DIE SITUATION:
Der beste Mann über diese Distanz geht vielleicht gar nicht erst an den
Start. Am Pfingstmontag brach der Äthiopier Kenenisa Bekele in Hengelo den
5000-m-Weltrekord mit 12:37,35 Minuten. Doch für ihn steht schon lange
fest, dass er sich in Athen bei Olympia auf die 10.000-m-Distanz konzentrieren
wird. Ein Doppelstart scheint zumindest fraglich.
Zwei andere, die im vergangenen Jahr ihre außergewöhnliche
Stärke über diese Distanz bewiesen haben, werden auch eher nicht am
Start sein. Saif Saaeed Shaheen (Katar), der erst vor rund einem Jahr von Kenia
nach Katar wechselte, könnte möglicherweise gesperrt sein für
die Olympischen Spiele. Das hängt davon ab, ob Kenias Verband eine
derartige Option zieht und eine Sperre beantragt. Doch selbst wenn Shaheen
starten könnte, würde er sich wohl auch die 3000 m Hindernis
konzentrieren. Der zweite ist Hicham El Guerrouj (Marokko). Der
Mittelstrecken-Weltrekordler will endlich sein erstes Gold gewinnen –
doch dabei geht es im um die 1500 Meter, nicht um die 5000.
Im WM-Finale war Hicham El Guerrouj vor einem Jahr Zweiter, knapp geschlagen
von dem Kenianer Eliud Kipchoge. Die 5000 Meter könnten Kenias Strecke
werden bei Olympia. Denn hier kann auch Abraham Chebii eine starke Rolle
spielen.
ABRAHAM CHEBII – KENIAS JOKER
Abraham Chebii sorgte 2003 für Aufsehen, als er in einem Rennen in Rom
gleich die zwei besten Äthiopier schlug: Haile Gebrselassie und Kenenisa
Bekele. Doch bei der WM war er nicht mehr in der Topform und wurde ,nur
Fünfter. Der 24-jährige Kenianer wird von der Londoner
Managementgruppe Kim McDonald betreut und lebt im Sommer zeitweise in England.
Sein Trainingsrevier sind dann die großen Parkanlagen im
südwestlichen London. Nachdem er bei einem Meeting in Paris 2003 auch
Haile Gebrselassie im Spurt geschlagen hatte, sagte der Ähtiopier:
“Ich kannte ihn nicht und hätte nicht gedacht, dass er am Ende so
schnell sein würde.“
Die letzten 400 m in 50,68
Chebii hatte bereits bei den Cross-Weltmeisterschaften 2000 über die
Kurzstrecke Rang fünf belegt. Seine enorme Spurtstärke stellte er
auch beim Grand-Prix-Finale 2002 unter Beweis. Damals gewann er die 3000 m und
legte dabei die letzten 400 Meter in 50,68 Sekunden zurück.
Zum Vergleich, was das bedeutet: Zwei solcher Runden führen nur haarscharf
am 800-m-Weltrekord vorbei. “Ich bin froh, die Gelegenheit genutzt zu
haben, Haile geschlagen zu haben. Denn so ein Sieg findet Beachtung in
Kenia“, sagte Abraham Chebii vor einem Jahr.