Die Swiss Alpine Marathon-Siegerin Maria Bak versteht die Welt nicht mehr. Am
Samstag vielumjubelt bei der Siegerkür im Sportzentrum in Davos, am
Sonntag schon sollte ihr Sieg nur ein Muster ohne Wert noch sein. Per Fax wurde
die 45jährige aus dem fränkischen Hersbruck einen Tag nach ihrem
großen Triumph beim hochalpinen Laufspektakel in der Landschaft Davos von
Swiss Alpine-Chef Andrea Tuffli in Kenntnis gesetzt, dass die Rennleitung der
unterlegenen Italienerin Monica Sasiraghi durch eine Zeitgutschrift den Sieg
zugesprochen habe und sie somit nur Zweite beim größten
Hochgebirgsmarathon Europas sei.
„Ich bin geschockt! Das ist eine Blamage für die
Organisation!“
Was war geschehen? Von einem vermeintlichen Streckenposten war die zu diesem
Zeitpunkt bereits mit einem Drei-Minuten-Vorsprung ausgestattete
Vorjahressiegerin und 100 km-Europameisterin Monica Casiraghi nach 37 km auf
der Wegstrecke nach Bergün, wie wohl einige andere Läufer, in ein
steiles Bergaufstück geführt worden.
Als diese den Irrweg bemerkte, zurückgekehrt war auf die richtige
Wegstrecke, lag sie reichlich gefrustet mit einem Zeitverlust von rund zehn
Minuten plötzlich nur auf Rang vier. Die enteilte Konkurrenz wurde jedoch
rasch wieder gestellt und kurz nach dem Scalettapass übernahm die
Italienerin von Maria Bank sogar wieder die Führung.
Beim langen Bergabstück durch das malerische Dischmatal konterte die
Deutsche aber und zog an der entkräfteten Italienerin vorbei zum knappen
Sieg in 7:00:06 Stunden, während Monica Casiraghi zweieinhalb Minuten
später ins Ziel im Davoser Sportzentrum einlief.
Maria Bak kann die Entscheidung des Schiedsgerichts nicht nachvollziehen.
Dass sie plötzlich die Verliererin des Rennens sein soll, das versteht die
45jährige Langstrecklerin nicht, die in ihrer langen Karriere dreimal den
Comrades-Marathon in Südafrika, die 100 km von Biel und zahlreiche
hochkarätige Wettbewerbe gewonnen hat und aktuelle Europarekordlerin
über die selten gelaufenen 50 km ist. „Ich habe nicht erwartet, dass
man sich bei einer derart angesehenen Veranstaltung wie in einem Kindergarten
verhält!
Herr Tuffli erwartet von mir Verständnis und sportliches Verhalten.
Aber – was sollte ich denn getan haben? Ich bin nur so gut gelaufen wie
ich eben konnte. Und das hat mir einen weiteren Lebenstraum beschert, den Sieg
beim Swiss Alpine Marathon nämlich“. Schließlich hat die
gebürtige Polin schon seit acht Jahren bereits an einen Start in Davos
nachgedacht, es aber immer wieder aufgrund des dichten Terminkalenders hinaus
geschoben.
Von international überaus angesehenen Veranstaltungen wie es der Swiss
Alpine Marathon ohne Frage ist erwartet Maria Bak eine professionelle
Organisation. „Ich bin das erste Mal in Davos gelaufen und habe mich
nicht verlaufen. Nach meinem Augenschein war die Strecke wunderbar
ausgeschildert. Monica ist bereits im Vorjahr hier gestartet und hätte die
Strecke kennen sollen. Wenn jemand Fehler gemacht hat, dann sind es doch eher
die Organisatoren. Aber wieso soll ich denn plötzlich schuldig sein? Wenn,
dann trifft dies auf Monica Casiraghi zu, die vielleicht an einer Stelle
unaufmerksam war! Wie kann sie nun von mir den Sieg wollen? Man muss trotz der
Hektik noch seinen Stolz bewahren! Ich jedenfalls verschenke keinen
Sieg!“
In einem noch ausstehenden Gespräch erwartet sie vom
SAD-Präsidenten Andrea Tuffli eine eindeutige Entschuldigung.
„Andernfalls werde ich meine Rechte über meinen Rechtsanwalt
einklagen. Ich habe den Eindruck, dass der Sieg von Monica Casiraghi
gewünscht war. Doch leider bin ich dazwischen
gekommen....!“
Und an die Adresse des Swiss Alpine-Gründer Andrea Tuffli gerichtet:
„Herr Tuffli und damit die Organisation haben viel zu verlieren,
schließlich gibt es internationale Sportregeln. Wer diese nicht einhalten
kann, der sollte vielleicht einen Lauf in Somalia
organisieren!“
Wilfried Raatz