In zehn Wochen beginnen die Olympischen Spiele in Athen. Bis dahin wird hier
wöchentlich eine der elf Laufdisziplinen vorgestellt sowie dazu ein
Favorit für olympisches Gold. Es geht heute los mit den 800 Metern der
Frauen und endet zu Beginn der Olympischen Spiele mit dem Marathon der
Männer.
DIE SITUATION ÜBER 800 METER DER FRAUEN
Als 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen stattfanden,
waren Frauen noch gar nicht zugelassen. In der Leichtathletik starteten sie
erstmals 1928 – und schon damals gehörten die 800 Meter zum
Programm. In Amsterdam wurde die Deutsche Läuferin Lina Radke in 2:16,8
Minuten die erste 800-m-Olympiasiegerin.
Heute dominiert eine Frau seit vielen Jahren das Geschehen über die
zwei Runden: Maria Mutola. Die 31-Jährige aus Mozambique wird in Athen als
ganz große Favoritin an den Start gehen. Sie ist zugleich die
Titelverteidigerin und amtierende Weltmeisterin. Alles andere als ein Sieg von
Maria Mutola, die zurzeit bereits wieder mit 1:58,49 Minuten die
Jahresweltbestenliste anführt, wäre fast schon eine Sensation.
"5" />Die einzige Läuferin, die Maria Mutola über mehrere Jahre
hinweg immer wieder in ihrer Führungsposition angreifen konnte, war
Stephanie Graf. Doch die Österreicherin hat im vergangenen Jahr ihre
Karriere beendet. Und die Hallen-Weltrekordlerin Jolanda Ceplak
(Slowenien/1:55,82 Minuten) konnte nach einer beeindruckenden Saison 2002, in
der sie sich auf 1:55,19 steigerte – damit hat sie exakt die Bestzeit von
Maria Mutola erreicht –, nicht mehr an derartige Leistungen
anknüpfen.
MARIA MUTOLA – FÜNFTER OLYMPIASTART ALS
TITELVERTEIDIGERIN
Ohne Zweifel ist Maria Mutola eine der herausragenden Persönlichkeiten
der internationalen Leichtathletik. Schon 1988 startete die Läuferin aus
Mozambique, die als Jugendliche Fußball spielte, bei Olympia in Seoul
über 800 Meter. Als 15-Jährige schied sie bei den Olympischen Spielen
im Vorlauf aus, nachdem sie einen Monat vor ihrem 16. Geburtstag 2:04,36
Minuten gerannt war. Doch sie bekam ein Stipendium in Eugene (USA). Dort traf
sie ihren Trainer Margot Jennings, der sie in die Weltspitze führte.
Zwei Jahre später gewann sie die erste ihrer zahlreichen Goldmedaillen
bei den Afrika-Meisterschaften. Bei Olympia in Barcelona 1992 reichte es zwar
nur zu Rang fünf, doch danach blieb Maria Mutola, abgesehen von einer
Disqualifikation im WM-Halbfinale 1995, ungeschlagen bis zum nächsten
Olympiafinale. Nach 50 Finalsiegen in Serie reichte es in Atlanta 1996
überraschend nur zu Bronze. Doch in Sydney vor vier Jahren schlug endlich
ihre große Stunde bei Olympia. Bei Weltmeisterschaften hat Maria Mutola,
die Hallen-Titelkämpfe hinzugerechnet, bereits neun Goldmedaillen
über 800 Meter gewonnen.
Unter großem Druck gewann sie im vergangenen Jahr den IAAF Golden
League-Jackpot und sorgte dabei für ein Novum. Zum ersten Mal ging der
gesamte Jackpot an eine einzige Athletin. Eine Million Dollar sicherte sich
Maria Mutola mit ihrem Sieg am Ende der Serie in Brüssel. Eine Serie von
22 Siegen in Folge riss in diesem Jahr – allerdings wird es wohl ein
echter Ausrutscher bleiben. Maria Mutola stolperte im 1000-m-Hallenrennen von
Birmingham über den Hacken ihrer britischen Trainingspartnerin Kelly
Holmes. Beide trainieren hauptsächlich in Südafrika.
Über 160 Mal blieb Maria Mutola über 800 Meter bereits unter zwei
Minuten. Sie hat in ihrer Karriere alles gewonnen, von den
Afrikameisterschaften bis zu den Olympischen Spielen. Nur ein Weltrekord fehlt
ihr noch – doch der steht seit 1983 unantastbar bei jenen 1:53,28
Minuten, die Jarmila Kratochvilova (Tschechoslowakei) in München gelaufen
ist.