"Wo laufen sie denn ....?" so der abgewandelte Slogan beim 58.
Paderborner Osterlauf. 7 240 Meldungen waren es schließlich, die
Osterlauf-Chef und SC Grün-Weiß-Vorsitzender Horst Wiczynski mit
berechtigtem Stolz nach einem feucht-fröhlichen Ostersamstag in trauter
Runde verkünden konnte. So viel wie niemals zuvor. “Das ist eine
Steigerung gegenüber dem Vorjahr noch einmal um 12 Prozent!“ Dass
damit das Ende der Fahnenstange in der Stadt an der Pader erreicht ist, das
lässt sich an eher Kleinigkeiten erkennen. “10 000 Teilnehmer sind
theoretisch zwar auch in Paderborn möglich“, blickt Horst Wiczynski
nach 28 Auflagen in verantwortlicher Funktion in die Zukunft, “doch nur
auf einer anderen Strecke und einem anderen Startbereich“. Aufgesplittert
in die zahlreichen Wettbewerbe hat der einstige Carl-Diem-Gedenklauf der
Hobbyläufer über 10 km mit 2 734 Anmeldungen die klassische
Langdistanz, die entsprechend den internationalen Gepflogenheiten von
ursprünglich 25 km auf die Halbmarathondistanz geändert wurde und
heuer 1.668 Anmeldungen zu verzeichnen hatte, als Renner des ältesten
deutschen Straßenlaufes mit Start und Ziel am Sportzentrum Maspernplatz
längst abgelöst.
Nieselregen schon vor Beginn der Veranstaltung schien die Hoffnung auf
schnelle Endzeiten zunichte zu machen, doch die Befürchtungen
bewahrheiteten sich zumindest für die Halbmarathondistanz nicht.
Dafür sorgte mit einer draufgängerischen Renngestaltung vorrangig
ein 17jähriger Kenianer namens Stanley Kipkosgei Salil. Der
Einundzwanzigste der Cross-Weltmeisterschaften im Juniorenrennen drückte
von Beginn an auf das Tempo, dem nur der ebenfalls vom Abmayr-Management in
Heidelberg betreute Ridha El Amri folgen konnte. Die kenianische Armada mit
Vincent Krop, der erst vor Wochenfrist als Sieger im ungarischen Debreczin eine
allerdings recht anzuzweifelnde 1:00:38 gelaufen war, Barnabas Kenduiywo und
Francis Kobiwott liefen rasch mit Abstand dahinter. Erfreulich aber auch vom
Start weg das couragierte Auftreten von Oliver Dietz, der sich zumeist im
Schlepp des Österreichers Michael Buchleitner aufhielt, der letztlich
“das Rennen seines Lebens“ laufen sollte. Stanley Kipkosgei Salil
drückte die erst im Vorjahr von Tendai Chimusasa auf 1:02:03 Stunden
fixierte Streckenbestmarke auf 1:01:53 Stunden – und war damit
gewiß nicht der einzige Finisher, der im Ziel jubeln konnte. In einer
spannenden Auseinandersetzung um Rang drei (!) hatte der Gerbrunner die
besseren Kraftreserven und kam mit 1:02:38 eine Sekunde vor Buchleitner ein,
der sich in der Vorbereitung auf den Wien-Marathon mit einem neuen Landesrekord
präsentierte. “Ist das genial!. Unter 63 Minuten – das ist
doch die WM-Norm!“ Der Neu-Braunschweiger konnte es kaum glauben.
Als DM-Vierter in Siegburg mit 1:05:06 sichtlich enttäuscht, nun mit
einer Glanzleistung in Paderborn obenauf, die Gunst der Stunde nutzend.
“Das ist ein Quantensprung für mich, die Steigerung um mehr als zwei
Minuten macht man nicht alle Tage. Die Bedingungen waren heute einfach ideal,
außerdem habe ich natürlich von der guten Tempoarbeit von Michael
Buchleitner profitiert!“
Er war allerdings der einzige Deutsche, der am Ostersamstag so richtig
zufrieden war. Claudia Dreher wollte eine Woche vor ihrem Start beim
Hamburg-Marathon eher einrollen als ein hohes Risiko eingehen und kam hinter
fünf Kenianerinnen in glatten 34:00 ins Ziel. “Das war heute ein
Laufen im grünen Bereich. Ich habe mit bei diesem Tempo wohl gefühlt
und das ist die Hauptsache!“
Reichlich frustriert hingegen Carsten Eich, der seit 1993 mit 27:47 Minuten
die Streckenbestzeit in Paderborn hält, bei der 58. Osterlauf-Auflage
allerdings mit 29:50 auf Rang fünfzehn völlig abgeschlagen einkam.
“Das war nicht gut! Schon nach fünf Kilometern hatte ich dicke
Beine!“ Kurz und knapp das Fazit des Braunschweigers, der Anfang Mai in
Düsseldorf seine Marathonfähigkeiten unter Beweis stellen wird. Gut
vierzig Sekunden zuvor war Tendai Chimusasa mit 29:07 “total happy“
ins Ziel eingelaufen, wie er seine Gefühle in bekannter Manier
formulierte. “Ich bin wieder zurück“, gestand der sympathische
Läufer aus Simbabwe, der nach dem Ludwigshafener Citylauf die Saison
vorzeitig beendet hatte.
