Kenianische Männer und Äthiopiens Frauen bei den Teams voraus
- Halbmarathon-WM in Neu-Delhi – 64 Nationen am Start – 45. Platz
für den einzigen DLV-Starter Oliver Dietz
Der neue Weltmeister Paul Kirui gewann auch den 24. Bewag
BERLINER HALBMARATHON von SCC-RUNNING am 4. April 2004 in
1:00:40
Paul Kirui und Sun Yingije
"5" />Kenias Paul Kirui (Bild re. bei seinem Sieg beim 24. Bewag BERLINER
HALBMARATHON) und die Chinesin Sun Yingije sind die Gewinner der
Halbmarathon-Weltmeisterschaften in Neu-Delhli. Paul Kirui setzte sich dabei in
1:02:15 Stunden gegen Fabiano Joseph aus Tansania und den für Qatar
startenden früheren Kenianer Abdullah-Ahmad Hassan deutlich durch,
während sich die Asien-Marathonrekordlerin Sun Yingije in 1:08:40 Stunden
ähnlich souverän gegen die Kenianerin Lydia Cheromei und Constantina
Tomescu-Dita aus Rumänien zu behaupten wusste.
Rekordbeteiligung von 64 Nationen
Mit der Rekordbeteiligung von 64 Nationen wurde in Indiens
11-Millionen-Metropole Neu-Delhi die 13. Auflage der
IAAF-Halbmarathon-Weltmeisterschaften erstmals auf asiatischem Boden gestartet,
im Ziel im Jawaharal Nehru Stadium allerdings nur 84 Männer und 58 Frauen
und 12 Männer- bzw. 8 Frauenteams in der Gesamtwertung. Nicht nur
hinsichtlich der Beteiligung eine ernüchternde Bilanz, denn bis auf wenige
Ausnahmen fehlten die großen Namen der internationalen Laufszene, sondern
auch was das Leistungsniveau angeht blieben die Resultate deutlich hinter den
Erwartungen zurück.
40 000 Zuschauer im Stadion
Bei den Männern bildete sich nach dem Start im Jawaharlal Nehru Stadium
bis auf den vorweg laufenden Eriträer Yonas Kifle eine 20köpfige
Spitze mit allen Teamfavoriten. Nach der ersten von zwei Runden kristallisierte
sich eine 12er Gruppe mit dem Mitfavoriten John Cheruiyot Korir und dem
tansanischen WM-Zweiten des Vorjahres Fabiano Joseph zusammen mit den beiden
Uganda-Läufern Martin Toroitich und Wilson Busienei.
Nach 17 km brach der spätere Sieger Paul Kirui aus der Spitzengruppe
heraus, alleine noch mit seinem Teamkollegen Wilson Kiprotich Kebenel, Korir,
Joseph und dem Qatari Hassan (dem früheren Albert Chepkurui) im Schlepp.
Auf dem letzten Kilometer drehte Paul Kirui ein weiteres Mal auf und konnte mit
sicherem Vorsprung ins mit 40 000 Zuschauern gefüllte Stadion einlaufen.
„Ich hatte keine Angst vor Fabiano Joseph, viel mehr vor Hassan. Da wir
in der Vorbereitung oft zusammen trainiert hatten, wusste ich, wie stark er
ist! Dies ist aber auch ein Team-Wettkampf – und wir haben diesen als
Team gewonnen. Ja, ich habe die Attacke gestartet als mir John Cheruiyot Korir
sagte, er habe müde Beine!“
So einfach hört sich die Taktik des Siegers an, der übrigens neben
seinem Sieg in Ostia (1:00:22) auch den Berliner Halbmarathon Anfang April in
1:00:40 für sich entscheiden konnte und schon alleine durch diese
Topzeiten als ein absoluter Sieganwärter galt.
Zwei Halbmarathons in einer Woche sind auch für eine Sonia
O’Sullivan zuviel!
