Das war ausgesprochenes Pech! Da hatte sich der Aufwärtstrend des
Spielbanken-Marathons in der niedersächsischen Landeshauptstadt in
Hannover in der Läuferszene eindrucksvoll rumgesprochen; war das Laufevent
im Herzen der City endlich in die Elite der deutschen Stadtmarathons
vorgedrungen – und doch gab es am Wochenende lange Gesichter bei den
Verantwortlichen: Dauerregen vom Start bis ins Ziel begleitete die gleichzeitig
ausgetragenen Deutschen Meisterschaften, bereitete vor allem den
Spitzenathleten auf der Jagd nach Top-Zeiten auf den teilweise etwas
glitschigen Straßen, und vor allem auch den zahlreichen Inlinern,
Probleme.
11.192 Starter, und damit fast 2.000 mehr als im Vorjahr, trugen dem in den
letzten Jahren stark aufpoliertem Image des Spielbanken-Marathons, dessen
Programm sich erstmals über zwei Tage erstreckte, Rechnung; aber nur die
jüngsten kamen trockenen Fußes über den Kurs. Der Kinderlauf
zum Auftakt am Samstagabend bei strahlendem Sonnenschein war ein begeisternder
Vorgeschmack auf die Party am hannoverschen Rathaus; aber schon die letzte
Runde bei der Premiere des anschließenden Mini-Marathons litt unter den
ersten Regenschauern.
Grau in grau dann der komplette Sonntag, was sich logischerweise in nicht
unerheblichem Maße auf die Zuschauerzahlen, nicht aber auf die Stimmung
unter den Aktiven und den verbliebenen Fans am Straßenrand auswirkte.
„Die, die da waren hatten alle einen Riesenspass“, freute sich
Klaus Timaues aus dem Büro des hannoverschen Oberbürgermeisters
über die trotz der widrigen Begleitumstände prächtige Laune an
der Strecke und vor allem im Start- Zielbereich.
Und sportlich brauchte sich der Hannover-Marathon ohnehin nicht zu
verstecken: Der Bronze-Medaillengewinner von Barcelona 1992, Stephan Freigang
(36), feierte ein beachtliches Comeback und sicherte sich mit Platz vier hinter
dem Kenia-Trio Moses Masai (2:12,28), Amos Matui (2:13,21) und Julius Sugut
(2:13,50) den Deutschen Meistertitel, verpasste aber in 2:14,02 deutlich die
ohnehin als illusorisch eingestufte Olympiaqualifikation für Athen klar.
"Da sollte sich der DLV noch einmal ernsthaft Gedanken machen; Stephan
gehört klar und eindeutig zu Olympia", wetterte nicht nur
Ex-Bundestrainer Winfried Aufenanger: "Dass der Deutsche Meister nicht
nach Athen darf ist schlicht und ergreifend eine Sauerei!"
Noch größeren Jubel löste aber die Lokalmatadorin aus.
Hinter der Vorjahressiegerin Tadelech Birra (Äthiopien; 2:37,32) lief die
Siegerin von 2002, Ines Cronjäger, in ihrer Heimatstadt auf Platz zwei und
durfte mit einer Zeit von 2:41,10 ihren zweiten Deutschen Meistertitel feiern.
"Dieser Erfolg ist noch schöner, als der erste Titel", strahlte
die 27jährige Referendarin überglücklich: "Was will man
mehr, als vor eigenem Publikum den Titel zu gewinnen. Mit dem Erfolg kann ich
dem Publikum, das mich unterwegs so engagiert unterstützt hat, etwas
zurückgeben."
Michael Kramer