Der Winter stellt besondere Anforderungen an Läufer. Dazu gehören
höhere Infektionsraten, häufigeres Auftreten von
Erkältungserkrankungen, zum Teil aus dem Bagatellbereich, zum Teil auch
ernsthaft, thermische Belastungen sowie geänderte Lichtverhältnisse.
HUSTEN ODER SCHNUPFEN
Kein Läufer wird um eine Bagatell-Erkrankung herumkommen. Husten,
Schnupfen oder Heiserkeit zwingen aber lediglich zu einer kurzen Unterbrechung
des Sports. Nach Abklingen der Symptome kann meistens die sportliche
Aktivität wieder aufgenommen werden.
FIEBER UND GRIPPE
Bei einer Fieberattacke oder einer fieberhaften grippalen Erkrankung, sollte
grundsätzlich eine Trainingspause von mindestens einer Woche eingelegt
werden. Wenn möglich sollte in dieser Zeit laborchemisch eine
Ausschlussuntersuchung von Entzündungsparametern erfolgen. Die so
genannten Akute-Phase-Proteine sollten gestimmt werden, damit eine kardiale
Beteiligung, die auch heute noch äußerst gefährlich ist,
ausgeklammert werden kann. Besteht der Verdacht auf eine Beteiligung, nicht nur
des muskulären Systems, sondern auch des Herzkreislaufsystems, sind
sorgfältige Untersuchungen nötig, wie Ruhe- und Belastungs-EKG,
Echokardiografie etc. sowie weitergehende Laboruntersuchungen. Nach einer
schweren Grippe muss eine Sportpause von vier bis sechs Wochen eingehalten
werden. Auf diese Tatsache muss ganz besonders hingewiesen werden, weil wir
immer wieder Herzmuskelschädigungen sehen durch ein zu frühes
Aufnehmen des Sportes.
VORBEUGUNG
Vorbeugende Maßnahmen sind Wechselduschen, regelmäßiges
Saunabaden und die üblichen Ratschläge: viel frisches Obst und
vitaminreiche Kost. Die zusätzliche Einnahme von Vitaminpillen oder
ähnlichem ist kritisch zu bewerten und liegt mehr im Glaubensbereich als
im reell dokumentierten Bereich.
BEHUTSAM BEGINNEN
Zu beachten ist, dass längere Warmlaufphasen einzuhalten sind. Nicht
nur die Atmung und die Schleimhäute der oberen Luftwege sollten sich an
die kalte Luft gewöhnen. Insofern sollte man zunächst auch ein paar
Schritte gehen, ein paar Lockerungsübungen machen und dann behutsam mit
dem Laufen beginnen, um sich erst ganz allmählich an normale Atemvolumina
zu gewöhnen. Gefährdet sind besonders ehemalige Raucher. Da die
Schädigung der Schleimhaut auch nach Aufhören des Rauchens nicht
innerhalb von Wochen verschwindet sondern bis zu Jahren anhalten kann, ist
diese Klientel besonders zu warnen.
LAUFEN BEI KÄLTE
Im Prinzip bestehen gegen den Laufsport auch bei Temperaturen von minus 5
bis minus 10 Grad keine Einwände. Sollte jedoch eine erhöhte
Luftfeuchtigkeit vorliegen und das Kälteempfinden höher liegen,
sollte jeder individuell für sich entscheiden, ob er sich einer Strapaze
bei hohen Minusgraden aussetzt oder nicht. Bei extrem trockener Kälte
werden auch niedrigere Temperaturen gut toleriert. Allerdings sollte der
Laufsport jenseits von minus 15 bis minus 20 Grad generell eingestellt werden,
weil die Atemwege die geatmete Luft dann nicht mehr ausreichend erwärmen
können und eine regionale Infektion inklusive von Lungenentzündungen
häufig unvermeidbar ist.
LAUFKLEIDUNG IM WINTER
Die Bekleidung sollte nach dem Zwiebelschalenprinzip aufgebaut sein.
Ausreichende luftdurchlässige Faserbekleidung ist zu bevorzugen.
Gefährlich ist saugende Baumwollkleidung, die die Flüssigkeit
aufnimmt, aber bei Beendigung des Sports zu sehr rascher Auskühlung mit
meistens fatalen Folgen führt. Wenn man mit dieser Kleidung läuft,
muss sofort nach Beendigung des Sportes die Kleidung gewechselt werden. Wobei
eine kurzfristige Auskühlung, auch der Sprung in kaltes Wasser, keine
schädigenden Folgen sondern durchaus wärmekompensierende Folgen im
Körper hat. Weil die Hautgefäße verengt werden bleibt die
Wärme im Körper, und der Körper kann langsam abkühlen.
LAUFEN BEI DUNKELHEIT
Eine Schwierigkeit im Winter ist die eingeschränkte Tageshelligkeit.
Viele gewohnte Waldläufer werden mit Bürgersteigen im Stadtbereich
vorlieb nehmen müssen. Das ist nicht negativ zu bewerten, wobei man aber
auf Nebenstraßen ausweichen sollte, um das Einatmen der Abgase auf ein
Minimum zu drosseln. Die Entwicklung einer geeigneten Laufbeleuchtung steht
noch aus. Ich habe mir selbst eine Lauflampe konstruiert mit einem Nahfeld und
einem Fernscheinwerfer. Damit kann ich auch bei völliger Dunkelheit
unkompliziert laufen und bleibe weiterhin zeitunabhängig. Erinnert werden
sollte daran, dass Läufer die Straßen oder Seitenwege benutzen, sich
ausreichend mit Leuchtstreifen oder ähnlichem versehen. Denn in dieser
Jahreszeit ist das Sehvermögen vieler älterer oder nicht richtig
bebrillter Autofahrer deutlich eingeschränkt. Viele Läufer sind bei
Unfällen schwer geschädigt worden.