“Wir haben nicht nur den Mannheimern Beine gemacht, sondern auch die
Bevölkerung für den Marathonlauf begeistern können“,
fasste Sportchef Wilfried Raatz die Premiere des MLP Marathon Mannheim bei der
Pressekonferenz nach sechs Stunden “Powerlauf“ durch Mannheim
zusammen. Selbst die Sieger Leszek Beblo aus Polen und Kathrin Weßel vom
SCC Berlin waren erstaunt über die Begeisterung entlang der Strecke.
“Mannheim hat sich mit diesem Marathonlauf auf Anhieb einen Platz in der
Spitzengruppe der deutschen Marathonläufe gesichert“, sagten unisono
die beiden Premierensieger. Auch wenn die Siegerzeiten von 2:19:44 und 2:45:58
Stunden nicht unbedingt im Bereich des Erwarteten lagen, die Stimmung am
Wasserturm und entlang der Strecke zwischen der Oststadt, am Neckarufer, in der
Neckarstadt und in den Quadraten war ausgesprochen gut und entschädigte
für die umfangreiche Vorbereitungsarbeit der Organisation um die
ausrichtende Agentur May Prosports Consult GmbH. “Die Premiere ist uns
gelungen, auch wenn wir nicht verhehlen, dass es einige markante Schwachstellen
gab, die es in konstruktiver Zusammenarbeit zwischen dem Veranstalter, den
städtischen Gremien, der Polizei und dem Verkehrseinrichtungen zu
diskutieren gilt und entsprechende Konsequenzen für die zweite Auflage am
21. Mai 2005 zu ziehen“.
Über 5.800 Anmeldungen haben die Attraktivität Mannheims als
Marathonstadt und die Bedeutung für die Region im Schnittpunkt der
Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen nachhaltig
unterstrichen. Selten hat eine Marathonpremiere so viele Beine bewegt,
schließlich konkurrieren immerhin 120 Veranstalter bundesweit um die
Marathonklientel. “Der Druck war nicht unerheblich“, gestand
Wilfried Raatz ein, “schließlich haben uns sehr, sehr viele
Läufer im Vorfeld mit Vorschußlorbeeren bedacht, weil das Konzept
eines Dämmermarathons schon ein Alleinstellungsmerkmal auf der deutschen
Marathonlandkarte garantierte!“
5.878 Starter umfasste die Meldeliste für den ersten MLP Marathon
Mannheim einschließlich aller Rahmenwettbewerbe. Auch wenn das
Hauptaugenmerk auf dem Wettbewerb über die olympische Distanz
einschließlich des Team-Wettbewerbs galt, die attraktiven Wettbewerbe der
Handbiker und Rollstuhlfahrer sowie Inliner auf der Halbdistanz begeisterten
die Zuschauer entlang der Strecke nicht minder. Vor allem die schnellen
Handbiker faszinierten allenthalben, zumal es bei den Topfahrern um die
Startplätze bei den Paralympics ging. Die beiden starken
holländischen Fahrer Johan Reekers und Cefus Bouman sorgten für ein
“Höllentempo“ und bewältigten die Distanz in schier
unglaublichen 1:09:48 bzw. 1:09:49 Minuten und jubelten im Ziel über die
geschaffte Olympiaqualifikation. Aber auch der Dritte jubelte nicht minder,
denn der inzwischen in Darmstadt lebende Florian Sitzmann vom Team Sopur
schaffte den ersehnten Sprung in die deutsche Olympiamannschaft. Hinter zwei
weiteren holländischen Fahrern holte der mehrfache Olympiasieger Errol
Marklein Rang sechs und wahrte damit seine Anwartschaft auf einen Platz im
deutschen Team. Im kleinen Feld der Frauen war Lily Anggreny einmal mehr nicht
zu schlagen und hatte mit 1:32:42 Stunden mehr als zehn Minuten Vorsprung vor
Katja Lüke.
Im Inline-Halbmarathon setzte sich mit Richard Schäfer ein Mannheimer
in 34:35 Minuten hauchdünn vor seinem Teamgefährten vom Polar Speed
Team Tobias Beute durch. Bei den Frauen schaffte Sandra Hirsch vom SSC Meissen
den Sprung auf das Treppchen, in dem sie sich hauchdünn gegen Sabine
Blöcher durchsetzen konnte.