In Topform präsentierte sich Sun Yingije, die nicht nur ihre fünf
Jahre alte Bestmarke um drei Minuten steigern, sondern auch chinesischen Rekord
über die Halbmarathondistanz laufen konnte. Sie hatte sich in ihrem
typischen Laufstil mit hängenden Armen nach 10 km bereits frühzeitig
von der zunächst führenden Constantina Tomescu-Dita und der
Rotterdam-Marathon-Siegerin Lydia Cheromei gelöst, wurde aber zwei
Kilometer später wieder von der Kenianerin gestellt.
Beide Topfavoriten liefen zunächst eine Weile zusammen an der Spitze, nur
zehn Sekunden zurück mit Tomescu-Dita und O’Sullivan die Kandidaten
auf Bronze. Die als Mitfavoritin angekündigte unverwüstliche Sonia
O’Sullivan war eine Woche nach ihrem Halbmarathonstart beim Great North
Run jedoch geschwächt und hatte in der spannenden Endphase nichts mehr
zuzusetzen und lief mit 1:10:33 doch deutlich an einer Medaille
vorbei.
Ähnlich spektakulär ging es im Teamwettbewerb zu. Äthiopien
sicherte sich mit acht Sekunden Vorsprung vor Rumänien Gold – und
die ausgelobten 15 000 Dollar, während sich Kenia bei den Männern den
Titel von Tansania zurückholte.
Was kann Sun Yingije beim Beijing-Marathon nachlegen?
Vor Wochenfrist scheiterte die Japanerin Yoku Shibui mit 2:19:41 Stunden beim
31. real,- BERLIN-MARATHON am 2003 in Beijing aufgestellten Asienrekord der
Chinesin Yingjie Sun um winzige drei Sekunden, rückte aber in der
aktuellen Jahresweltbestenliste auf Rang eins, weil die Saisonresultate
einschließlich der bei Olympia erzielten Endzeiten deutlich über der
2:20 Stunden-Marke lagen. Wer zweifelt allerdings nun daran, dass Sun Yingjie
nicht zuletzt nach diesem überzeugenden Auftritt in Neu-Dehli beim
geplanten Start beim Beijing International Marathon Mitte Oktober die
Saison-Rangfolge zu ihren Gunsten wieder verändern wird?
Dietz-Coach Felbinger kritisiert 10
km-Meisterschaftstermin!
Der deutsche 5000 m- und 10 000 m-Meister Oliver Dietz kam als einziger
DLV-Vertreter mit den Gegebenheiten vor Ort nicht recht klar und musste als 45.
in 1:08:29 massives Lehrgeld bei seinem ersten WM-Start zahlen. „Wir
haben natürlich mehr erwartet“, kommentierte Trainer Günther
Felbinger das Abschneiden seines Schützlings. „Er hat einfach
Probleme gehabt, ins Rennen zu kommen. Das sieht man schon alleine an den 5
km-Zwischenzeiten. Nach 15:14 ging er bei 10 km schon 31:18 durch. Das ist
ungewöhnlich für ihn!“
Der Gerbrunner hatte sich mit einer feinen 1:03:38 beim Paderborner Osterlauf
für das Weltchampionat qualifiziert, von dieser Form lief er nun aber
ausgangs der Bahnsaison weit entfernt. „Die deutschen 10
km-Meisterschaften in Bad Liebenzell haben einfach nicht in die Vorbereitung
gepasst wie auch das eine oder andere Bahnrennen nach den 5000
m-Meisterschaften“ gibt Günther Felbinger selbstkritisch zu.
„Natürlich musste Oliver in Bad Liebenzell für seinen Verein,
die LG Braunschweig, antreten, schließlich geht es auch um eine
Vereinsförderung!“
Aber noch einmal zurück zur Halbmarathon-WM: „Im Vergleich zu den
Bestzeiten sind viele Athleten rund zwei Minuten zurückgeblieben, das
wäre auch für Oliver in Ordnung gewesen. Eine 68er Endzeit aber
nicht!“
Wilfried Raatz
PS:
Der 25.Bewag BERLINER HALBMARATHON - der Jubiläumslauf - findet am 3.
April 2005 statt.
2004 waren - bei Deutschlands größtem und schnellsten Halbmarathon -
17.046 Teilnehmer aus 63 Nationen - , vor über 100.000 Zuschauern am
Start.
www.real-berlin-marathon.com/events/halbmarathon