Auf viel positive Resonanz bei Mitwirkenden und Zuhörenden stieß
der 15. Literatur-Marathon im Rahmen des 31. real,- BERLIN-MARATHON, der in
diesem Jahr erstmals in Kooperation mit dem "4. internationalen
literaturfestival berlin (ilb)" im alt-ehrwürdigen Hebbel-Theater
(HAU) in Berlin-Kreuzberg in der Stresemannstraße stattfand.
Lesung in einer
Marathonzeit von 4:06:30
Baumann und sein "Lebenslauf"
Rein zeitlich gesehen überdauerte die Lesung mit Diskussion in der Tat
über eine ausgedehnte Marathonzeit von 4:06:30 Std. Als erster Vorleser
ging Olympiasieger Dieter Baumann (Tübingen) an den Start. Er las
zunächst Passagen aus seinem Buch „Lebenslauf“ (erschienen bei
der Deutschen Verlagsanstalt, Stuttgart 2002) aus der Zeit unmittelbar nach dem
positiven Dopingbefund 1999:
„Laufen war zur Therapie geworden. Ich musste es schaffen, wenigstens
eine Stunde am Tag. Nur eine Stunde laufen, nur für mich“. Danach
begeisterte er die Besucher mit Kurzprosa über seine Erlebnisse als
„weißer Kenianer“ beim Höhentraining im ostafrikanischen
Gebirgsland, wo er einst mit einer „Hundertschaft“ von kenianischen
Spitzenläufern „unter ferner liefen“ mittrainieren
wettkämpfen durfte.
Eislauf - bei
Minus 42 Grad
Der Hamburger Tom Ockers - im Hauptberuf freier Fernsehjournalist u.a. mit
Beiträgen für die ARD - ist bei der Geburt seines Sohnes ein
Gelöbnis eingegangen: Teilnahme beim Sibirian Ice Marathon in Omsk.
Davon handelt seine eiskalte Reportage „Eislauf“ (List-Verlag,
München 2002). Er finishte lesend noch einmal die Strecke bei
Außentemperaturen von Minus 42 Grad: „Im Ziel herrschte eine
merkwürdige Stimmung. Alle, die noch da waren, fielen sich um den Hals und
die meisten heulten wie Schlosshunde. Niemand jubelte, bei manchen wusste man
nicht genau, ob sie lachten oder weinten“.
Herburgers "Schlaf und Strecke"
Im zweiten Teil der
Lesung gab es dann gleich eine Buchpremiere: Günter Herburger
(München), einer der dienstältesten (Jahrgang 1932) und bekanntesten
deutschsprachigen Autoren, der sich literarisch mit dem Laufen
beschäftigt, las erstmals aus seinem zwei Tage vorher ausgelieferten
jüngsten Werk „Schlaf und Strecke“ (A 1 Verlag, München
2004). Herburger, der übrigens beim 25. BERLIN-MARATHON 1999 den
Festvortrag hielt, hat wieder äußerst akribisch detaillierte
Schilderungen von (außergewöhnlichen) Läufen vorgelegt, die er
selbst in letzter Zeit mitgemacht hat.
Er las das Kapitel „Comrades“:
„In Bechern war stark gechlortes Wasser ausgeschenkt worden, das zum
Husten reizte, jedoch zu Ende ging. Nur noch Coca Cola in kleinen Flaschen
blieb vorrätig, eine Verheerung, denn der Zuckerspiegel schnellte hoch,
boshafte Kräfte mit im Zug, sowie verbesserte Laune, fast manische
Zuversicht, dann stürzte er um Grade ab“.
Höhepunkt
mit Alan Sillitoe
Den absoluten Höhepunkt bildete dann der Auftritt von Alan Sillitoe
(London), Verfasser von „The Loneliness of the Long-Distance
Runner“ (deutsch zuerst im Diogenes Verlag, Zürich 1967) - jener
Einsamkeit des Langstreckenläufers, die mittlerweile nicht nur unter
Läufern zu einem geflügelten Wort geworden ist.
Sillitoe, der selbst wegen einer Krankheit nie längere Distanzen selbst
laufen konnte bzw. durfte, gab einen Einblick in die Entstehungsgeschichte
dieser Erzählung in den 1950er Jahren und las dann im englisch-deutschen
Wechsel mit dem Schauspieler Frank Arnold (Berlin):
„Den ganzen Tag können sie uns nachspionieren, um zu sehen, ob
wir uns zusammenreißen und gut arbeiten und unseren Sport treiben, aber
unser innerstes Wesen können sie doch nicht röntgen, um rauszufinden,
was sich da abspielt … Und dieser Fez mit dem Langstreckenlauf ist das
Beste dran, weil ich dabei so gut nachdenken kann.“
MARATHON-Bildband 2003 - als Dank
Der langjährige Race Direktor des BERLIN-MARATHON Horst Milde, der den
Literatur-Marathon einst mit initiiert hatte und bei der Lesung zusammen mit
seiner Ehefrau Sabine anwesend war, dankte hinterher den Autoren und
überreichte ihnen einen Bildband über den 30. Jubiläums
BERLIN-MARATHON im letzten Jahr.
Fazit:
Der 16. Literatur-Marathon 2005 kann kommen … vielleicht wieder in
Zusammenarbeit mit dem „5. internationalen literaturfestival
berlin“.
Dr. Detlef Kuhlmann
Das kulturelle Rahmenprogramm des real,-
BERLIN-MARATHON:
www.real-berlin-marathon.com/news/show/002460
www.real-berlin-marathon.com/news/show/002200
www.real-berlin-marathon.com/news/show/002398
Das weitere "Rahmenprogramm" rund um den 31. real,-
BERLIN-MARATHON 2004:
www.real-berlin-marathon.com/news/show/002470
Alle anderen sportlichen Vorberichte und Ergebnisse der Läufer
und Inlineskater des 31. real,- BERLIN-MARATHON 2004 in großer Fülle
im "Archiv":
www.real-berlin-marathon.com/news/archiv
Die Laufliteratur - vom und zum Laufen - der
"Appetitanreger" für Sie zum Lesen:
Teil 1 der Serie "Bücher zum Laufen - laufend neu":
www.real-berlin-marathon.com/news/show/002258
Teil 2 der Serie "Bücher zum Laufen - laufend neu":
www.real-berlin-marathon.com/news/show/002259
Teil 3 der Serie "Bücher zum Laufen - laufend neu":
www.real-berlin-marathon.com/news/show/002260
Teil 4 der Serie "Bücher zum Laufen - laufend neu":
www.real-berlin-marathon.com/news/show/002261
Teil 5 der Serie "Bücher zum Laufen - laufend neu":
www.real-berlin-marathon.com/news/show/002262
Teil 6 der Serie "Bücher zum Laufen - laufend neu":
www.real-berlin-marathon.com/news/show/002263