Nicht erst in Edinburgh dürfte es den Verantwortlichen für die
Ausrichtung der 11. Cross-Europameisterschaften im Ostseebad Heringsdorf
(10.-12.12.2004) klar geworden sein, welche schwierige Aufgabe ihnen bevor
steht, um die Titelkämpfe in exakt einem Jahr auf einem ähnlich hohen
Niveau durchführen zu können. Denn in der Heimat des
Querfeldeinlaufens präsentierten die Schotten eine exzellente
Veranstaltung im Royal Holyrood Park, die nicht nur sportlich, sondern auch
organisatorisch vom Feinsten war. “Ich bin trotz aller Schwierigkeiten
optimistisch“, sagt Dr. Ekkart Arbeit, der örtliche
Organisationschef der kommenden Cross-EM auf der Halbinsel Usedom, “sonst
müßten wir spätestens jetzt das Handtuch werfen!“
Skepsis verbreitete sich flugs unter den Delegierten der europäischen
Leichtathletik-Verbände angesichts der in Edinburgh vorgenommenen
Präsentation, die fast alle Wünsche offen ließ. Ein ganz auf
die touristischen Reize abgestimmtes Video konnte weder die Neugierde der
Fachleute auf die örtlichen Gegebenheiten der Streckenführung noch
die anzutreffende Infrastruktur befriedigen. “Heringsdorf muss gewaltige
Anstrengungen unternehmen“, äußerte sich selbst der
EAA-Präsident Hansjörg Wirz, “um das hier gezeigte Niveau zu
erreichen!“ Das einstmals vom früheren DLV-Präsidenten
Professor Helmut Digel angeschobene Projekt einer grenzüberschreitenden
Cross-Europameisterschaft an der deutsch-polnischen Grenze ist nun einzig Sache
des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, und dieser war vor Ort alleine durch
die lokalen Ausrichter präsent.
“Wir haben eine Broschüre mit allen Details vorbereitet“,
rechtfertigte sich Dr. Arbeit, “aber kein OK seitens der EAA, so dass wir
dieses nicht drucken und hier haben vorlegen können“. Streitpunkt
ist nicht alleine die Veröffentlichung des EAA-Logos, das in Verbindung
mit dem Umzug der europäischen Schaltzentrale nach Lausanne geändert
werden soll, sondern auch die Streckenführung. Hier soll in einer
Ortsbegehung Anfang Januar mit dem EAA-Cross-Verantwortlichen Massimo Magnani
Klarheit geschaffen werden. “Ich verstehe das nicht. Unsere Strecke ist
bereits zweimal abgesegnet worden – und jetzt plötzlich werden
Einwände laut“, so der Organisator.
Das geplante Programm klingt interessant, derzeit aber noch mit zahlreichen
Unwägbarkeiten verbunden. So soll nach den Vorstellungen der Organisatoren
die Cross-EM in einem “Fest des Laufes“ mit einer
Walking-Veranstaltung mit prominenten Altstars, einem Cross-Halbmarathon, dem
Talent-Cross des DLV und weiteren Aktivitäten eingebunden sein.
Schließlich hat man vor Ort eine Garantie für 5000 Zuschauer
abgegeben. Und diese müssen fernab der (Bade-)Saison erst einmal in die
wenig besiedelte Region geschafft werden. Sonderzüge der Usedomer
Bäderbahn sollen das Lauf-Publikum aus Hamburg und Berlin nach Heringsdorf
locken, die Teilnehmer sollen zudem mit “Germania“-Flugzeugen aus
Berlin nach Heringsdorf gebracht werden.
Ekkart Arbeit sprüht voller Ideen, wenn die Sprache auf das Konzept der
bevorstehenden Cross-EM kommt. “Wir müssen neue Wege gehen. Es kann
doch nicht sein, dass alles auf die vier Wettbewerbe reduziert bleibt. Dann so
wird diese Veranstaltung auf Insider begrenzt. Wir müssen einen
Event-Charakter schaffen. Andere Sportarten sind uns hier um Längen
voraus!“
Wilfried Raatz