Drei großartige Lauf-Entscheidungen gab es am letzten Leichtathletik-Tag
der Olympischen Spiele von Athen im Olympiastadion. Am Sonntag steht zum
Abschluss des Programms nur noch der Marathonlauf der Männer auf dem
Programm.
Vor diesen Olympischen Spielen war Hicham El Guerrouj einer der großen
olympischen Pechvögel. Doch am vorletzten Tag der Spiele schaffte der
Marokkaner etwas, was bisher nur Paavo Nurmi gelungen war. Der legendäre
Finne wurde 1924 Doppel-Olympiasieger über 1.500 und 5.000 Meter. Das
schaffte nun auch Hicham El Guerrouj in Athen. Und dabei rang der
1.500-m-Sieger im Endspurt des 5.000-m-Finales keinen geringeren nieder als den
10.000-m-Olympiasieger und 5.000-m-Weltrekordler Kenenisa Bekele
(Äthiopien). Nach einem ersten Rennabschnitt im Bummeltempo, kam es erst
auf der letzten Runde zum echten Showdown. Sechs Läufer gingen gemeinsam
in die letzte Runde. 200 Meter vor dem Ziel überholte Kenenisa Bekele den
führenden Kenianer Eliud Kipchoge, doch hinter ihm kam noch Hicham El
Guerrouj. „Ich war optimistisch schon vor dem Start optimisitsch“,
erklärte El Guerrouj und fügte hinzu: „Ich widme diesen
historischen Doppelsieg meinem Land.“
Eine zweite Athletin, die ebenfalls in den letzten Jahren immer wieder Pech
hatte, erlebte in Athen ebenfalls traumhafte Tage: Kelly Holmes rannte nach dem
800-m-Gold nun auch über 1500 Meter zum Sieg. Die Britin ist die dritte
Läuferin der olympischen Geschichte, der dieser Doppeltriumph gelang.
Tatjana Kazankina (UdSSR) hatte dies 1976 in Montreal geschafft, Swetlana
Masterkowa (Russland) 1996 in Atlanta. Kelly Holmes war ein taktisch perfektes
Rennen gelaufen und in der letzten Runde von Platz acht zum Gold gestürmt.
„In Worten kann ich nicht ausdrücken, wie ich mich fühle. Der
800-m-Sieg war wie ein Schock und das heute ist einfach der komplette
Wahnsinn“, erklärte Kelly Holmes. „Sie kann beide Strecken
gewinnen, wenn sie es schafft, die Konzentration zu behalten“, hatte
Großbritanniens Mittelstrecken-Legende Sebastian Coe vor dem Finale
prophezeit.
Vier Jahre lang hatte sich Juri Borsakowski auf diesen Moment vorbereitet:
Nun war der russische 800-m-Läufer tatsächlich punktgenau topfit. In
1:44,45 Minuten wurde der 23-Jährige Olympiasieger über 800 Meter.
Damit hatte der einzige nicht aus Afrika stammende Athlet im Finale den anderen
die Show gestohlen. Als es auf die Zielgerade ging, lag der aus Kenia stammende
Däne Wilson Kipketer noch vorne, nachdem er Wilfred Bungei (Kenia) in der
Kurve überholt hatte. Doch es sollte wieder nicht reichen für den
800-m-Weltrekordler, der nun sicher ohne olympisches Gold bleiben wird. 1996
war er die Nummern eins, war jedoch aufgrund seines Nationalitätenwechsels
gesperrt. Im Jahr 2000 kam ihm der sensationell Gold gewinnende Nils Schumann
dazwischen, und nun musste sich Wilson Kipketer hinter Mbulaeni Mulaudzi mit
Bronze begnügen. Der Südafrikaner lief 1:44,61 Minuten während
Kipketer nach 1:44,65 im Ziel war.