Sind Philosophen die idealen Olympiasieger? Zumindest in einem Fall scheint das
festzustehen. Der Fall heißt Platon. Er soll bei den Olympischen Spielen
der Antike zweimal im Pankration die Goldmedaille geholt haben. Dieser
Pankration war ein sogenannter Allkampf, bei dem mehr oder weniger alles
erlaubt war. Eine Mischung aus Boxen und Ringen.
Im „Sport-Brockhaus" heißt es: „Vor allem durch
schmerzhafte Würge-, Dreh- und Klammergriffe versuchte man, den Gegner zur
Aufgabe zu zwingen." Nicht selten nahmen die Kämpfe einen
tödlichen Ausgang.
Die französische Sport-Tageszeitung "L‘Equipe" hat die
Einstellung der Philosophen zu den antiken Olympischen Spielen untersucht.
Beleuchtet werden Platon, sein Lehrmeister Sokrates, Aristoteles,
außerdem Heraklit und Epiktet.
Breiter Rücken ...
Die Berichterstattung über Platons Erfolge sind allerdings nicht
einheitlich. Nach einer anderen Version soll er in erster Linie bei den Spielen
in Isthmia erfolgreich gewesen sein. Platon war, bevor er sich ganz der
Philosophie widmete, ein athletischer Typ, der offensichtlich auf Erfolg aus
war. Schon der Name sagt "Gut gebaut" oder "Mit breitem
Rücken".
Was große Denker der Antike am Sport fasziniert
Auf jeden Fall betrachtete er den Sport als Mittel der menschlichen Erziehung.
Sein Schüler Aristoteles wird als großer Anhänger des
Pentathlon geschildert. Praktische Erfolge hatte er dabei nicht aufzuweisen. Er
war der Theoretiker des Fünfkampfs, der aus den Disziplinen Weitsprung,
Laufen, Diskuswerfen, Speerwerfen und Ringen bestand. Aristoteles behauptete:
„Die Pentathleten sind die perfektesten unter den Athleten, weil die von
der Natur die Kraft, die Schnelligkeit, die Geschicklichkeit und den Mut
mitbekommen haben."
Sokrates - nur mittelmäßiger Sportler
Der Größte unter den Philosophen, Sokrates, galt als tapferer
Soldat, aber nur als mittelmäßiger Sportler. Laut Platon soll er
gesagt haben: „Ein Gott gab den Menschen die Musik und die Gymnastik, um
die Entwicklung ihrer Energie und Weisheit zu fördern."
Die großen Denker und ihre Einstellung zum Sport: Auch Heraklit
interessierte sich angeblich für den Sport und Olympia. Und von Epiktet
heißt es, dass er damals schon eine Trainingslehre entwickelt habe, die
auch heute noch gültig ist. Dass der Sport etwas mehr ist als das
Medien-Spektakel von Athen 2004, beweisen die Aussagen. In der Ära der
modernen Olympischen Spiele gibt es wenige Beispiele, die auf ähnlichem
Niveau liegen.
Hans Lenk - die große Ausnahme
Die große Ausnahme ist Hans Lenk, der Karlsruher
Philosophie-Professor, der 1960 in Rom im siegreichen Deutschland-Achter der
Ruderer saß. Von ihm heißt es, er sei der erste Philosoph
seit 2000 Jahren gewesen, der gleichzeitig Olympiasieger war.
... wenn die Philosophen Olympiasieger werden
Platon behauptete einst, die Welt sei nur zu regieren, wenn die Philosophen
Könige würden oder die Könige Philosophen. Der Olympismus wird
wahrscheinlich unsere Zeit nur überleben, wenn die Philosophen
Olympiasieger werden. Aber wie? Es bedarf großer Geduld, um an die
Verwirklichung dieses Ziels zu glauben.
Und wahrscheinlich noch länger wird es dauern, bevor die
Olympiasieger alle Philosophen werden.
Quelle:
www.dsb.de