Bereits mehr als 20 Jahre probiert man in den Niederlanden den
holländischen Rekord (2:09:01), aufgestellt durch Gerard Nijboer in
Amsterdam 1980, zu unterbieten.
Auch diesmal misslang es. Der Rekordhalter ist längst Nationaltrainer
der Langstreckler, und alle Bemühungen auf dem bekannt schnellen
Rotterdamer Kurs waren vergebens.
Nach dem Weltrekord von Densimo (2:06:50) in den 80-er Jahren, wurde hier
immer sehr schnell gelaufen.
Durch ein ausgeklügeltes Hasensystem und viel Geld stand der Fokus
immer auf die Weltbestzeit. Allerdings der Herren. Bis auf dem damaligen
Weltrekord von Tegla Loroupe beachtete man die Frauen eher weniger.
So standen dann auch in diesem Jahr wieder die Zeichen auf Weltbestzeit. Mit
dem Vorjahressieger John Kiprono, William Kiplagat und Fabian Roncero waren die
drei Favoriten auf den Sieg schnell ausgemacht.
Das gute Wetter, die gute Vorbereitung der Athleten und das Coaching
(manchmal am Rande des Erlaubten) boten Anlass zur Hoffnung.
Die niederländischen Asse sollten im Sog der Kenia-Express
„mitgezogen“ werden. Aus allen Vorhaben wurde leider nichts. Schwer
zu sagen, woran es gelegen hat.
Zwar gewann Kiplagat vor Kiprono und Roncero, aber die Zeiten waren
mässig. Nach der Absage der zwei chinesischen Marathonläuferinnen
(Angst vor SARS), war das Rennen bei den Frauen offen. Eine Siegerzeit
über 2:30 h gehört mittlerweile nicht mehr zu einem
Weltklasse-Marathon.
Die Streckenführung in Rotterdam ist in den letzten Jahren wiederholt
geändert worden. Niemand scheint sich über die teilweise chaotischen
Zuständen am Streckenrand aufzuregen.
Mit Berlin kann die Organisation längst nicht mehr mithalten.
Gemütlich aber war es allemal ! Insgesamt 6 x bin ich als
Holländer die Strecke in meiner Heimat gelaufen.
Diesmal blutete mir fast das Herz nur mit einem Fahrrad an mehreren Stellen
heranzufahren, um so ein Überblick über das Rennen zu bekommen.
Schon damals war es schwer vorstellbar, dass in Rotterdam insgesamt 2 x die
Weltbestzeit aufgestellt wurde.
Es sind inzwischen 6 Städte schneller, dennoch warten wir ab. Nichts
ist unwägbarer als der Marathon.
John Kunkeler