Und dann war die Bühne frei für die Marathonläufer. Tosender
Jubel empfing den Mann mit der Startnummer 1, den Polen Leszek Beblo. Der
zweifache Olympiastarter ließ zunächst die beiden Äthiopier
Gamachu Roba und Turbe Bedasso an der Spitze zusammen mit dem ebenfalls aus
Polen stammenden Tempomacher Miroslaw Plawgo gewähren, um sich dann nach
25 km an die Spitze zu setzen. Von nun wurde es ein einsames Rennen für
den 38jährigen Routinier, der mit 2:19:44 Stunden zwar nicht die
große Klassezeit erzielen konnte, aber einmal mehr die
Zuverlässigkeit in Person war. Die beiden Afrikaner hingegen hatten
gesundheitliche Probleme: Turbe Bedassos hatte nach 30 km Probleme mit der
Oberschenkelmuskulatur und musste das Tempo stark reduzieren, kam aber dennoch
als Zweiter ins Ziel. Gamachu Roba hingegen wurde sogar wegen völliger
Dehydrierung ins Krankenhaus gebracht. Völlig überraschend kam mit
Thomas Meinecke schon der Sieger der gleichzeitig integrierten Deutschen
Hochschulmeisterschaften ins Ziel. Der Student der TU Ilmenau schaffte 2:33:10
Stunden.
Lange warten musste Mannheims Oberbürgermeister Gerhard Widder als
Schirmherr der Veranstaltung mit dem Zielband auf die Frauensiegerin. Zwar
hieß diese wie erwartet Kathrin Weßel, doch die Berlinerin im
Trikot des SCC Berlin hatte mit erheblichen Magen-Darmproblemen zu kämpfen
und büßte mit fünf “Boxenstopps“ eine schnellere
Endzeit ein. Mit 2:45:58 Stunden war ihr Sieg allerdings ungefährdet.
“Das war ein harterkämpfter Sieg“ gestand Kathrin Weßel
später ein. “Schließlich möchte ich meine Karriere mit
einem Marathonsieg beenden. Deshalb kam ein Ausstieg für mich
überhaupt in Betracht. Am Wochenende, dem 22. Mai möchte ich zudem
noch beim AVON RUNNING Berliner Frauenlauf im Tiergarten die 10 Kilometer
laufen“. Die Berlinerin möchte mit nunmehr 38 Jahren ihre lange und
erfolgreiche Saison Ende des Jahres beenden. Und dann kam ein überaus
dickes Lob für den Veranstalter: “Die Organisation war sehr gut, die
Stimmung auf der Strecke wirklich klasse!“ Knapp zweieinhalb Minuten
später kam ihre schärfste Widersacherin Ledysha Biwott ins Ziel,
gefolgt von der Darmstädterin Jeannette Vrga, die mit 2:52:35 Stunden ihr
angestrebtes Ziel, in Mannheim die Olympianorm zu schaffen, deutlich verpasste.
Auf Rang vier holte sich Julia Alter vom TV Rheinau nicht nur das vierte
Preisgeld, sondern auch den Regio-Cup – und durfte sogar mit ihrer
Endzeit von 2:54:33 Stunden ebenso wie zufrieden Constanze Wagner sein, die als
Fünfte noch unter der begehrten Drei-Stunden-Marke blieb.
400 Teams sorgten für eine phantastische Belebung auf der Strecke,
schließlich tummelten sich auf dem Zwei-Runden-Kurs zusätzliche 1600
Läufer. Viele Betriebsmannschaften und einige Schulteams sorgten dabei mit
ihren Fans für eine tolle Stimmung. Natürlich sorgten die
leistungsorientierten Läufer für die schnellsten Zeiten: Bei den
Frauen hatte Andreina Byrd als Schlussläuferin der MTG Mannheim die
Genugtuung, als erste Frau ins Ziel einlaufen zu können. 2:41:35 Stunden
schnell waren Tina Tremmel, Stephanie Sosnowski, Daniela Kenty und Andreina
Byrd. Auch bei den Männern siegte ein “Promi-Team“. Der TV
Hatzenbühl ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, um vor
großer Kulisse seine leistungsstarke Mannschaft zu präsentieren. Der
frühere deutsche 10 000 m-Meister Thomas Greger durfte sich ebenso im Ziel
feiern lassen, schließlich lagen die Pfälzer wie später auch
die MTG-Frauen vor dem schnellsten Individualisten. Im großen Feld der
Teamläufer auch die Weltklasse-Triathleten Normann Stadler und Alexander
Taubert.
-wira