Timothy Cherigat hat den 108. Boston-Marathon gewonnen. In einem Hitzerennen
mit Temperaturen von bis zu 29 Grad Celsius lief der 27-jährige Kenianer
ein cooles Rennen und triumphierte souverän in 2:10:37 Stunden. Für
Cherigat war es der größte Erfolg seiner Karriere. Für die
Trainingsgruppe von Dieter Hogen, Tom Ratcliffe und Godfrey Kiprotich war dies
der zweite Triumph binnen 32 Stunden. Tags zuvor hatte Evans Rutto (Kenia) in
ebenso beeindruckender Manier den London-Marathon gewonnen.
Schnellste Frau im Feld des Boston-Marathons war die kenianische
Marathon-Weltmeisterin Catherina Ndereba. Nach 2000 und 2001 gewann sie zum
dritten Mal diesen Klassiker. Ndereba lief 2:24:27 Stunden und bewies
angesichts der extremen Bedingungen ihre Klasse. Es war ein glänzender
Test für den Olympiamarathon in Athen für die Kenianerin. Sie
verdiente ebenso wie Cherigat ein Sieggeld von 80.000 Dollar.
Insgesamt 20.344 Läufer hatten für den 108. Boston-Marathon
gemeldet, 17.950 standen in Hopkinton am Start, 16.743 erreichten das Ziel im
Zentrum von Boston. Die Zeiten der Läufer litten deutlich unter den
extremen Bedingungen.
In einem verhaltenen Tempo begann angesichts der hohen Temperaturen das
Rennen der Männer. Da in Boston traditionell um 12 Uhr mittags gestartet
wird, herrschten bereits in der Anfangsphase des Rennens hohe Temperaturen von
über 25 Grad Celsius. Bis zur Halbmarathonmarke, die in 65:30 Minuten
passiert wurde, hatte sich die Spitzengruppe auf acht Läufer verkleinert
– darunter waren sieben Kenianer plus der Äthiopier Hailu Negussie,
der am Ende Fünfter wurde in 2:17:30 Stunden. In dieser Gruppe lief auch
der Vorjahressieger Robert Cheruiyot.
Auf den nächsten 10 km halbierte sich die Führungsgruppe. Zu
denen, die nicht mehr mithalten konnten gehörte der Vorjahressieger Robert
Cheruiyot. Vier Kenianer erreichten die 30 km nach 1:32:52 Stunden: Neben
Cherigat waren dies Rodgers Rop, Martin Lel und Robert Cheboror.
Schließlich entwickelte sich ein Zweikampf zwischen Rop und Cherigat
– einer ging k.o., der andere gewann: Als Timothy Cherigat auf das Tempo
drückte, wurde schnell offensichtlich, dass nur dieser Mann der Sieger
sein könnte. Rodgers Rop, der vor zwei Jahren sowohl in Boston als auch in
New York gewann, bekam große Probleme nach dem Tempowechsel von Cherigat
im hügeligen Gelände. Schließlich gab Rop ebenso wie der
Vorjahressieger Cheruiyot auf. Während Cherigat einem souveränen Sieg
entgegenlief, rannte Robert Cheboror auf Platz zwei in 2:11.49. Dritter wurde
Martin Lel in 2:13:38, Vierter war mit Stephen Kiogora (2:14:34) ein weiterer
Läufer aus der Trainingsgruppe von Dieter Hogen.
„In meinen ersten beiden Marathonrennen hatte ich jeweils
gesundheitliche Probleme. Deswegen habe ich mich dieses Mal sehr konzentriert
und langfristig vorbereitet, um sicher zu gehen, dass ich stark sein
würde. Ich hatte keine Probleme während des Rennens“,
erklärte Timothy Cherigat und fügte hinzu: „Vielleicht
hätte ich schneller laufen können, aber das ist bei diesen
Wetterbedingungen schwer zu beurteilen.“
Viel härter war der Sieg für Catherine Ndereba, die völlig
erschöpft im Ziel zu Boden sank. Es war ein Kampf bis zu letzten Meile,
bevor sie das Rennen gegen die starke Äthiopierin Elfenesh Alemu (2:24:43)
gewonnen hatte. „Es war unglaublich schwer, ich hatte ziemliche Schmerzen
am Ende“, erklärte die Marathon-Weltmeisterin, die in 2:24:27
Stunden eine beachtliche Zeit erzielte.
Zum ersten Mal waren die Frauen in Boston vor den Männern gestartet und
erreichten somit auch entsprechend vorher das Ziel. Es war Elfenesh Alemu, die
Frau des Marathon-Olympiasiegers Gezahegne Abera (Äthiopien), der tags
zuvor beim London-Marathon verletzt ausgestiegen war, die lange Zeit das Tempo
machte. Bei 10 km führte sie in 35:15 Minuten, bis zur Halbmarathonmarke
hatte die 28-Jährige in 1:12:21 Stunden einen Vorsprung von sieben
Sekunden auf Catherine Ndereba. „Ich bin mein eigenes Tempo
gelaufen“, sagte Ndereba später. Bei 25 km hatte sie Alemu
eingeholt, doch los wurde sie die Äthiopierin nicht. Noch bei 40 km
(2:16:57) liefen beide an der Spitze. Erst auf der letzten Meile fiel die
Entscheidung, als Ndereba sich trotz Krämpfen absetzen konnte.
„Heute brauchte man den Willen zu gewinnen“, sagte Ndereba –
es war ein guter Test für Athen.
Ergebnisse, Männer:
1. Timothy Cherigat KEN 2:10:37 2. Robert Cheboror KEN 2:11:49 3. Martin Lel
KEN 2:13:38 4. Stephen Kiogora KEN 2:14:34 5. Hailu Negussie ETH 2:17:30 6.
Benjamin Kimutai KEN 2:17:45 7. Joshua Kipkemboi KEN 2:18:23 8. Andrew Letherby
AUS 2:19:31
Frauen:
1. Catherine Ndereba KEN 2:24:27 2. Elfenesh Alemu ETH 2:24:43 3. Olivera
Jevtic SCG 2:27:34 4. Jelena Prokopcuka LAT 2:30:16 5. Nuta Olaru ROM 2:30:44
6. Lyubov Denisowa RUS 2:31:17 7. Malgorzata Sobanska POL 2:32:23 8. Victoria
Klimina RUS 2:33:20