er vorzeitig aus. Der
Saisonhöhepunkt auf der Bahn war missraten. Nun wird sich Baumann auf den
Start beim New-York-Marathon Anfang November vorbereiten. Sechs Runden vor
Schluss waren die drei Äthiopier bereits unter sich. 800 Meter vor Schluss
verlor Sihine den Kontakt. Doch erst 200 Meter vor dem Ziel fiel die
Vorentscheidung um Gold. Kenenisa Bekele ging am führenden Haile
Gebrselassie vorbei und lief zum Sieg.
Über 800 Meter steht eine Deutsche im Finale: In einem
überzeugenden Rennen belegte Claudia Gesell (Bayer Leverkusen) in ihrem
Halbfinale den zweiten Platz und qualifizierte sich damit für den Endlauf
der besten Acht am Dienstag. Gesell lief 2:01,01 Minuten hinter der
Marokkanerin Amina Ait Hammou. Unangefochten gewann Titelverteidigerin Maria
Mutola (Mosambik) ihr Halbfinale, und auch die Britin Kelly Holmes sah hinter
Mutola laufend stark aus.
Tags zuvor standen am Abend auch die Vorläufe über 3000 m
Hindernis auf dem Programm. Kenia qualifizierte sich dabei mit allen drei
Athleten für das Finale am Dienstag. Doch es ist ein Kenianer, der
kurzfristig die Nationalität wechselte, der den erfolgsverwöhnten
Athleten aus dem Läuferland Nummer eins einen Strich durch die Rechnung
machen könnte: Stephen Cherono heißt seit kurzem Saif Saaeed Shaheen
und startet für Katar. Er ist der Jahresweltbeste über die
Hindernisse und die 5000 m. Es wird ein weiteres Lauf-Finale mit Hochspannung
geben, bei dem kein deutscher Läufer vertreten sein wird, denn Filmon
Ghirma (LAV Tübingen) schied als Neunter im Vorlauf aus.