Der Ort Dernau liegt im Ahrtal, gut zwanzig Kilometer südlich von Bonn.
Das Ahrtal hat dort sehr steile Hänge, die mit Wein bewachsen sind. Dieses
nördlichste Weinbaugebiet Deutschlands ist auf Rotwein spezialisiert.
„Der Wein ist deshalb hell und leicht und wäre wahrscheinlich
längst ausgestorben“, schrieb der Weinkritiker Johnson noch 1995,
„lägen nicht reiche, dicht besiedelte Landstriche in unmittelbarer
Nähe und hätten nicht deren Bewohner eine solche Vorliebe für
Wanderungen durch die Weinberge und anschließende fröhliche Abende
in gemütlichen Gaststuben, wo man den Wein des Landes zu trinken
bekommt“.
Der Wein ist im letzten Jahrzehnt deutlich besser geworden und einige Winzer
werden mittlerweile auch von den Großkritikern des Weinbaus gelobt. Die
Vorlieben der Einheimischen, gemütlich sitzen und trinken, sind zum
Glück immer noch so, wie sie der große Johnson beschreibt. Doch vor
dem „Sitzen und Trinken“ sind an diesem Sonntag sportliche
Leistungen gefordert.
720 Läuferinnen und Läufer, Nordic-Walker und Wanderer machen sich
am frühen Morgen auf die unterschiedlichen Strecken des
Rotweinwanderweg-Volkslaufes. Knapp 200 Sportlerinnen und Sportler gehen auf
die lange Strecke über 20 Kilometer. 14 Grad und Nieselregen, die
Läufer sind mit dem Wetter zufrieden. In den Weinbergen wird es bei
Sonnenschein schnell sehr warm. Zu Beginn der Strecke, im Ort Dernau, gleich
ein kurzer Anstieg, dann geht es zwei Kilometer flach und zwischen den Reben
nach Marienthal, dort beginnt der steile Aufstieg in die Weinberge.
Asphaltierte Wirtschaftswege in den Bergen, Schilder die auf
Lagenbezeichnungen, Rebsorten und Winzer hinweisen. Das schöne Panorama
des Ahrtals ist heute leider mit Wolken verhangen.
Zur Halbzeit des Rennens ein Stück Wald auf der Bergspitze und am Ende
gibt es lange steile Bergab-Passagen über betonierte Wege. Der Hinweis
eines Veranstalters, heute die gut gedämpften Schuhe zu nehmen, erweist
sich spätestens jetzt als überaus hilfreich. Zurück in Dernau
ist an der Grundschule das Ziel erreicht.
Der „Dernauer – Läufertropfen“ verstaubt
nicht
Das Ziel des erfolgreichen Sportlers ist natürlich die Auszeichnung
nach dem Rennen. Nur lassen die meisten Veranstalter wenig Phantasie walten bei
der Auswahl der Auszeichnungen. Die regelmäßigen Teilnehmer an
Volksläufen klagen deshalb über mit alten Medaillen
überquellende Schubladen, verstaubte Pokale aus denen die Katze nicht
fressen will und Vorräte an Finisher-T-Shirts, die für mehrere
Jahrzehnte Hausputz und Malerarbeiten ausreichen würden.
Eine ideale Auszeichnung müßte den Läuferinnen und
Läufern Freude bereiten, sie sollte einen praktischen Nutzen haben und
gute wäre außerdem, wenn sie sich im Laufe des Jahres verbrauchen
ließe, schließlich gibt es im nächsten Jahr wieder eine
Auszeichnung.
Der SV Dernau hat eine optimale Auszeichnung entwickelt, den „Dernauer -
Läufertropfen“. Nach dem Rennen erhalten die fleißigen
Sportlerinnen und Sportler eine Flasche Portugieser Rotwein, der garantiert
nicht alt wird, verstaubt oder Schubladen verstopft.
Frank Bielefeld