Zwei Zeitbarrieren des Halbmarathons sollen am Sonntag unterboten werden: Bei der 37. Auflage des Berliner Halbmarathons peilen die Favoriten im Männerrennen Zeiten von unter einer Stunde an während die schnellsten Frauen die 21,0975 km lange Strecke in unter 70 Minuten laufen wollen. Die Favoriten kommen dabei einmal mehr aus Kenia. Doch auch eine Reihe von deutschen Topathleten kann eine gute Rolle spielen. Der Berliner Halbmarathon hat seine Wurzeln in beiden Hälften der einst geteilten Stadt und ist seit Jahren der größte und hochklassigste deutsche Halbmarathonlauf.
Wenig spricht dafür, dass am Sonntag die kenianische Dominanz beim Berliner Halbmarathon durchbrochen werden könnte. Nur zweimal kam in den vergangenen 15 Jahren der Sieger nicht aus Kenia. Drei Athleten der Läufernation Nummer eins gelten als Favoriten: Gilbert Masai, David Kogei und Daniel Chebii.
David Kogei hätte den Berliner Halbmarathon 2015 fast gewonnen. Im knappsten Zieleinlauf der Geschichte des Rennens bezwang ihn der Äthiopier Birhanu Legese. Kogei erzielte damals in Berlin seine nach wie vor aktuelle Bestzeit von 59:46 Minuten. Eine noch etwas schnellere Bestzeit weist Gilbert Masai auf. Der bereits 35-Jährige steigerte sich im vergangenen Jahr in Kopenhagen auf 59:31 Minuten. Ebenfalls schon unter einer Stunde ist Daniel Chebii gelaufen (59:49). „Unter 60 Minuten solle es auf jeden Fall gehen, am liebsten auch noch mit persönlicher Bestzeit“, so der Kenianer, der beim Berliner Halbmarathon bereits die Ränge drei (60:56/2011) und fünf (60:40/2014) belegt hat.
Wenn es um den starken Aufwärtstrend im deutschen Langstreckenlauf geht, fällt immer wieder auch sein Name: Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg). Der 29-Jährige lief bei den Olympischen Spielen im Marathon als bester Deutscher auf Platz 55. Im Halbmarathon hat er noch Nachholbedarf, denn hier steht seine Bestzeit bisher bei 63:51 Minuten. „Ich habe sehr lange Trainingsläufe in der Vorbereitung gemacht, bis 45 km, und fühlte mich dabei sehr gut. Das stimmt mich ganz positiv für Sonntag“, sagte Pflieger.
Während Steffen Uliczka (TSV Kronshagen-Kieler TB) kurzfristig mangels Form auf seinen Start verzichtete, ist völlig offen, zu welcher Leistung Homiyu Tesfaye (Eintracht Frankfurt) fähig ist. Einmal lief er bisher einen Halbmarathon: Vor fünf Jahren wurde er dabei bei den Deutschen Meisterschaften in Griesheim Sechster mit 67:17. Der aus Äthiopien stammende Läufer galt bis 2015 als die große deutsche Hoffnung für den Mittel- und Langstreckenbereich. 2016 zeigte seine Leistungskurve jedoch nach unten. Jetzt will sich der 23-Jährige in Berlin auf einer für ihn ungewohnten Strecke zurückmelden. „Ich will jetzt was anderes probieren, bevor die Sommersaison beginnt, habe viel Ausdauer trainiert im Winter und hoffe auf eine Zeit um 61 Minuten. Für die Sommersaison plane ich einen Start über 1.500 m bei der WM in London.“
Die Siegerinnen der vergangenen beiden Jahre treffen im Rennen der Frauen erneut aufeinander: Vor zwei Jahren gewann Cynthia Kosgei (Kenia) den Berliner Halbmarathon mit ihrer Bestzeit von 70:52 Minuten vor ihrer früheren Landsfrau Elizeba Cherono, die inzwischen für die Niederlande startet. Zuletzt siegte Cherono in 70:43, wobei allerdings Kosgei fehlte. Stark einzuschätzen ist zudem Edith Chelimo, die im vergangenen Jahr drei ihrer vier Halbmarathonrennen gewann. Die Kenianerin hat eine Bestzeit von 69:45.
