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Oliver Dietz nutzt die Gunst der Stunde

"Wo laufen sie denn ....?" so der abgewandelte Slogan beim 58.

Paderborner Osterlauf. 7 240 Meldungen waren es schließlich, die

Osterlauf-Chef und SC Grün-Weiß-Vorsitzender Horst Wiczynski mit

berechtigtem Stolz nach einem feucht-fröhlichen Ostersamstag in trauter

Runde verkünden konnte. So viel wie niemals zuvor. “Das ist eine

Steigerung gegenüber dem Vorjahr noch einmal um 12 Prozent!“ Dass

damit das Ende der Fahnenstange in der Stadt an der Pader erreicht ist, das

lässt sich an eher Kleinigkeiten erkennen. “10 000 Teilnehmer sind

theoretisch zwar auch in Paderborn möglich“, blickt Horst Wiczynski

nach 28 Auflagen in verantwortlicher Funktion in die Zukunft, “doch nur

auf einer anderen Strecke und einem anderen Startbereich“. Aufgesplittert

in die zahlreichen Wettbewerbe hat der einstige Carl-Diem-Gedenklauf der

Hobbyläufer über 10 km mit 2 734 Anmeldungen die klassische

Langdistanz, die entsprechend den internationalen Gepflogenheiten von

ursprünglich 25 km auf die Halbmarathondistanz geändert wurde und

heuer 1.668 Anmeldungen zu verzeichnen hatte, als Renner des ältesten

deutschen Straßenlaufes mit Start und Ziel am Sportzentrum Maspernplatz

längst abgelöst.

Nieselregen schon vor Beginn der Veranstaltung schien die Hoffnung auf

schnelle Endzeiten zunichte zu machen, doch die Befürchtungen

bewahrheiteten sich zumindest für die Halbmarathondistanz nicht.

Dafür sorgte mit einer draufgängerischen Renngestaltung vorrangig

ein 17jähriger Kenianer namens Stanley Kipkosgei Salil. Der

Einundzwanzigste der Cross-Weltmeisterschaften im Juniorenrennen drückte

von Beginn an auf das Tempo, dem nur der ebenfalls vom Abmayr-Management in

Heidelberg betreute Ridha El Amri folgen konnte. Die kenianische Armada mit

Vincent Krop, der erst vor Wochenfrist als Sieger im ungarischen Debreczin eine

allerdings recht anzuzweifelnde 1:00:38 gelaufen war, Barnabas Kenduiywo und

Francis Kobiwott liefen rasch mit Abstand dahinter. Erfreulich aber auch vom

Start weg das couragierte Auftreten von Oliver Dietz, der sich zumeist im

Schlepp des Österreichers Michael Buchleitner aufhielt, der letztlich

“das Rennen seines Lebens“ laufen sollte. Stanley Kipkosgei Salil

drückte die erst im Vorjahr von Tendai Chimusasa auf 1:02:03 Stunden

fixierte Streckenbestmarke auf 1:01:53 Stunden – und war damit

gewiß nicht der einzige Finisher, der im Ziel jubeln konnte. In einer

spannenden Auseinandersetzung um Rang drei (!) hatte der Gerbrunner die

besseren Kraftreserven und kam mit 1:02:38 eine Sekunde vor Buchleitner ein,

der sich in der Vorbereitung auf den Wien-Marathon mit einem neuen Landesrekord

präsentierte. “Ist das genial!. Unter 63 Minuten – das ist

doch die WM-Norm!“ Der Neu-Braunschweiger konnte es kaum glauben.

Als DM-Vierter in Siegburg mit 1:05:06 sichtlich enttäuscht, nun mit

einer Glanzleistung in Paderborn obenauf, die Gunst der Stunde nutzend.

“Das ist ein Quantensprung für mich, die Steigerung um mehr als zwei

Minuten macht man nicht alle Tage. Die Bedingungen waren heute einfach ideal,

außerdem habe ich natürlich von der guten Tempoarbeit von Michael

Buchleitner profitiert!“

Er war allerdings der einzige Deutsche, der am Ostersamstag so richtig

zufrieden war. Claudia Dreher wollte eine Woche vor ihrem Start beim

Hamburg-Marathon eher einrollen als ein hohes Risiko eingehen und kam hinter

fünf Kenianerinnen in glatten 34:00 ins Ziel. “Das war heute ein

Laufen im grünen Bereich. Ich habe mit bei diesem Tempo wohl gefühlt

und das ist die Hauptsache!“

Reichlich frustriert hingegen Carsten Eich, der seit 1993 mit 27:47 Minuten

die Streckenbestzeit in Paderborn hält, bei der 58. Osterlauf-Auflage

allerdings mit 29:50 auf Rang fünfzehn völlig abgeschlagen einkam.

“Das war nicht gut! Schon nach fünf Kilometern hatte ich dicke

Beine!“ Kurz und knapp das Fazit des Braunschweigers, der Anfang Mai in

Düsseldorf seine Marathonfähigkeiten unter Beweis stellen wird. Gut

vierzig Sekunden zuvor war Tendai Chimusasa mit 29:07 “total happy“

ins Ziel eingelaufen, wie er seine Gefühle in bekannter Manier

formulierte. “Ich bin wieder zurück“, gestand der sympathische

Läufer aus Simbabwe, der nach dem Ludwigshafener Citylauf die Saison

vorzeitig beendet hatte.

