"10" />Jahrelang dümpelte Walking in Deutschland vor sich hin. In den USA
der "Renner", übte es in Deutschland ausser in ein paar
Hochburgen (Baden-Württemberg, Prof. Bös an der Uni Karlsruhe) ein
Mauerblümchendasein aus. Auch der DLV hat es nie geschafft Walking zu
einem "Renner" zu machen. Was ist in USA anders gelaufen? Warum sind
in USA bis zu 80 Millionen Menschen gewalkt?
Der Sport wurde dort von Anfang an stark von der Industrie unterstützt.
Sportorganisationen, Vereine gibt es dort kaum, haben sich somit auch nicht
engagieren können. Dazu kommt, dass man keinen strengen Ausgrenzungen
macht. Wandern, Trekking, Marschieren und klassisches Walken – Gehen mit
verstärktem Armeinsatz – alles gehört zum Walking. Anders bei
uns: Kaum Engagement der Industrie, strenge Abgrenzung: Walking ist Gehen mit
verstärktem Armeinsatz, Wandern dagegen ist kein Sport und ist nicht zum
Walken zurechenbar. Fehlt uns da doch ein wenig die Toleranz?
Ganz anders die Entwicklung beim Nordic Walking. Zwar haben sich schon in
den Dreissigern einige Leute (Dr. Neureuther) mit den Wirkungen von
Stöcken beim Wandern und Skilaufen beschäftigt, in den USA tauchte
Anfang der Neunziger Pole-Walking auf (Walking mit Skistöcken). Der
Durchbruch gelang, als die Firma Exel für die finnischen Biathleten
Stöcke für das Sommertraining entwickelte. Zunächst haben Exel
und der finnische Herzfrequenzmessgeräte Hersteller Polar die Sportart
gefördert.
Im Jahre 2000 kam die Sportart nach Deutschland, inzwischen ist Nordic
Walking die Trendsportart. Zwar versuchen immer noch einige Nordic Walking als
Weiterentwicklung von Walking zu verkaufen, doch vom Bewegungsablauf ist es dem
Skilanglauf ähnlicher als dem Walking. Während vor 4 Jahren die
etablierten Sportverbände Nordic Walking als zu kommerziell ablehnten,
beanspruchen sie es heute für sich. Vor vier Jahren musste man sich noch
Kommentare anhören wie: "Sucht ihr den Schnee? Habt ihr die Skier
vergessen?" Heute tummeln sich fast 20 Stockhersteller auf dem Markt, die
Sportschuhhersteller interessieren sich für die Nordic Walker, es gibt 6
Verbände in Deutschland, 3 in Österreich.
Nordic Parks sollen helfen die gebeutelte Tourismusbranche zu
unterstützen. Aldi, Lidl und Netto verkaufen Nordic Walking Stöcke,
eine Kette verkauft Trekking Stöcke als Nordic Walking Stöcke
für 14,99 €. Jeder möchte an dem Boom profitieren. Doch wir
müssen aufpassen, dass aus dem eleganten Bewegungsablauf der
Skilangläufer nicht ein wildes „Gehacke“ wird. Es reicht nicht
ein paar Stöcke zu nehmen und im Eigenversuch loszulaufen.
Es müssen zwei Dinge stimmen, um die vielgepriesenen gesundheitlichen
Wirkungen zu erzielen:
1. Man muss die richtige Technik lernen, am besten bei einem ausgebildeten
Trainer
2. Das Material muss stimmen (Carbon/Glasfaser Stock und in einem
Stück).
Volker Rose