Ein großartiges TDK Golden League-Meeting in Brüssel wurde am
Freitagabend gekrönt vom Weltrekordlauf des Saif Saaeed Shaheen. Der erst
21-jährige Langstreckenläufer aus Katar rannte vor 47.000
begeisterten Zuschauern im ausverkauften Stade Roi Baudouin die 3000 m
Hindernis in 7:53,63 Minuten. Den alten Rekord hatte der Marokkaner Brahim
Boulami vor drei Jahren in Brüssel mit 7:55,28 Minuten aufgestellt.
Boulami wurde jedoch ein Jahr später, nach einem weiteren Weltrekord in
Zürich, des Dopings überführt und zwei Jahre gesperrt. Er lief
nun in Brüssel wieder mit und wurde Dritter in 8:02,66 Minuten.
Das Parademeeting in der TDK Golden League produzierte zudem einen zweiten
Weltrekord: Die russische Stabhochspringerin Jelena Isinbajewa übersprang
4,92 Meter.
Der Franzose Vincent Le Dauphin hatte das Feld als Tempomacher in 2:36,13
Minuten durch die 1.000-m-Marke geführt. Danach übernahm der Kenianer
Kipkirui Misoi die Tempoarbeit. 1200 Meter vor dem Ziel ging dann Shaheen an
die Spitze und passierte die 2000-m-Marke in 5:18,09 Minuten. Angefeuert von
den Zuschauern mobilisierte er die letzten Kräfte und stürmte zum
Weltrekord.
Olympiasieger hatte Saif Saaeed Shaheen nicht werden können. Das lag
daran, dass der frühere Kenianer im vergangenen Jahr seine
Nationalität wechselte. Der Kenianer, der früher Stephen Cherono
hieß und auch über 5.000 Meter enormes Potenzial hat, ging nach
Katar und heißt seitdem Shaheen. Im Katar soll er eine monatliche Rente
von 1.000 Dollar auf Lebenszeit erhalten.
Damit Kenias Leichtathletik-Verband dem Wechsel zustimmte, versprachen die
Ölscheichs aus Katar, in einem Talente-Zentrum der kenianischen
Läufer den Bau einer modernen 400-m-Bahn zu finanzieren. Bisher
können die Kenianer in Eldoret und Iten nur auf Aschenbahnen trainieren.
Durch dieses Geschäft war es möglich, dass Saif Saaeed Shaheen im
vergangenen Jahr bei der WM für Katar starten durfte und gewann.
Doch viele Kenianer reagierten empört. „Es wäre nicht gut
für Kenia, wenn dieser Mann gewinnt. Das ist demoralisierend, dass er
ausgerechnet kurz vor der WM diesen Wechsel gemacht hat – darüber
ärgere ich mich“, hatte Ezekiel Kemboi vor einem Jahr gesagt, bevor
er das WM-Finale gegen Shaheen verlor. Im Gegensatz zu Kenias
Leichtathletik-Funktionären blieben die Vertreter des Nationalen
Olympischen Komitees hart. Für Olympia gaben die Kenianer Saif Saaeed
Shaheen keine Freigabe. So konnte Ezekiel Kemboi in Athen Gold gewinnen. In
Brüssel zeigte Saif Saaeed Shaheen nun eine Art Trotzreaktion.
Mehrere weitere hochklassige Rennen sahen die Zuschauer in Brüssel.
Wilfred Bungei, der in Athen über 800 m ohne Medaille geblieben war,
siegte in starken 1:43,48 Minuten vor seinem Landsmann William Yiampoy
(Kenia/1:43,50). Über 1.500 Meter blieben fünf Läufer unter 3:31
Minuten. Der Kenianer Timothy Kiptanui siegte in 3:30,24 Minuten. Olympiasieger
Hicham El Guerrouj (Marokko) war nicht am Start.
Eine persönliche Bestzeit erreichte Edith Masai (Kenia), die die 5.000
Meter in 14:42,64 Minuten gewann. In Athen hatte sie das Rennen vorzeitig
aufgegeben. Die Äthiopierin Berhane Adere, die den Weltrekord angreifen
wollte, durfte nicht starten, weil sie der äthiopische Verband in die
Heimat zitiert hatte. Adere war auch schon aus dem Athen-Team aussortiert
worden.
Über 10.000 Meter der Männer blieben zwei Läufer unter 27
Minuten: Abdullah Ahmad Hassan (Katar) siegte in 26:59,54 Minuten vor dem
Kenianer Charles Kamathi (26:59,93).