Die Äthiopierin Tirunesh Dibaba hat bei den Weltmeisterschaften in
Helsinki Leichtathletik-Geschichte geschrieben. Als erste Frau hat sie
bei globalen Titelkämpfen – also Weltmeisterschaften oder Olympischen
Spielen – beide Bahn-Langstrecken gewonnen: Nach dem 10.000-m-Sieg vom
Eröffnungstag fügte sie nun eine Woche später auch die Goldmedaille
über 5.000 Meter hinzu. Auch keinem Mann ist bisher in der Geschichte
der WM dieser Doppeltriumph gelungen.
Bei Olympischen Spielen gelang insgesamt fünf Athleten dieses
Doppel. Vor 25 Jahren war es zuletzt der Äthiopier Miruts Yifter, der
die 5.000 m und 10.000 m gewann. Sogar zweimal lief Lasse Viren
(Finnland) zu diesen beiden Goldmedaillen bei Olympia (1972 und 1976).
Vladimir Kuts (UdSSR/1956), Emil Zatopek (Tschechoslowakei/1952 bei
Olympia in Helsinki) und Hannes Kolehmainen (Finnland/1912) waren seine
Vorgänger.
Nun also kam Tirunesh Dibaba, die einmal mehr mit einem
eindrucksvollen Spurt in 14:38,59 Minuten siegte, was zugleich
Meisterschaftsrekord bedeutete. Und wie schon bei den 10.000 Metern
teilten sich die Äthiopierinnen wiederum alle drei Medaillen. Silber
ging an Meseret Defar (14:39,54) und Bronze wie bereits über 10.000 m
an Tiruneshs Schwester Ejegayehu (14:42,47). Die vierte Äthiopierin im
Rennen, Meselech Melkamu, belegte auch den vierten Rang (14:43,47). Ihr
folgte Huina Xing (China/14:43,64).
Es war die Chinesin Yingjie Sun, die nach relativ verhaltenem
Anfangstempo an der 1000-m-Marke (3:02,53) die Pace forcierte. Der
nächste Kilometer wurde dann in 2:51 Minuten gelaufen. Danach ging es
jedoch wieder zurück zum Drei-Minuten-Schnitt. 4000 Meter waren nach
11:54,40 erreicht. Zwei Runden vor Schluss rannten immer noch elf
Läuferinnen an der Spitze. Nun setzte sich Huina Xing an die Spitze.
Doch die Äthiopierinnen blieben ihr auf den Fersen und forcierten in
der letzten Runde wie schon über 10.000 Meter enorm die Pace.
Tirunesh Dibaba lief die letzte Runde in rund 58 Sekunden, die
letzten 200 Meter in 28 Sekunden. Dennoch gab sich Meseret Defar erst
auf den letzten Metern geschlagen. „Ich hatte ein langsames Rennen
erwartet. Aber Yingjie Sun machte mit ihrer Tempoarbeit den
Meisterschaftsrekord möglich“, sagte Tirunesh Dibaba, die erklärte:
„Meine Kusine Derartu Tulu ist eine große Inspiration für mich
gewesen.“ Tulu hatte für Äthiopien 1992 und 2000 olympisches
10.000-m-Gold gewonnen.