Kigen vor Kigen, so hieß der Einlauf über die 10 km-Distanz.
Moses vor Wilfred, um die Reihenfolge präzise zu formulieren. Der nur 1,56
m große Moses lief sich seinen Frust der Nichtberücksichtigung in
das kenianische Cross-WM-Aufgebot auf Paderborner Boden heraus und setzte mit
dem knappen Sieg gegen seinen Namensvetter seine umfangreiche Erfolgsserie in
Deutschland fort. Bei den Frauen beeindruckte die Cross-WM-Siebte Eunice
Jepkorir mit ungefährdeten 32:07. Den einzigen europäischen Erfolg
durfte Petra Kaminkova in Paderborn verbuchen. Die Tschechin siegte bereits zum
dritten Male auf der Halbmarathondistanz in diesmal 1:12:19 klar vor ihrer
Landsfrau Jana Klimesova und Grace Malot, die gerne in die Fußstapfen
ihrer berühmten Schwester Leah treten möchte.
Wilfried Raatz
58. Paderborner Osterlauf (10.4.):
Halbmarathon: Männer: 1. Salil (Ken) 1:01:53, 2. El Amri (Tun) 1:02:10,
3. Dietz (LG Braunschweig) 1:02:38, 4. Buchleitner (Aut) 1:02:39 (LR), 5.
Tapala 1:04:11, 6. Krop 1:04:24, 7. Samoei 1:05:11, 8. Talam (alle Ken) 1:0512,
9. Vanko (Svk) 1:05:27, 10. Roba (Eth/ ASC Darmstadt) 1:05:52, 11. Lange
(Post-SV Holzminden) 1:08:48, 12. Eickmeyer (LG Bad Salzuflen) 1:12:56, 13.
Nothdurft (LG Weserbergland) 1:13:09 (1. M 40), 14. Wuppinger (Aut) 1:13:32,
15. Daude 1:13:59, 16. Henne (beide TSV Obervorschütz) 1:14:13, 17. Nitz
(Delligser SC) 1:14:19, 18. Hohenhorst (SC Beckum) 1:15:28 (1. M 45), 19.
Pakmohr (LCK Ronsdorf) 1:15:15, 20. Gonzalez-Diez (Esp/ TSV Barsinghausen)
1:15:15. Frauen: 1. Kaminkova (Cze) 1:12:19, 2. Klimesova (Cze) 1:14:13, 3. G.
Malot (Ken) 1:15:59, 4. Gurkina (Rus) 1:16:15, 5. Maak (TSV Bayer Leverkusen)
1:16:25, 6. Vrga (Cro/ ASC Darmstadt) 1:16:55, 7. Nitzge (Volkmarsen) 1:21:55,
8. Poywo (Ken) 1:22:01, 9. Knobeloch (TG Werste) 1:23:11 (1. W 50) 1:23:11, 10.
Becker (TSV Kronshagen) 1:24:22.
10 km: Männer: 1. Moses Kigen 28:26, 2. Wilfred Kigen 28:27, 3.
Kibiwott 28:35, 4. Sammy Kipruto 28:40, 5. Elijah Sang 28:40, 6. Daniel Kirui
28:43, 7. Tamui 28:45, 8. Sawe 28:50, 9. Miningwo 28:56, 10. Tandoi 28:58, 11.
Kenduiywo 29:01, 12. James K. Kosgei (alle Ken) 29 :03, 13. Chimusasa (Zim)
29:07, 14. Baranowski (Ukr) 29:19, 15. Eich (LG Braunschweig) 29:50, 16. John
Kiprono 29:51, 17. Jaroszewski (Pol) 30:19, 18. Gurkin (Rus) 30:20, 19. Gladki
(Pol) 30:23, 20. Abdessalam (Alg/ PSV GW Kassel) 30:34, 21. Wyatt (Nzl) 30:40,
22. Sansar (LG Lemgo) 30:46, 23. Pyka (LG Domspitzmilch Regensburg) 30:48, 24.
Arndt (SC Potsdam) 31:00, 24. Brouwer (LC Paderborn) 31:26, 26. Uhlig (DHfK
Leipzig) 31:35, 27. Wienbreier (LG Osterode) 32:04, 28. Merkel (PSV GW Kassel)
32:06, 29. D. Strotmann (LC Solbad Ravensberg) 32:06, 30. Maegher (Aus)
32:09.
Frauen: 1. Jepkorir 32:07, 2. Chepkonga 32:45, 3. Kurui 32:50, 4. Kiptoo
32:58, 5. Wambui (alle Ken) 33:34, 6. Dreher (Gänsefurther Sportbewegung)
34:00, 7. Chelimo 34:49, 8. Bor (beide Ken) 35:01, 9. Mocariova (Svk) 35:50,
10. Tiedemann (SG Kronshagen) 35:58, 11. Schley (VfL Gladbeck) 37:02, 12.
Siebert (TSV Obervorschütz) 37:41, 13. Struschka (PSV GW Kassel) 37:58,
14. Rodloff (LG Hamm) 38:12, 15. Rahns (DJK Gütersloh) 38:33, 16. Wallow
(SF BG Marburg) 38:35 (1. W 40)