“Heute wollte ich einmal zeigen, was ich eigentlich drauf habe“,
freute sich Sabrina Mockenhaupt nach einem klasse 5000 m-Rennen im Koblenzer
Oberwerth. Mit 15:14,85 Minuten lief die kleine Siegerländerin sogar
Hausrekord, denn sie steigerte ihre im vergangenen Jahr bei den
Militär-Weltmeisterschaften in Tivoli gelaufenen Bestmarke um knappe zwei
Sekunden. Vorbei der Ärger über den missratenen Saisoneinstieg ins
WM-Jahr, als sie Mitte April bei der European 10 000 m-Challenge in Athen in
aussichtsreicher Position und im Marschplan auf die WM-Norm etwas voreilig aus
dem Rennen gegangen war. “Klar, die 10 000 m sind meine Hauptstrecke,
für die 5000 m plane ich eigentlich nichts. Deshalb ist so ein Ergebnis
eine Woche vor den Titelkämpfen in München besonders wichtig. Damit
lässt es sich in Ruhe nach München gehen!“ Auch wenn Sabrina
Mockenhaupt die WM-Norm über diese Distanz um sechs Sekunden verpasst
hatte, sie sorgte beim Mini-Internationalen im traditionsreichen Oberwerth
für den Lichtblick einer Veranstaltung, die leider nicht mehr den
Stellenwert früherer Jahre hat. Vorbei sind die Zeiten, als gleich
reihenweise ansprechende Leistungen auf den verschiedenen Distanzen erzielt
wurden. Mithin aber auch ein Spiegelbild der aktuellen Leistungsstärke
hierzulande.
Im Frauenrennen übernahm Sabrina Mockenhaupt schon nach 2000 m
couragiert das Renngeschehen von Susan Kurui (“Das war mir schon zu
langsam“) – und legte einen blitzsauberen 3000 m-Abschnitt noch in
9:06 Minuten hin. “Mit Konkurrenz wäre vielleicht sogar die WM-Norm
möglich gewesen“, dachte sie einen Moment sogar noch über eine
verpasste Chance nach. “Aber das kann ich in einem internationalen Rennen
nachholen. Das werde ich nach den 10 000 m-Meisterschaften mit meinem Trainer
besprechen!“ Und bei diesen gilt es für “Mocki“, die in
Athen noch verpasste WM-Norm nachzureichen. Doch wer könnte Sabrina
Mockenhaupt auf dem Weg zur Weltmeisterschaftsteilnahme eine Hilfestellung
sein? Melanie Schulz, die Titelverteidigerin, stellte sich direkt aus dem
kenianischen Höhencamp kommend, nicht der Verfassung vor, um eine
ernsthafte Konkurrentin im Dante-Stadion abzugeben. “Melanie hat zwar in
Kenia vornehmlich Ausdauer und selten höhere Geschwindigkeiten trainiert.
Wir haben die Rückkehr extra drei Tage vor Koblenz geplant, aber nach
dieser Vorstellung heute bin ich ratlos!“ bekannte Trainer Dieter
Hermann. Es hätte nämlich nicht viel gefehlt – und Sabrina
Mockenhaupt hätte ihre Konkurrentin auf der Ziellinie noch
überrundet. Doch Melanie Schulz hatte gerade noch einmal einen Gang
zugelegt, um zumindest die Schlussrunde in einem schnelleren Tempo zu
laufen.
Hinter der von Stefan Plätzer trainierten Norwegerin Siri Merete
Alfheim und der Schweizerin Mirjah Jenni, die beide noch unter der
16:00-Minuten-Marke blieben, überraschte Stephanie Maier mit einer
Steigerung auf 16:13,77 und Rang vier vor einer müde wirkenden Susanne
Ritter sowie der gerade noch als Sechste einlaufenden Melanie Schulz. Achte
wurde die 18jährige Eva Maria Stöwer, die trotz ihrer Verbesserung
auf 16:52,27 an der WM-Norm deutlich vorbei lief. Bei den Titelkämpfen in
München wird Eva-Maria aber einer Studienfahrt nach Italien fehlen.
Auch wenn ein entfesselt sprintender Moses Kigen, vor zwei Wochen Sieger
beim Würzburger Residenzlauf, dem Leverkusener Mario Kröckert den
Sieg knapp vor der Nase weg schnappte, zeigte sich der Bayer-Athlet nicht
zuletzt wegen seines Einstiegs mit 13:42,90 Minuten sehr zufrieden. “Das
Rennen sollte lediglich ein Test für München sein“,
erklärte der 25jährige im Ziel mit Blick voraus auf das kommende
Wochenende. Hinter Dieter Baumann gilt Kröckert als erster
Medaillenanwärter, wohl wissend, dass die WM-(Norm-)Trauben reichlich hoch
hängen. “Die Norm ist ein Hammer! So bleibt für mich nur die
Orientierung auf eine Bestzeit!“ Während Arne Gabius als Dritter mit
13:57,44 noch unter der 14:00-Minutenmarke, verpassten diese Dominik Burkhard,
Carsten Schütz und Lars Haferkamp knapp. Die Hoffnung von
Nachwuchs-Bundestrainer Henning von Papen auf schnelle 5000 m-Zeiten
erfüllten sich nicht: Der mutig startende Patrick Schulz brach in der
zweiten Streckenhälfte stark ein, dafür rückten Christoph Lohse
und Ricardo Giehl mit 14:33,06 bzw. 14:33,50 stärker ins Blickfeld.
Mini-Internationales in Koblenz (9.5.): Männer: 5000 m (vier
Zeitläufe): 1. Zeitlauf: 1. Moses Kigen (Ken) 13:42,34, 2. Mario
Kröckert (TSV Bayer Leverkusen) 13:42,90, 3. Arne Gabius (LAV
hamburg-Nord) 13:57,44, 4. Dominik Burkhardt (LG Eintracht Frankfurt) 14:01,02,
5. Carsten Schütz (TV Wattenscheid) 14:02,18, 6. Lars Haferkamp
(Gerolsteiner LGV) 14:03,22, 7. Harald Steindorfer (Aut) 14:03,58, 8. Philippe
Bandi (Sui) 14:04,26, 9. Ahmed Sansar (LG Lemgo) 14:11,26, 10. Ingo Müller
(LG Göttingen) 14:11,38, 11. Guido Streit (TSV Bayer Leverkusen) 14:11,56,
12. Jan Krauspe (LG Domspitzmilch Regensburg) 14:11,68.
Frauen: 5000 m: 1. Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) 15:14,85, 2. Siri Merete
Alfheim (Nor) 15:51,89, 3. Mirja Jenni (Sui) 15:55,16, 4. Stephanie Maier (LG
Leinfelden-Echterdingen) 16:13,77, 5. Susanne Ritter (LG Braunschweig)
16:21,80, 6. Melanie Schulz (LC Creaton Erfurt) 16:31,61, 7. Judith Heinze (TSV
Bayer Leverkusen) 16:35,92, 8. Eva Maria Stöwer (LAC Veltins
Hochsauerland) 16:52,27, 9. Katrin Engelen (LG Badenova Nordschwarzwald)
17:04,74, 10. Anja Reinhardt (LG Weinstadt) 17:08,32.
Wilfried Raatz