Während die Chinesin Huina Xing vier Jahre vor den Olympischen Spielen in
Peking sensationell olympisches 10.000-m-Gold in Athen gewann und dabei im
Spurt den favorisierten Äthiopierinnen keine Chance ließ, setzte
sich das Drama um Paula Radcliffe fort. Fünf Tage nach ihrem Marathon-Aus
bei Kilometer 36 hatte sich die Engländerin an die Startlinie des
10.000-m-Finales gestellt. Doch auch dieses Rennen beendete die
Marathon-Weltrekordlerin und 10.000-m-Europerekordlerin nicht. Paula Radcliffe
erlebte damit in Athen die schwerste Niederlage ihrer Karriere. Es wird nicht
einfach sein, sich davon zu erholen. Wohl keinen anderen Athleten der
Leichtathletikwettbewerbe in Athen traf es so hart. Xing siegte nach 30:24,36
Minuten vor den drei Äthiopierinnen Ejegayehu Dibaba (30:24,98), Derartu
Tulu (30:26,42) und Werknesh Kidane (30:28,30). Die aus Kenia stammende Lornah
Kiplagat (Holland) wurde Fünfte in 30:31,92. Die Äthiopier hatten
kurzfristig auf Weltmeisterin Berhane Adere wegen Formschwäche verzichtet.
Als das Feld die 5000-m-Marke nach 15:34,56 Minuten passierte, lag Paula
Radcliffe zwar noch in der 10-köpfigen Spitzengruppe, doch die Probleme
waren ihr deutlich anzumerken. Zwischen Kilometer sechs und sieben ging sie
schließlich aus dem Rennen. Fünf Tage nach einem Rennen über 36
km in derartigen Bedingungen war der Abstand einfach viel zu kurz. Vor vier
Jahren hatte Tegla Loroupe bei Olympia in Sydney genau das auch versucht.
Nachdem sie als Favoritin aufgrund von Magenproblemen beim olympischen Marathon
nicht über Rang 13 hinausgekommen war, startete sie sechs Tage später
über 10.000 Meter und wurde Fünfte.
Für Tegla Loroupe bedeutete dies damals eine große
Enttäuschung – doch es war kein solches Desaster wie es Paula
Radcliffe nun in Athen erlebte. Es scheint mehr als fraglich, ob die
30-Jährige in ihrer Karriere noch eine olympische Medaille gewinnen wird.
„Das Marathon-Aus war psychisch so hart für mich, dass ich, um das
zu überwinden, einfach wieder laufen musste. Heute war es im Gegensatz zum
Marathon nicht die Erschöpfung sondern es waren Schmerzen im Bein, die
mich stoppten. Es war ein Versuch, aber es ging nicht“, erklärte
Paula Radcliffe.
Während Paula Radcliffe den nächsten olympischen Niederschlag
verarbeiten musste, sollten die an der Spitze rennenden Äthiopierinnen
auch noch eine Überraschung erleben. Da Trio mit Dibaba, Tulu und Kidane
bestimmte die Pace und hatte mit Tempowechseln die Konkurrenz ermüdet.
Doch eine wurden sie nicht los: Huina Xing, die Junioren-Weltrekordlerin
über diese Strecke, hielt mit und legte schließlich im Endspurt
derart zu, dass Ejegayehu Dibaba keine Chance hatte. „Hier zu gewinnen,
hätte ich mir nie vorstellen können“, sagte Huina Xing.
Die einzige Deutsche im Feld, Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg), kam nicht
über Rang 15 in 32:00,85 Minuten hinaus.