Kigen vor Kigen, so hieß der Einlauf über die 10 km-Distanz.

Moses vor Wilfred, um die Reihenfolge präzise zu formulieren. Der nur 1,56

m große Moses lief sich seinen Frust der Nichtberücksichtigung in

das kenianische Cross-WM-Aufgebot auf Paderborner Boden heraus und setzte mit

dem knappen Sieg gegen seinen Namensvetter seine umfangreiche Erfolgsserie in

Deutschland fort. Bei den Frauen beeindruckte die Cross-WM-Siebte Eunice

Jepkorir mit ungefährdeten 32:07. Den einzigen europäischen Erfolg

durfte Petra Kaminkova in Paderborn verbuchen. Die Tschechin siegte bereits zum

dritten Male auf der Halbmarathondistanz in diesmal 1:12:19 klar vor ihrer

Landsfrau Jana Klimesova und Grace Malot, die gerne in die Fußstapfen

ihrer berühmten Schwester Leah treten möchte.

Wilfried Raatz

58. Paderborner Osterlauf (10.4.):

Halbmarathon: Männer: 1. Salil (Ken) 1:01:53, 2. El Amri (Tun) 1:02:10,

3. Dietz (LG Braunschweig) 1:02:38, 4. Buchleitner (Aut) 1:02:39 (LR), 5.

Tapala 1:04:11, 6. Krop 1:04:24, 7. Samoei 1:05:11, 8. Talam (alle Ken) 1:0512,

9. Vanko (Svk) 1:05:27, 10. Roba (Eth/ ASC Darmstadt) 1:05:52, 11. Lange

(Post-SV Holzminden) 1:08:48, 12. Eickmeyer (LG Bad Salzuflen) 1:12:56, 13.

Nothdurft (LG Weserbergland) 1:13:09 (1. M 40), 14. Wuppinger (Aut) 1:13:32,

15. Daude 1:13:59, 16. Henne (beide TSV Obervorschütz) 1:14:13, 17. Nitz

(Delligser SC) 1:14:19, 18. Hohenhorst (SC Beckum) 1:15:28 (1. M 45), 19.

Pakmohr (LCK Ronsdorf) 1:15:15, 20. Gonzalez-Diez (Esp/ TSV Barsinghausen)

1:15:15. Frauen: 1. Kaminkova (Cze) 1:12:19, 2. Klimesova (Cze) 1:14:13, 3. G.

Malot (Ken) 1:15:59, 4. Gurkina (Rus) 1:16:15, 5. Maak (TSV Bayer Leverkusen)

1:16:25, 6. Vrga (Cro/ ASC Darmstadt) 1:16:55, 7. Nitzge (Volkmarsen) 1:21:55,

8. Poywo (Ken) 1:22:01, 9. Knobeloch (TG Werste) 1:23:11 (1. W 50) 1:23:11, 10.

Becker (TSV Kronshagen) 1:24:22.

10 km: Männer: 1. Moses Kigen 28:26, 2. Wilfred Kigen 28:27, 3.

Kibiwott 28:35, 4. Sammy Kipruto 28:40, 5. Elijah Sang 28:40, 6. Daniel Kirui

28:43, 7. Tamui 28:45, 8. Sawe 28:50, 9. Miningwo 28:56, 10. Tandoi 28:58, 11.

Kenduiywo 29:01, 12. James K. Kosgei (alle Ken) 29 :03, 13. Chimusasa (Zim)

29:07, 14. Baranowski (Ukr) 29:19, 15. Eich (LG Braunschweig) 29:50, 16. John

Kiprono 29:51, 17. Jaroszewski (Pol) 30:19, 18. Gurkin (Rus) 30:20, 19. Gladki

(Pol) 30:23, 20. Abdessalam (Alg/ PSV GW Kassel) 30:34, 21. Wyatt (Nzl) 30:40,

22. Sansar (LG Lemgo) 30:46, 23. Pyka (LG Domspitzmilch Regensburg) 30:48, 24.

Arndt (SC Potsdam) 31:00, 24. Brouwer (LC Paderborn) 31:26, 26. Uhlig (DHfK

Leipzig) 31:35, 27. Wienbreier (LG Osterode) 32:04, 28. Merkel (PSV GW Kassel)

32:06, 29. D. Strotmann (LC Solbad Ravensberg) 32:06, 30. Maegher (Aus)

32:09.

Frauen: 1. Jepkorir 32:07, 2. Chepkonga 32:45, 3. Kurui 32:50, 4. Kiptoo

32:58, 5. Wambui (alle Ken) 33:34, 6. Dreher (Gänsefurther Sportbewegung)

34:00, 7. Chelimo 34:49, 8. Bor (beide Ken) 35:01, 9. Mocariova (Svk) 35:50,

10. Tiedemann (SG Kronshagen) 35:58, 11. Schley (VfL Gladbeck) 37:02, 12.

Siebert (TSV Obervorschütz) 37:41, 13. Struschka (PSV GW Kassel) 37:58,

14. Rodloff (LG Hamm) 38:12, 15. Rahns (DJK Gütersloh) 38:33, 16. Wallow

(SF BG Marburg) 38:35 (1. W 40)