Carsten Eich vor Martin Beckmann bei den Männern und Luminita Zaituc vor
Ulrike Maisch bei den Frauen – Duplizität des Zieleinlaufes der
Deutschen Straßenlauf-Meisterschaften in Siegburg mit den
letztjährigen Titelkämpfen im fränkischen Burghaslach -
zumindest auf den Plätzen eins und zwei. Doch damit hatte es sich fast mit
den Gemeinsamkeiten, denn der ausrichtende TV Kaldauen gab sich viel Mühe,
einige der in Burghaslach kritisierten Punkte auszumerzen. Kritisch wurde unter
vielen Aktiven und Trainern einmal mehr der kurze Startanlauf vor einer
scharfen Kurve bei den gemeinsam gestarteten Jugendlichen über die 10
km-Distanz gesehen, ebenso der eckige und windanfällige Citykurs in der
Kreisstadt des Rhein-Sieg-Kreises. Doch der lang ersehnte Sonnenschein und
etwas angenehme Temperaturen und ein wohltuendes Gedränge auf dem
Marktplatz des mittelalterlichen Städtchens versöhnte für so
manches, was das Läuferherz zunächst bewegte.
In überzeugender Manier gewann Carsten Eich den siebten Titel über
die Halbmarathondistanz. Der Leipziger, inzwischen im Trikot der LG
Braunschweig, drückte vom Start weg auf das Tempo, dem anfangs alleine der
mit Straßenambitionen angetretene Mario Kröckert folgen konnte.
“Ich bin vielleicht etwas zu aggressiv gelaufen, weil ich unter 1:03
laufen wollte“, gestand Carsten Eich im Zieleinlauf. “In der
dritten und vor allem vierten Runde waren wohl einige Kilometerabschnitte mit
über drei Minuten dabei, sodass sich die Sekunden einfach addieren
mussten. Aber angesichts der Tatsache, dass die Strecke nicht sonderlich
schnell ist, bin ich für den Zeitpunkt doch sehr zufrieden!“
Mit seiner Siegerzeit von 1:03:43 Stunden kann Carsten Eich gut leben, zumal
er bis zu seinem in diesem Frühjahr geplanten Marathonstart Anfang Mai in
Düsseldorf noch reichlich Zeit für ein weiteres Trainingslager in
Spanien hat. Sechzehn Sekunden hinter dem Abonnementssieger Eich folgte bereits
Martin Beckmann, der in einem taktisch geschickten Rennen nach 16 Kilometern
zum schwächer werdenden Mario Kröckert (“Den harten Zehner in
Leverkusen habe ich wohl noch nicht ganz weggesteckt!“)
aufschließen konnte. “Das war heute richtig gut“, freute sich
Beckmann mit Blick auf seinen Frühjahrsmarathon in Hannover, wo der
Leinfelder zusammen mit Sebastian Bürklein als erster Anwärter auf
den deutschen Meistertitel gilt.
Unzufrieden, weil undankbarer Vierter, hingegen Eichs Teamkollege Oliver
Dietz, der sich nach guten Trainingsresultaten mehr erhofft hatte als eine
1:05:06 Stunden-Endzeit. “Ich habe schon mit einer Medaille
gerechnet“, gestand der 26jährige Franke freimütig ein.
“Da werde ich wohl im Frühjahr noch einen weiteren Halbmarathon
laufen müssen....!“ Dagegen durfte sich der nur wenige Sekunden
später einlaufende Sebastian Bürklein freuen. Nicht nur, dass er den
Spagat als Assistenzarzt in der Uniklinik Münster und Leistungssportler
derzeit gut unter einen Hut zu bringen versteht, sondern weil er auch den
Grundstock zum Mannschaftssieg des TV Wattenscheid legen konnte. Für den
TVW folgten nämlich unmittelbar dahinter bereits auf den Plätzen
sechs und sieben Carsten Schütz und Stefan Koch, der zudem in beachtlichen
1:05:38 Stunden Juniorenmeister werden konnte.
Bei den Frauen ging es drei Runden lang eher gemächlich zu, weil
Luminita Zaituc und Ulrike Maisch das Tempo weitgehend der wieder erstarkten
Melanie Kraus überließen und sich auf eine schnelle Schlussrunde
konzentrierten. Die Spitze im mit den Mastersläufern bestückten
Wettbewerb hatte im Frauenbereich lange Zeit allerdings mit der Norwegerin
Annemette Jensen eine Gastläuferin inne, die erst einen Kilometer vor dem
Ziel vom deutschen Duo Zaituc/ Maisch gestellt werden konnte. “Ich habe
mir von einem Start in Siegburg gegen so starke Läuferinnen wie Luminita
und Ulrike mehr versprochen“, gestand die Norwegerin, die nicht nur zwei
Minuten über ihrer eigenen Bestmarke blieb, sondern nun auch verunsichert
beim Zürich-Marathon Anfang April die Jagd auf die Olympianorm starten
muss.
Auf Olympiakurs hingegen befinden sich die beiden Deutschen, die sich in der
Schlussphase des Rennens ein spannendes Finale lieferten, das mit einem
hauchdünnen Vorsprung für die Titelverteidigerin endete. Eine Sekunde
trennten letztlich die beiden Konkurrentinnen. “In der letzten Runde
konnte ich richtig Dampf machen“, freute sich Ulrike Maisch, die wegen
einer lange Zeit zwickenden Achillessehne nur reduziert trainieren konnte und
verstärkt auf Alternativbelastungen gesetzt hatte. “Ich habe mir
gedacht: Entweder oder! Und es hätte ja fast geklappt!“ freute sich
die Rostockerin, die dank ihrer WM-Platzierung das Olympiaticket praktisch
schon in der Tasche hat wie auch Luminita Zaituc. Im Gegensatz zur Rostockerin,
die keinen Frühjahrsmarathon bestreiten wird, wird die
Frankfurt-Marathon-Siegerin in Hamburg noch einmal starten. Die erfolgreiche
Titelverteidigung stimmt Luminita Zaituc zufrieden: “ Ich wollte
eigentlich nur gewinnen. Das Tempo war von Beginn an sehr langsam. Die Endzeit
war mir egal, aber es ist am Schluss doch noch richtig schnell geworden!“
Während für Luminita Zaituc die Siegerzeit von 1:12:40 eher
unbedeutend ist, durfte sich Ulrike Maisch sogar über eine kräftige
Steigerung ihres Hausrekordes um fast zwei Minuten freuen.
Während Melanie Kraus (“Ich habe mein bestes gegeben“) nach
erfolgreicher Rückkehr mit der Bronzemedaille in der Tasche in Hamburg
noch auf den Olympiazug aufspringen möchte, hat Stephanie Maier als Vierte
mit 1:15:19 den Sprung in die nationale Spitze geschafft. Dagegen konnte Sylvia
Renz dem Feld nur noch hinterher schauen, die Marathonmeisterin hatte den Start
schlichtweg verpasst.
Wilfried Raatz