Trotz der vielfältigen positiven Auswirkungen auf die Entwicklung bewegen
sich Kinder und Jugendliche immer weniger. Der passive Lebensstil sowie falsche
Ernährung und gesteigerter Medienkonsum führen zu einer Verbreitung
von Übergewicht bei Heranwachsenden.
EU-Studie belegt, dass immer mehr Kinder übergewichtig sind.
Forschungsstudie der EU im Rahmen des Europäischen Jahrs der
Erziehung durch Sport 2004
Zu diesem Ergebnis kommen die Sportwissenschaftler Prof. Dr. Wolf-Dietrich
Brettschneider von der Universität Paderborn und Prof. Dr. Roland Nau von
der Universität Duisburg-Essen als Leiter einer europaweiten
Forschungsstudie der EU im Rahmen des Europäischen Jahrs der Erziehung
durch Sport 2004.
"Anstelle von Obst und Gemüse ernähren sich viele
Kinder und Jugendliche heute vor allem von Fastfood und
Süßgetränken"
Der Fakt, dass immer mehr Kinder und Jugendliche übergewichtig sind, ist
längst bekannt. Zu den Ursachen zählen falsche Ernährung und ein
steigender Medienkonsum. Anstelle von Obst und Gemüse ernähren sich
viele Kinder und Jugendliche heute vor allem von Fastfood und
Süßgetränken.
Passiver Lebensstil
Doch die vermehrte Energieaufnahme ist nicht die alleinige Ursache von
Übergewicht. Hinzu kommt ein passiver Lebensstil, der sich immer mehr
ausbreitet und mit dem die Energieaufnahme nicht kompensiert werden kann. Hier
spielt der Medienkonsum eine wichtige Rolle, zu dem neben dem Fernsehen immer
mehr die Computernutzung hinzukommt.
Inzwischen nutzen bereits 70 Prozent der Kinder den Computer intensiv in ihrer
Freizeit, 1998 waren es nur 48 Prozent. In Bezug auf den Fernsehkonsum
verbringt allein an den Wochenenden die Hälfte der europäischen
Kinder und Jugendlichen mehr als 4 Stunden vor dem TV-Gerät.
Übergewicht, falsche Ernährung und Bewegungsarmut sind
besonders bei sozial schwachen Familien anzutreffen.
Überraschend ist jedoch, dass Kinder und Jugendliche heute in ihrer
Freizeit durchschnittlich nicht weniger sportlich aktiv sind als ihre
Altersgenossen früherer Generationen.
In den Ländern mit einem gut ausgebauten Netz von Sportvereinen
außerhalb der Schule ist die sportliche Betätigung der Kinder und
Jugendlichen im Verein nach wie vor groß. Allerdings haben sich die
Lebensumstände so verändert, dass immer weniger Kinder im Freien
spielen, zu Fuß zur Schule gehen oder mit dem Rad fahren.
Die Bewegungs- und freien Spielzeiten der Kinder sind dadurch deutlich
zurückgegangen. Eltern fahren ihre Kinder heute selbst über
kürzere Strecken zur Schule, und auch zu den Sportstätten werden
Kinder mit dem Auto gebracht. Das führt dazu, dass bei den meisten Kindern
und Jugendlichen die "Sitzzeit" im Auto oder Bus in der Woche
manchmal doppelt oder dreifach so hoch ist wie ihre Bewegungszeit. Auf diese
Weise ist es selbst mit einer hohen Sportpartizipation kaum möglich, den
Bewegungsmangel im Alltag zu kompensieren, resümieren die
Wissenschaftler.
Einen weiteren negativen Faktor sieht Brettschneider in der
europaweiten Tendenz, den Sportunterricht in der Schule immer mehr zu
kürzen.
Auch das soziale Milieu hat einen großen Einfluss auf den
Lebensstil der Kinder und Jugendlichen.
Die Sportwissenschaftler kommen in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass das
soziale Milieu immer mehr zu einer Polarisierung zwischen Kindern mit aktivem
und inaktivem Lebensstil führt. Übergewicht, falsche Ernährung
und Bewegungsarmut sind besonders bei sozial schwachen Familien
anzutreffen.
Sportlich aktive Kinder zeigen bessere
Schulleistungen
Zugleich belegt die Studie auch die positiven Auswirkungen von Sport und
Bewegung auf die Entwicklung der Kinder. Brettschneider betont, dass sportlich
aktive Kinder bessere Schulleistungen zeigen, sozial integrierter,
stressresistenter und ausgeglichener sind als inaktive Gleichaltrige.
Daher fordern die Professoren Brettschneider und Naul eine vernetzte
Interventionsstrategie, die alle Lebensbereiche von Kindern und Jugendlichen
einbeziehen, das heißt das Elternhaus, die Schule, Sport- und Jugendclubs
sowie das Wohnumfeld. Neben einer kognitiven Aufklärung empfehlen die
Wissenschaftler vor allem eine emotionale Ansprache der Kinder und
Jugendlichen.
Auf politischer Ebene fordern Brettschneider und Naul eine angemessene
Aufklärung im Bereich Ernährung und eine verstärkte
Thematisierung des Problems Übergewicht im Fernsehen und
Internet.
Quelle:
www.dsb.de