Leonhard Link, in Läuferfachkreisen nur unter dem Kürzel
“Leo“ bekannt, feiert am Freitag, dem 26. März seinen
75-jährigen Geburtstag.
In den letzten Jahren ist er eigentlich allen nur vom Augenschein bekannt,
wenn er mit Krückstock im dicksten Gedrängel kurz vor dem Start fast
an der Startlinie der diversen Läufe von SCC-RUNNING steht und das
Getümmel um ihn herum genießt. Jedes mal ist es ein Wunder,
daß er im letzten Moment humpelnd vor dem Startschuß noch
verschwinden kann – und nicht von den Läufermassen umgerannt wird.
Wenn alle nervös in den Startgassen stehen, dann hat Leo aber seine Arbeit
schon lange hinter sich.
Seit fast 40 Jahren ist er verantwortlich für das gesamte
Organisationsmaterial mit dem ein Lauf auf der Straße oder im Wald
für Start, Ziel und Strecke ausgerüstet ist. Das meiste Material hat
er selbst zusammen gebastelt, geschweißt, gebohrt, gehämmert,
gesägt, genietet oder verschraubt. Ganz verrückte Konstruktionen sind
dabei im Laufe der Jahrzehnte für die Start- und Zielaufbauten entstanden.
Mit Winden, Flaschenzügen, zusammen klappbaren Aufbauten verbindet er
Bäume, Laternen und Zäune, um daran Transparente, Uhren, Hinweise,
Informationstafeln u.a.m. aufzuhängen.
Alle benötigten Materialien sind in fahrbaren Wagen und Kästen mit
Rollen - früher sogar in alten Kinderwagen und Koffern –
untergebracht. In Containern im Mommsenstadion fummelt er alles zusammen
– es muß alles auf einen LKW passen, der einen Tag vor dem Lauf
beladen wird. Am Lauftag kurvt dieser LKW dann z.B. auf dem Kurfürstendamm
oder der Tauentzienstraße – die verunsicherten Touristen und
Passanten, staunen Bauklötze - sie sehen dann die Ladeklappe sich
öffnen – alles rollt in auf den besagten Rollen in Windeseile heraus
– und plötzlich ist die Straße oder der Boulevard verwandelt
mit Gittern, Gattern, Gerüsten, Eisenstangen, Flatterleinen und verhangen
mit Transparenten. Die Bierflasche in der Hand – und mit dem
Krückstock drohend – nervt er alle freiwilligen Helfer und
Mitarbeiter – die schon gar nicht mehr wagen, irgendetwas zu antworten.
Bis jetzt war sein rustikaler Einsatz für die Sache aber immer von Erfolg
gekrönt – und die Läufer konnten pünktlich starten –
und kein Gerüst brach zusammen.
“Leo“ Leonhard Link als Teilnehmer bei einem Volkslauf auf der
Trabrennbahn Mariendorf
Leo wurde in Schlitz geboren, in einem Ort bei Fulda im Hessischen. Er war
gelernter Schlosser und bei Siemens beschäftigt. Seit 1945 spielte er
Fußball als Mittelläufer, Torwart und Verteidiger beim Handball in
Kelsterbach, beim MTS Bauschheim begann er mit der Leichtathletik. 1964 wurde
er nach Berlin versetzt, nahm 1964 beim ersten Cross-Country-Lauf am
Teufelsberg teil. Als er bei einem Sportfest im Mommsenstadion 1967 teilnahm
und etwas am Ablauf auszusetzen hatte, konterte ihm Horst Milde mit den Worten
“keine großen Sprüche schwingen, sondern besser machen und
mithelfen“!
Das war die einfachste Art der Einladung und Aufforderung zum Mitmachen
– und der Anfang zur jahrelangen Mitarbeit bei allen Läufen, Cross-,
Wander-, Marathon- und Bahnveranstaltungen des SCC.
Läuferisch weiterhin noch aktiv nahm Leo dann an vielen
Volksläufen innerhalb und außerhalb Berlins teil, seine 10.000 m
Zeit ist um 38:00 Minuten anzusiedeln – 32er Zeiten auf der Bahn sollen
auch vorgekommen sein!
Leo betreute auch mit die große Laufgruppe um den legendären
Fritz “Bubi“ Orlowski bei Reisen im In- und Ausland. Im heimischen
Mommsenstadion führte er die große Regie und seine Stentorstimme
versetzte Mitarbeiter, Helfer, Teilnehmer und Platzwarte oftmals in Angst und
Schrecken – aber seine unersetzliche Mitarbeit garantierte bei den
unzähligen Veranstaltungen des SCC, daß alles einwandfrei
organisatorisch ablief.
Gesundheitlich war er in den letzten Jahrzehnten im übrigen ein
“Stehaufmännchen“ – Knie- und Hüftoperationen (mit
entsprechenden “Ersatzteilen“) hinderten ihn nicht daran, immer
weiterhin körperlich aktiv zu sein – insoweit ist der im Anfang
erwähnte Krückstock als Gehhilfe zu verstehen. Mit seinem
75-jährigen Geburtstag heute zieht er sich auch aus der aktiven Mitarbeit
bei den SCC-RUNNING Veranstaltungen zurück – diese Ankündigung
des Schlussstriches von ihm ist aber sehr mit Vorsicht zu genießen, denn
diesen “Rückzug“ kündigte er schon seit über 10
Jahren an, was bis jetzt immer erfolgreich verhindert werden konnte.
Insoweit muss zunächst der 24. Bewag BERLINER HALBMARATHON am 4. April
2004 abgewartet werden, ob der “Mann mit dem Krückstock“
eventuell doch wieder kurz vor dem Startschuss vor der Startlinie auf der
Straße Unter den Linden steht.
Leo – alle Deine Gefährten und Freunde aus der Berliner Laufszene
gratulieren und wünschen Dir weiterhin alles Gute für Deine
Gesundheit und bedanken sich für Deine jahrzehntelange Hilfe, Mitarbeit
und Unterstützung - und freuen sich schon auf den 4. April - mit Dir!
Horst Milde