Bronze bei den deutschen Crossmeisterschaften in Regensburg, Gold bei den
Halbmarathon-Meisterschaften in Schotten – und Geldprämie für
den Sieg in der Streckenbestzeit von 2:35:04 Stunden beim RheinEnergie Bonn
Marathon. Atemberaubende Erfolgsserie für Ulrike Maisch, der
25jährigen Rostockerin. „Das lief heute richtig gut“, freute
sie sich im Ziel auf dem Bonner Marktplatz. Erst im letzten Moment hatte der
Zielsprecher die Frauensiegerin im lauten Discotrubel ankündigen
können, so schnell stürmte Ulrike Maisch über die Ziellinie. Und
ebenso rasch ging sie auch in die Knie. Weniger aus Erschöpfung, vielmehr
vor Glück und Freude über den persönlichen Hausrekord und die
neue Streckenbestmarke, die mehr als elf Minuten unter der Premierenzeit von
Birgit Lennartz lag, die im Vorjahr die „Wiedergeburt“ der Bonner
Marathon-Tradition nach acht Jahren Marathon-Abstinenz gewann. Bei den
Männern legte der Russe Mikhail Minukhin einen lupenreinen Start-Ziel-Sieg
auf den Bonner Asphalt. Anfangs wenig ernst genommen, später uneinholbar
enteilt – kraftvoll stürmte der 29jährige Debütant aus St.
Petersburg als Überraschungssieger in 2:15:44 ins Ziel. Alle hatten auf
den Kenianer Paul Bor gesetzt, der für den wegen Verletzung ausgefallenen
Vorjahressieger Simon Mutangili Mbithuka als erklärter Favorit mit der
Startnummer eins ins Rennen gegangen war. Doch ihm blieb nur das Nachsehen, so
lange zumindest Minukhin noch in Blickweite lief – und das waren gerade
einmal fünf Kilometer.
Mit 5 482 Meldungen, darunter 3 882 Läufer, konnten die
Organisations-Agenturen mit Klaus Malorny und Michael Mronz eine leichte
Steigerung gegenüber der Premiere mit sichtlicher Zufriedenheit
registrieren. „Die sich ankündigende Schlechtwetterfront mag uns
noch einige Hundert Nachmeldungen gekostet haben, sonst wären wir an die
6000er Marke angelangt“. Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel
Dieckmann, inzwischen auch vom Laufbazillus befallen, konstatierte mit Blick
nach vorne: „Der Bonn Marathon hat sich auf Anhieb etabliert. Die
Anmeldezahlen belegen: Bonn spielt in der Liga der deutschen
Top-Veranstaltungen mit! Die Kombination aus Volkslauf und Volksfest macht den
Marathon zu einem Ereignis für die gesamte Region“.
„Die Leute waren klasse“, lobte auch Uli Maisch die Bonner, die
die große Schleife über die Bonner Vororte wie Beuel, Plittersdorf,
Dottendorf oder Kessenich ebenso führte wie auch durch das frühere
Regierungsviertel oder das noble Villenviertel stimmungsvoll bevölkerten.
„Vor allem dann, wenn man vorne läuft!“ genoss die
Rostockerin, die übrigens im Schüleralter sogar DVfL-Meisterin im
Mehrkampf war und mit Sechzehn erst komplett zum Laufen gewechselt war,
sichtlich ihren Erfolg. Nach 29 Kilometern hatte sie sich von der moldawischen
Mitfavoritin Valentina Delion verabschiedet, die zu gerne ihren Erfolgen in
Regensburg und München auch einen in der früheren Bundeshauptstadt
angefügt hätte. „Ich hatte aber super Tempomacher“
gestand Uli Maisch, „zwei, drei Männer haben sich spontan vor mich
gespannt. Und das war auch gut so!“ Mit 25 Jahren ist Ulrike Maisch nun
auf dem Sprung in die nationale Marathonelite, bereits im Herbst möchte
sie bei den Marathonmeisterschaften im Rahmen des Berlin-Marathon noch einen
Zahn zulegen. „Vielleicht sind in zwei Jahren Zeiten um 2:30
möglich!“ blickt sie im Einklang mit Trainer Klaus-Peter Weippert
nach vorne. Dann, wenn der olympische Marathonlauf in Athen ansteht......
