Joschka Fischer ist ins Gerede gekommen ... nein, nein gemeint sind
ausnahmsweise mal nicht seine Aktivitäten als
"Putztruppen-Mitglied" der Frankfurter
Straßenkämpfer-Szene in den 1970er Jahren. Es geht vielmehr hier um
seine läuferischen Aktivitäten und Ambitionen, die er in seinem Buch
mit dem bezeichnenden Titel "Mein langer Lauf zu mir selbst"
(Köln: Kiepenheuer & Witsch) niedergeschrieben hat. Dieses Buch stand
wochenlang auf vorderen Plätzen von Bestsellerlisten. Der Verkaufserfolg
läßt sich wohl am meisten damit begründen, daß Joschka
Fischer als durchaus nachahmenswertes Beispiel dafür steht, daß und
wie man durch langsames und regelmäßiges Laufen tatsächlich zu
sich selbst finden und in dieser Hinsicht sein eigenes Leben verändern
kann. Insofern macht dieses Buch insbesondere all denjenigen Mut, die selbst
mit dem Laufen gerade begonnen haben oder beginnen wollen. Sie können so
gesehen schon mal vorab in einen Lese-Dialog mit dem Bundesaußenminister
eintreten...
Apropos Literatur über das Laufen: Was gibt es da nicht mittlerweile
für Berge von Büchern? Eigentlich müßte man mal eine
thematisch geordnete Bibliographie über Lauf-Literatur erstellen, um
allen, die sich dafür interessieren, einen kompletten Überblick zu
geben. Solange dies nicht der Fall ist, sollen - wenigsten im Rahmen die-ser
Mittwochs-Kolumne - ein paar Hinweise (mehr) Appetit auf die Lektüre
dieses oder jenes Titels aus dem sich ständig ausdifferenzierenden Genre
der Lauf-Literatur machen. Schnell der Reihe nach eine kleine Auswahl:
Wer nach reinen Trainingsanleitungen sucht, wird wohl am meisten
fündig: Nach wie vor gilt das "Marathontraining" von Manfred
Steffny als wegweisender Klassiker, allein die Anzahl von mittlerweile 14 (!)
Auflagen (Mainz: Schmitz Verlag) steht dafür. Aber es gibt inzwischen
etliche andere (gute) Trainings-Ratgeber daneben, vor allem für solche
Läuferinnen und Läufer, die keine höheren (nationalen)
leistungssportlichen Ziele verfolgen - drei Beispiele müssen genügen:
Ex Marathon-Bundestrainer Wilfried Raatz debütierte vor kurzem mit dem
Buchtitel "Richtig Marathon" (München: blv), die beiden
deutschen Runners World Redakteure Thomas Steffens und Martin Grüning
brachten neulich "Das Laufbuch. Training, Technik, Ausrüstung"
(Reinbek: Rowohlt) heraus, und kann dann ferner "Perfektes
Lauftraining" (München: Südwest Verlag) von Herbert Steffny (dem
"kleinen" Bruder von Manfred) und Ulrich Pramann (Herausgeber von
"Fit For Fun") noch als neuwertig gelten.
Wer das Laufen mit dem Reisen verbinden will, wird gleichsam fündig,
wahrscheinlich sogar im modernen Antiquariat, weil z.B. "Mehr als
Marathon" von Werner Sonn-tag ebenso als vergriffen gilt wie Manfred
Steffnys "Die schönsten Marathon-Strecken in aller Welt" gilt.
Ganz neu dagegen: "Der Marathonreiseführer. Die schönsten
Marathonläufe der Welt" von Dennis Craythorn/Rich Hanna
(Mülheim: Tibia Press). Daß in diesem Buch der BERLIN-MARATHON
bedacht ist, muß eigentlich nicht gesondert erwähnt werden ...
Andere Sache: Auch Buchtitel speziell für Frauen weiten sich nach und nach
aus: Den Anfang machten wohl seinerzeit van Aaken/Lennartz ("Das Laufbuch
der Frau", Aachen: Meyer & Meyer), jetzt ist hinzugekommen: die
Amerikanerin Katherine Switzer, die hier als Protagonistin gelten kann und
"Laufen und Walking. Das sanfte Programm für Frauen ab 40"
(Reinbek: Rowohlt, deutsche Übersetzung von Gesine Strempel) schrieb.
Ebenfalls zum Thema Frauen paßt - aber aus ganz anderer Richtung - die
kleine Sammlung mit heiteren Geschichten, die die (nichtlaufende) Eva-Maria von
Schablowsky unter dem Titel "Läuft Ihr Mann auch? (München:
Universitas) versammelt.
Ganz zum Schluß noch einmal zurück an den Anfang zu Joschka
Fischer: Sucht man nach einem weiteren Titel, der irgendwie auch als Lauf zu
sich selbst bezeichnet werden kann, dann muß man die Lebens- und
Leidensgeschichte von Hartwig Gauder nennen, jenem ehemaligen Weltklasse-Geher,
der nach seinen Herztransplantationen zum Power-Walker geworden ist und auf
diese Weise sogar Marathonstrecken (in Berlin und New York) zurücklegt:
"Die zweite Chance - oder: Mein Leben mit dem dritten Herzen (Berlin:
Sportverlag ). Und was die oben erwähnte Bestsellerliste anbelangt, da
wird seit Wochen auch Dr. med. Ulrich Strunz aufgeführt. Und den kennt man
ja - oder?
Dr. Detlef Kuhlmann