Der neue Trend im Bereich der Ernährung kommt – wie so oft – aus
Amerika und heißt „Low Carb“. Übersetzt bedeutet das: „Esst wenig
Kohlenhydrate“. Gleichzeitig wird bei diesem Trend das Fett wieder frei
gegeben, sprich daran braucht man nicht mehr zu sparen. Bekannt ist
diese Ernährungsweise schon seit längerer Zeit z.B. unter dem
Stichwort „Atkins-Diät“. Auch hier dufte man so viel fett- und
eiweißreiche Nahrungsmittel zu sich nehmen wie man wollte und sollte
nur bei den Kohlenhydraten sparsam sein. Für „Low Carb“ und Co gibt es
mittlerweile einen großen Markt: Bücher, spezielle Lebensmittel -
insbesondere in Amerika – und vieles mehr. Die Getreideerzeugende
Industrie hat in den USA bereits das Nachsehen, die Produzenten von
fettreichen Lebensmitteln sind die Profiteure.
„Low Carb“ wird von vielen als die neue Ernährung propagiert, doch ist dieser Trend auch für Sportler sinnvoll?
Zunächst vorweg: Ob sich dieser Trend überhaupt langfristig günstig auf
die Gesundheit auswirkt, ist noch nicht eindeutig belegt. In der Tat
gehen die Blutfettwerte bei einer solchen Ernährungsweise erst einmal
runter. Zudem zeigen Untersuchungen, dass bestimmte
Zivilisationskrankheiten unter den bisherigen Essgewohnheiten immer
häufiger auftreten. Was eine solch radikale Umstellung aber langfristig
bringt, muss man sehen. Und schließlich ist die Ernährung nur ein
Faktor unseres Lebensstils und nicht allein verantwortlich .
Wie sieht es nun mit „Low Carb“ bei Sportlern aus? Das Training zehrt
an den Energiereserven und hier nicht nur am Fett sondern auch an den
Kohlenhydratspeichern. Wer viel trainiert, insbesondere intensive
Einheiten oder Intervallbelastungen absolviert, hat einen höheren
Kohlenhydratverbrauch und damit auch -bedarf als jemand, der sich Sport
lieber im Fernsehen ansieht. Und nicht nur intensive Belastungen
fordern die Kohlenhydratspeicher. Auch in langen Einheiten, wie z.B.
bei einem langen Grundlagenausdauer-Lauf über 2h und länger,
verbrauchen wir Kohlenhydratenergie. Zwar dominieren bei dieser Art von
Läufen die Fette in der Energiebereitstellung, aber auch Fette
verbrennen nur im Feuer der Kohlenhydrate. Sehr gut Trainierte
verbrennen einen höheren Anteil Fett, bei Einsteigern muss der
Fettstoffwechsel erst regelmäßig trainiert werden. Hier werden anteilig
mehr Kohlenhydrate verfeuert. Sind die Kohlenhydratreserven
aufgebraucht, läuft man in einen sogenannten „Hungerast“. Plötzlich
geht nichts mehr, man „platzt“ oder „der Mann mit dem Hammer kommt“,
wie wir Sportler sagen und das nicht selten bei km 35.
Wer jetzt durch „Low Carb“ inspiriert auf seine Nudelparty am Vorabend
verzichtet bzw. im Trainingsalltag bei Nudeln, Reis, Kartoffeln, Müsli
& Co. nur noch Spatzenportionen verzehrt, dem wird im Training oder
Wettkampf früher die Energie ausgehen. Weniger kohlenhydratreiche
Lebensmittel zu essen bedeutet auch weniger gefüllte
Kohlenhydratspeicher. Bei einem ruhigen Training werdet ihr das nicht
so merken, aber sobald es mal mehr zur Sache geht, Fahrtspiel,
Tempo-Wechsel-Läufe und intensive Läufe auf dem Plan stehen, wird es
mit der Kohlenhydratenergie wahrscheinlich knapp. Ihr werdet euch nicht
mehr so leistungsfähig und gut fühlen.
Deshalb: „Low Carb“ ist nicht für ambitionierte Sportler mit mehreren
Stunden Training pro Woche und zusätzlichen Wettkampfbelastungen
gedacht! Im Gegenteil. Nehmen Sportler trotz hoher Trainingsumfänge zu
wenig Kohlenhydrate auf, sinkt die Leistungsfähigkeit erheblich. Im
Übrigen ist regelmäßige Bewegung ein wichtiger Faktor bei der
Prävention zahlreicher Erkrankungen und zur Senkung der Blutfettwerte.
In diesem Sinne, genießen Sie weiter Ihre Nudeln und viel Spass beim
Training!