In der Marathon-Szene gibt es immer wieder Kuriostäten. Inzwischen ist
es fast schon an der Tagesordnung, dass ursprünglich als Hasen eingesetzte
Läufer wie der beim real.-Berlin Marathon 2001 Joseph Ngolepus auch als
Sieger über die Ziellinie laufen. Ungewöhnlich ist aber auch, dass
ein Läufer vom Startschuss bis ins Ziel keinen einzigen Läufer sieht
und unbehelligt den Zieleinlauf geniessen kann. Mikhail Minukhin war zwar nach
eigenen Angaben auf eine Endzeit von 2:14 bis 2:15 programmiert, aber nicht auf
Sieg beim RheinEnergie Bonn Marathon. „Es war für mich zunächst
eine schreckliche Vorstellung, den Marathon vom Start weg alleine laufen zu
müssen“, bekannte der 29jährige Russe, „doch nach 20 km
habe ich festgestellt, dass dies die richtige Entscheidung war!“ Schon
auf der Kennedybrücke war Minukhin alleine, mit wenigen Sekunden
zurück die Verfolger mit dem erst am Freitag nachgerückten,
später zweitplatzierten Polen Marius Kaminski, dem Ukrainer Oleksandr
Holovnytskyy und den beiden Kenianern Cornelius Kirwa Lei und Paul Bor, dem
Bruder des 2:09-Läufers Simon Bor. Doch die in Dänemark lebenden
Kenianer erwiesen sich bei den kühlen Temperaturen wenig laufstark,
sondern der 35jährige Routinier Kaminski war in der Schlussphase
überraschend der stärkste Verfolger. Als bester Deutscher folgte auf
Rang sechs Christof Ludwig aus Mengerskirchen in 2:25:03 vor dem einheimischen
Hendrik Simon (2:27:50).
Wilfried Raatz
Bonn (14.4.): RheinEnergie Bonn Marathon: Männer: 1. Minukhin (RUS)
2:15:44, 2. Kaminski (POL) 2:18:17, 3. Holovnytskyy (UKR) 2:21:11, 4. Bor
2:24:15, 5. Kirwa Lei (beide KEN) 2:24:43, 6. Ludwig (LC Mengerskirchen)
2:25:03, 7. Simon (LG Bonn-Troisdorf-Niederkassel) 2.27:50, 8. Merkel
(Sportfördergruppe Bundeswehr) 2:28:48, 9. Kolich (CZE) 2:29:41, 10.
Hollain (LG Bonn-Troisdorf-Niederkassel) 2:29:50, 11. Hermes (TV Rötgen)
2:30:21, 12. Buch (LT Venusberg Bonn) 2:34:43, 13. Aymanns (VfB Alemannia
Pfalzdorf) 2:35:26, 14. Branse (LT SV Westum) 2:35:28, 15. Pogutter
(Sportfördergruppe Bundeswehr) 2:35:45, 16. Lohbreyer (DJK Armada
Würselen) 2:36:29, 17. Böckmann (Afterer SC) 2:36:54, 18.
Schürig (Weilerswist) 2:36:56, 19. Dovydka (RUS) 2:37:24, 20. Wichert (FV
Brühl) 2:38:28. Frauen: 1. Maisch (1. LAV Rostock) 2:35:05, 2. Delion
(MOL) 2:37:13, 3. Loginova (RUS) 2:42:19, 4. Bekele (ETH) 2:44:24, 5. Rau (LC
Euskirchen) 2:50:25, 6. Martincova (CZE) 2:52:04, 7. Saalbach (LC Rapid
Dortmund) 2:59:24, 8. Petersen (ASV Köln) 3:00:04, 9. Peter (PSV Remagen)
3:05:34, 10. Rosen (Eifel-Runners) 3:05:45.