Grossartiger Hauptsieger am 16. Swiss Alpine Marathon Davos über
78 km wurde der 30-jährige Marokkaner Lahcen Ahansal, der Vorjahressieger
Grigory Murzin (Russland) auf den Ehrenplatz verwies. Bei den Frauen landete
Birgit Lennartz den zehnten Davoser Erfolg. Sieger im Bergklassiker K42 von
Bergün nach Davos wurden Peter Gschwend (Kloten) und Janina Saxer
(Zürich).
Von Hanspeter Rennhard
Die Gebrüder Lahcen und Mohamad Ahancal waren schon letztes Jahr in
Davos dabei. Damals gelang dem jüngeren Mohamad (28) der Sieg am
Bergmarathon über 42 km von Bergün nach Davos via Keschhütte
(2632 m ü. Meer) und Scalettapass (2606 m). Ganz anders verlief die
Premiere vor einem Jahr für den älteren Bruder Lahcen (30), der, als
Topfavorit gestartet, bei Nässe und Kälte im Aufstieg zum
Kulminationspunkt fast „erfror“ und völlig erschöpft
aufgeben musste.
In einem Jahr viel gelernt
Doch diesmal hat Lahcen Ahansal, der zu den besten Wüstenläufern
der Welt zählt und Seriensieger des Marathon des Sables ist, alles richtig
gemacht und innerhalb eines Jahres sehr viel gelernt. So ist er die 78 km lange
Strecke dem Schwierigkeitsgrad entsprechend nicht zu schnell angegangen, liess
sich auf den ersten 20 Kilometer von schnelleren Läufern nicht nervös
machen und profitierte zudem von den guten klimatischen Bedingungen mit rund 15
Celsiusgraden auf den Kulminationspunkten.
Die Vorentscheidung fiel nach Bergün (km 40), als sich der Marokkaner,
der mit seinem ersten Preisgeld vor Jahren sein erstes Kamel kaufen konnte, von
Vorjahressieger Grigory Murzin (Ru) sowie seinem jüngeren Bruder Mohamad
absetzte, alle zu schnell gestarteten Läufer einholte und zum
„König“ am Kesch wurde. Schnellster Startläufer war
übrigens der Ungare Janos Bogar, der bis nach Bergün mit fast drei
Minuten Vorsprung in Führung lag, seinem Effort aber Tribut zollen musste
und schliesslich die Keschhütte mit mehr als 35 Minuten (!) Rückstand
passierte. Dafür hat Lahcen Ahansal völlig das Kommando
übernommen. So passierte er den Kulminationspunkt 3:15 vor
Titelverteidiger Grigory Murzin und 6:20 vor seinem Bruder Mohamad.
Damit waren die Medaillenränge bereits vergeben, auch wenn der mit
Magenproblemen kämpfende Marokkaner vorübergehend vom Russen
eingeholt wurde. Doch eine Temposteigerung auf der Ebene nach Dürrboden
(km 65) brachte den Wüstenläufer erneut allein in Front, womit er dem
klaren Sieg entgegenlief. Mohamad Ahansal konnte mit dem dritten Platz das
Familienbild auf dem Podest perfekt machen. Den Streckenrekord verpasste der
Sieger nach fast sieben Laufstunden nur um winzige 13 Sekunden. Das
schmälerte die Freude und die Preissumme von 4250 Franken nicht, wozu er
sagte: „Ich bin sehr zufrieden, jetzt kann ich mir ein weiteres Kamel
kaufen...“ Als bester Schweizer erreichte Markus Joos (Trimmis) das
Ziel.
Zehnter Sieg von Birgit Lennartz
„Miss Alpine Marathon Davos“ ist seit Jahren die Deutsche Birgit
Lennartz, die das Damenfeld von A bis Z kontrollierte und schliesslich Davos
mit fast 14 Minuten Vorsprung vor ihrer Landsfrau Elke Hiebl erreichte. Damit
holte sich Lennartz den achten Davoser Sieg in Serie und den zehnten insgesamt
an dieser weltschwierigsten Ultra-Bergprüfung. Gleichzeitig verbesserte
Lennartz ihren eigenen Streckenrekord (bisher 6:52:15) deutlich.
Peter Gschwend kehrt zum Siegen zurück
Der Zürcher Peter Gschwend (Kloten) hat in Davos schon alles gewonnen,
zu seinem Palmares gehören auch zwei Siege an der Hauptprüfung (1996
und 1998). Diesmal startete er am mit gegen 1200 Teilnehmern immer beliebteren
K42. Und wie früher schon über den Sertigpass, holte er nun auch auf
dieser Strecke einen überlegenen Sieg vor Ueli Horisberger (Schwarzenbach,
7:42 zurück) und dem Walliser Tony Kalbermatten (Visp, 12:38 zurück).
Peter Gschwend: „Dieser Sieg gibt Appetit; nächstes Jahr bin ich
– dann als 50-Jähriger - wieder am grossen K78 dabei.“
Bei den Frauen wiederholte Janina Saxer (Zürich) ebenfalls den
Vorjahressieg und gewann vor der einheimischen Eroica Spiess (Davos Dorf).
Langlauf-Nati als Teamsieger
Als Einsteigerlauf erfreut sich in Davos der K30 von Davos nach Filisur
(30,9 km) grosser Beliebtheit. Bei den Herren wiederholte Jörg Hafner
(Hasle) den Vorjahressieg, während die Deutsche Alexandra Petri
(Fischbachtal) Frauensiegerin wurde.
Schliesslich rundete der Teamlauf mit über 120 Mannschaften (zu 5
Teilnehmern) den ausgezeichnet verlaufenen 16. Swiss Alpine Marathon Davos mit
insgesamt gegen 4000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen ab. Hier ging der Sieg an
die Schweizer Ski-Langlauf-Nationalmannschaft.
Weitere Informationen zum Swiss Alpine Marathon unter www.swissalpine.ch. Fotos: Andy Mettler