Genau eine Minute schneller ist der persönliche Rekord von Sabrina Mockenhaupt (LT Haspa Marathon Hamburg). Mit 68:45 hatte sie den Berliner Halbmarathon 2009 gewonnen. Nach einer Kette von Verletzungen kann die 36-Jährige an derartige Zeiten nicht denken konnte. „Ich mache jetzt verstärkt auch Kraft-und Stabilitätstraining und freue mich auf den Lauf am Sonntag nach dem Motto ´Schauen wir mal´“. 2009 siegte sie mit ihrer nach wie vor aktuellen Bestzeit von 68:45 Minuten. Nach mehreren Verletzungspausen in den vergangenen Jahren dient ihr das Rennen am Sonntag in erster Linie als Standortbestimmung. Die 36-Jährige wird sich voraussichtlich eher an der starken deutschen Konkurrenz orientieren als an den Favoritinnen des Laufes.
Mit Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt) ist eine der Aufsteigerinnen in der deutschen Marathon-Szene am Start. Ihr war im vergangenen Jahr beim BMW Berlin-Marathon der Durchbruch gelungen. Sie verbesserte sich um gut fünf Minuten auf 2:28:34 und wurde Fünfte. Ihre Halbmarathon-Bestzeit von 72:55 lief sie vor einem Jahr in Barcelona. Um beim WM-Marathon im August in London dabei zu sein, muss sie einen Nachweis für den Verband liefern und 73:15 Minuten laufen: „Daher peile ich eine persönliche Bestzeit an“, macht sie klar, was ihr Ziel am Sonntag ist.
Während Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg) krankheitsbedingt passen musste, peilt Mona Stockhecke (LT Haspa Marathon Hamburg) eine persönliche Bestzeit an. Sie lief in Berlin vor einem Jahr mit 74:20 auf Rang neun.
34.004 Läuferinnen und Läufer aus 106 Ländern haben sich angemeldet, dazu kommen 1.512 Inlineskater sowie 16 Handbiker und vier Rollstuhlfahrer. Rund ein Drittel der Teilnehmer kommt aus dem Ausland, 12.466 aus Berlin, das restliche Drittel reist aus den Bundesländern an. Dies unterstreicht die wirtschaftliche Bedeutung für Berlin. Das Teilnehmerlimit war bereits Anfang Dezember 2016 erreicht.
Das Wetter am Sonntag verspricht durchaus im Sinne der Läufer zu sein: knapp 10 Grad am Start mit Höchsttemperaturen von 18 Grad und teilweise bewölkt. Das sind nahezu ideale Bedingungen zum flotten Laufen.
Startzeiten am Sonntag (Karl-Marx-Allee)
9.30 Uhr Inlineskating
9.55 Uhr Rollstuhlfahrer und Handbiker
10.05 Uhr Läufer
Social Media: Facebook live und Ticker
Das Rennen an der Spitze wird am Sonntag auf Facebook in den entscheidenden Passagen live übertragen (ab 10:05 Uhr). Dazu ist der Rennverlauf als Ticker über Twitter nachvollziehbar.
Die Leichtathletik-EM auf den Startnummern
Das Logo der Leichtathletik-EM 2018 in Berlin ziert die Startnummern des Berliner Halbmarathons 2017. Dies manifestiert auch die Zusammenarbeit der EM-Organisatoren („Berlin 2018“) mit Halbmarathon-Veranstalter SCC . Wie schon bei der Leichtathletik-WM 2009 in Berlin ist SCC EVENTS offizieller Partner für Planung, Organisation und Durchführung der insgesamt fünf Straßenwettbewerbe bei Deutschlands größter Sportveranstaltung 2018 (Geh-Wettbewerbe und Marathon). Mehr Informationen hier.
Die Sport- und Gesundheitsmesse BERLIN VITAL in der STATION Berlin
Hier holen sich die Teilnehmer ihre Startunterlagen ab. Über 100 Aussteller aus den Bereichen Sport, Gesundheit, Wellness und Lifestyle erwarten rund 60.000 Besucher. Die Messe BERLIN VITAL dauert von Donnerstag (30. März) bis Samstag, 1. April (19 Uhr).
Der Stadtverkehr am Wochenende
Zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommt es von Samstag, 12 Uhr (betrifft Karl-Marx-Allee zwischen Straußberger Platz und Otto-Braun-Straße), bis Sonntag, 21 Uhr. Welche Bereiche wann von Straßensperrungen betroffen sind, weist unsere interaktive Karte aus.