Als der Kenianer Josephat Kiprono 1999 den BERLIN-MARATHON in 2:06:44 Stunden
gewann, der damals drittschnellsten Zeit aller Zeiten, stand sein Manager
Gabriele Rosa im Zielbereich und sagte: "Wenn eines Tages einmal Paul
Tergat den BERLIN-MARATHON laufen sollte, könnte er in der Lage sein, eine
Zeit von 2:05 Stunden oder 2:04 zu erreichen." Am 28. September wird sich
herausstellen, ob der Italiener recht hatte mit seiner Einschätzung, denn
dann wird Paul Tergat tatsächlich beim 30. real,- BERLIN-MARATHON starten.
Die Organisatoren gaben inzwischen die Verpflichtung des besten kenianischen
Marathonläufers bekannt.
Fünfmal in Folge wurde Paul Tergat in den 90er Jahren
Cross-Weltmeister. Doch bekannt wurde der Kenianer in erster Linie als der
große Herausforderer von Haile Gebrselassie. Den 10.000-m-Weltrekord
hatte er dem Äthiopier einmal entrissen, doch bei den großen Finals
war er immer wieder Zweiter. Zuletzt verlor er gegen Gebrselassie bei den
Olympischen Spielen von Sydney 2000 nur hauchdünn. Danach wechselte Paul
Tergat die Strecke. Sein Marathon-Debüt beendete er 2001 in London als
Zweiter.
Ein Jahr später besiegte er Haile Gebrselassie beim London-Marathon,
wurde aber wieder nur Zweiter. Khalid Khannouchi (USA) siegte in der
Weltrekordzeit von 2:05:38 Stunden. Seitdem ist Paul Tergat der zweitschnellste
Läufer über die klassischen 42,195 km. Nur zehn Sekunden fehlen dem
Halbmarathon-Weltrekordler (59:06 Minuten), um auch über die
Marathondistanz in den Rekordbüchern zu stehen. Doch gewonnen hat er bis
heute keines seiner Marathonrennen. Die Ziele für den 28. September sind
klar: der Sieg und der Weltrekord. Der 34-Jährige will die flache und
dadurch besonders schnelle Berliner Strecke dazu nutzen, um Weltrekord zu
laufen. Dafür nimmt er sogar finanzielle Einbußen in Kauf. Denn beim
wesentlich finanzstärkeren Chicago-Marathon hätte er im Oktober weit
mehr verdienen können als in Berlin. Doch Gabriele Rosa überredete
seinen Star zu einem Start in Berlin. Der Manager weiß, dass der
Weltrekord für Paul Tergat in Berlin ein realistisches Ziel ist. Und ein
solches Ergebnis wiederum wäre nicht nur gut für das Renommee. Auch
finanziell würde der Kenianer dann profitieren, beispielsweise durch hohe
Startgelder bei den nächsten Rennen.
Während der Weltrekord erst noch gelaufen werden muss, hat der real,-
BERLIN-MARATHON andere Rekorde bereits vor dem Start gebrochen. Bei der 30.
Auflage des Rennens wird die Rekordzahl von über 35.000 Läufern
erwartet. Anmeldungen sind inzwischen nicht mehr möglich, denn das Limit
wurde erreicht. "Mit dieser Zahl schließen wir auf zu London, New
York und Chicago, den größten Marathonrennen weltweit", sagte
Organisationschef Horst Milde. Lediglich für die Inline-Skater, deren
Rennen erstmals einen Tag vor dem der Läufer stattfinden wird, gibt es
noch rund 3000 freie Startnummern. Hier liegt das Limit bei der Rekordzahl von
12.000 Skatern.
Jörg Wenig