Die Spiele zur Feier der XXVIII. Olympiade neuer Zeitrechnung werden 2004 in
Athen ausgetragen. Schon zum 100-jährigen Jubiläum 1996 hatten viele
Sportfreunde die Rückkehr zu den Wurzeln erwartet. Nun ist dies, nicht
allein zur Freude unserer griechischen Freunde und Organisatoren, sondern der
gesamten olympischen Familie, endlich der Fall.
Viele denken bei dieser Rückkehr an die Wiege der Olympischen Idee
zunächst weniger an den Beginn der modernen Olympischen Spiele in Athen
1896, als vielmehr an die Wettkämpfe im antiken Olympia, die erstmalig 776
v. Chr. ausgetragen wurden. Und viele von uns sind überzeugt davon, dass
diese Rückkehr das Geschehen im modernen Spitzensport
außerordentlich bereichern kann.
Kein anderes Volk außer den Griechen hatte im Altertum das Ziel des
edlen Wettstreits so konsequent verfolgt und zu bewahren gesucht. Für kein
anderes Volks war die Anerkennung dieses Ideals, die Krönung des Sieges,
auf so dauerhafte Weise das höchste Gut unter allen Schätzen der
Welt, die Götter einem Sterblichen verleihen konnten. Es war der Geist des
Wettkampfs, der die griechische Zivilisation vorantrieb. Mag sich das
Olympische Fest der Antike auch grundlegend von den Olympischen Spielen, die
Pierre de Coubertin ersann und jenen, die wir heute erleben, unterscheiden, so
verdanken wir Griechenland und den Griechen, wie in vielen anderen Bereichen,
auch auf dem Gebiet des Sports ganz zentrale Prinzipien. Ohne die antiken
Olympioniken und ihre Ausstrahlung wäre es wohl kaum zur Gründung der
modernen Olympischen Spiele gekommen, die heute als globales Medienereignis
Milliarden Menschen an die Fernsehgeräte locken. Ob das idealisierte und
romantisch verklärte Bild, das die Gründerväter und ihre
Epigonen begeisterte und beflügelte, historisch korrekt war oder nicht,
spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist die Wirkung, die von
ihren Vorstellungen ausging.
Vor genau 130 Jahren schloss der griechische Staat mit deutschen
Archäologen einen Vertrag, der ihnen das Ausgrabungsrecht an den antiken
Stätten sicherte und im Gegenzug garantierte, das alle Fundstücke im
Land bleiben sollten. Es waren diese deutschen Archäologen, die den
französischen Baron Pierre de Coubertin inspirierten, seinem großen
internationalen Sportfest den Namen Olympische Spiele zu geben. Nicht zuletzt
also auch mit Blick auf die nicht gering zu schätzende eigene Bedeutung
bei der Wiederbelebung der Olympischen Idee darf sich die deutsche Mannschaft
auf das Ereignis in Athen freuen.
Das NOK für Deutschland wird mit einer großen und
leistungsstarken Mannschaft in Athen vertreten sein und hofft auf ein gutes
Abschneiden. Grund zum Optimismus geben die hervorragenden Ergebnisse unserer
Aktiven in der vorolympischen Saison. Mit ähnlich guten Leistungen wie
jenen bei Welt- und Europameisterschaften des zurückliegenden Jahres
würde Deutschland wieder einen Spitzenrang unter den Sportnationen
behaupten können.
Dafür wünsche ich allen Beteiligten, insbesondere aber
allen deutschen Aktiven großen Erfolg und das notwendige Glück, das
zur Umsetzung olympischer Träume notwendig ist.
Quelle:
Newsletter Juli 2004
www.nok.de