Genau genommen begann Katrin Brucks Reise zum Marathon bei der TEAM-Staffel 2007. Als ein paar ihrer Kollegen ankündigten, über die 5 x 5 km zu starten, beschloss sie, die Läufer mit ihrer ein Jahr zuvor gegründeten Trommelgruppe „Wasabi Daiko“ anzufeuern.
Die großen japanischen Trommeln und die exotisch anmutende Kombination von Rhythmus und Bewegung kamen bei den Staffeln prima an. „Es hat allen so viel Spaß gemacht, dass wir gleich Lust hatten, auch mal beim Halbmarathon und beim Marathon zu trommeln“, sagt Katrin Bruck. Seitdem ist die Truppe fester Bestandteil des Musikprogramms an der Strecke. Ihr Standort ist beim Kilometer 6 zu finden. An einer Stelle also, an der die meisten Läufer noch in bester Verfassung sind.
Zur Taiko, der japanischen Trommel, fand die Steuerfachangestellte über Umwege. „Ich habe zunächst mit afrikanischen Trommeln angefangen aber auch Samba und verschiedene andere Sachen ausprobiert. Über eine Bekannte bin ich dann zu den Taikos gekommen. Die Größe und die klaren Rhythmen haben mir schon immer gefallen.“ Der Legende nach hat der Klang der Taiko einst das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wiederhergestellt. In Japan fand sie Eingang in viele Bereiche des Lebens. Bauern und Fischer schlagen sie traditionell bei Volksfesten. Mönche setzen sie bei religiösen Zeremonien ein.
Eine besondere Rolle spielt beim Taiko-Trommeln das Gesamtbild der Gruppe. Durch die Körperhaltung, den Stand und die Bewegungen werden die Schläge optisch untermauert. Es dauert daher eine Weile, bis eine Gruppe sich aufeinander abgestimmt hat und eine gemeinsame Sprache findet. Bis ein neues Stück perfekt sitzt, braucht es Zeit. Um dennoch möglichst nah ans Original zu kommen, besuchen Katrin Bruck und ihre Mitstreiterinnen regelmäßig Workshops u.a. bei renommierten japanischen Taiko-Lehrern.
Für den Marathon wird ein Programm aus Stücken zusammengestellt, die gut zum Laufrhythmus passen und bei den Läufern schon in der Vergangenheit gut angekommen sind. Um die kraftvolle, konzentrierte Spielweise zwei Stunden lang durchzuhalten, bedarf es guter Kondition. Deshalb wird regelmäßig einmal pro Woche in der Saarbrücker Straße am Prenzlauer Berg geprobt. „Beim Marathon trommeln wir, bis der Bus kommt“, verspricht die gebürtige Berlinerin. „Wenn wir mit unserem Programm durch sind, fangen wir einfach wieder von vorn an.“ Denn gerade die Läufer im hinteren Bereich des Feldes können jede Art von Anfeuerung gut gebrauchen.
„Für uns ist es einfach toll, so viel Feedback zu bekommen. Die Läufer freuen sich und applaudieren“, sagt Katrin Bruck. „Uns spornt das mächtig an. Der Marathon setzt einfach noch viel mehr Emotionen frei als einer unserer Bühnenauftritte, die wir regelmäßig zum Beispiel bei Kampfkunstveranstaltungen, auf Firmenfeiern oder bei Straßenfesten absolvieren.“
Was denn japanische Läufer von der Taiko-Begleitung halten, möchten wir wissen. „Sie freuen sich“, sagt die 39-jährige. „Und sie lächeln uns höflich an“. Typisch japanisch halt.