Vor zwei Jahren war es, als Olga Jegorowa als Siegläuferin auftauchte. Die
Russin gewann damals völlig überraschend das 3000-m-Finale bei den
Hallen-Weltmeisterschaften von Lissabon und verwies die Seriensiegerin Gabriela
Szabo (Rumänien) auf Rang zwei. Dieses Mal in Birmingham war keine der
beiden am Start. Während Olga Jegorowa längst keine Gefahr mehr
bedeutet hätte, hatte Gabriela Szabo schon längerfristig auf diese
Titelkämpfe verzichtet. Freie Fahrt also für Berhane Adere. Und die
Äthiopierin wurde ihrer Favoritenrolle eindrucksvoll gerecht. In 8:40,25
Minuten lief sie als Siegerin vor der Spanierin Marta Domínguez (8:42,17
Minuten) ins Ziel.
"Ich bin sehr froh über diesen Sieg. Das Rennen lief so wie ich
mir das vorgestellt hatte. Ich bin genau nach Plan gelaufen und wusste, dass
ich mit meinem starken Finish wohl gewinnen würde", erklärte die
29-jährige Berhane Adere. Zurückhaltend hatte die Äthiopierin,
die vor gut einem Jahr als unerfahrene Hallenläuferin in Stuttgart
über 3000 m den Weltrekord gebrochen hatte, das Rennen begonnen. Nach dem
Start sortierte sie sich im hinteren Drittel des Feldes ein. Allmählich
ging sie dann außen an der Konkurrenz vorbei und hielt sich hinter der
lange führenden Britin Hayley Tullett. 750 Meter vor dem Ziel trat Berhane
Adere an und war nicht mehr von Platz eins zu verdrängen. Tullett fiel
sofort zurück, nur Domínguez konnte zunächst reagieren. Doch
als Adere, die zur Detmolder Trainingsgruppe von Volker Wagner gehört, auf
den letzten 300 Metern nochmals das Tempo anzog, war Domínguez
endgültig geschlagen. Die Spanierin hätte am Ende um ein Haar noch
Platz zwei an die stark aufkommende Äthiopierin Meseret Defar verloren.
“Ich hatte heute nicht erwartet, dass ich gewinnen könnte. Berhane
Adere ist einfach besser als ich. Deswegen bin ich zufrieden mit meinem
Rennen“, sagte Marta Domínguez. Selbst überrascht vom
Medaillengewinn war die 19-jährige Meseret Defar. “Ich freue mich
für Meseret – sie ist noch jung und wird noch einiges lernen“,
sagte Berhane Adere.
Hochspannung garantiert das heutige 800-m-Finale der Frauen. Die
Olympiasiegerin Maria Mutola (Mosambique) gewann ihr Halbfinale knapp vor der
Hallen-Weltrekordlerin Jolanda Ceplak. Beide sind ebenso für den Endlauf
qualifiziert wie Stefanie Graf. Die Österreicherin, die nach längerer
Verletzungspause in dieser Hallensaison zurückkam, rannte die schnellste
Semifinalzeit von 2:01,93 Minuten im anderen Halbfinale. Doch Stephanie Graf
sah dabei am Ende nicht so locker aus wie noch vor einem Jahr bei einer solchen
Zeit. Mit Joanne Fenn haben auch die Briten eine flotte 800-m-Läuferin im
Endlauf.
In den 1500-m-Vorläufen der Frauen lief Regina Jacobs (USA) die
schnellste Zeit mit 4:09,07 Minuten. Die 1500-m-Weltrekordlerin gilt als
Favoritin im heutigen Finale.
Driss Maazouzi überrascht die Kenianer über 1500
Meter
Damit hatte Bernard Lagat sicher nicht gerechnet: Der Franzose Driss
Maazouzi wehrte sich erfolgreich gegen die Angriffe des Favoriten und wurde
überraschend Hallen-Weltmeister über 1500 m. Der 33-Jährige
siegte in 3:42,59 Minuten mit lediglich drei Hundertstelsekunden Vorsprung vor
Bernard Lagat.
“Ich habe mich während meiner Saison eigentlich gar nicht richtig
auf diese Hallen-Weltmeisterschaften vorbereitet“, sagte Driss Maazouzi
und erklärte: “Erst vor drei Wochen habe ich mich entschieden,
überhaupt in Birmingham zu laufen. Ich sagte mir, ich gebe mein bestes,
was immer dabei herauskommen würde.“ Herausgekommen ist der bisher
größte Erfolg in der Laufbahn des gebürtigen Marokkaners. Bis
1997 lief Driss Maazouzi noch für Marokka, dann entschied er sich,
künftig für Frankreich zu starten. Startberechtigt ist er für
die Franzosen allerdings erst seit 1999. Vor zwei Jahren war er bei der WM in
Edmonton im 1500-m-Finale hinter Hicham El Guerrouj (Marokko) und Noah Ngeny
(Kenia) schon einmal Dritter. Doch erst jetzt gewann er seinen ersten
großen internationalen Titel.
Mit einem taktischen Rennen und einem starken Schlussspurt hatte Driss
Maazouzi in Birmingham Erfolg gegen Konkurrenten, die im Laufe der Saison schon
wesentlich schnellere Zeiten erzielt hatten. Der am Ende siebtplatzierte Russe
Andrej Zadorozhnij hatte anfangs das Feld bei moderatem Tempo angeführt,
dicht hinter ihm lief Driss Maazouzi. In der zweiten Hälfte des Rennens
kamen die beiden Kenianer, Bernard Lagat und der erst 19-jährige Cornelius
Chirchir, nach vorne. Zwei Runden vor Schluss führte Chirchir, dem man
eine große Zukunft prognostiziert, das Feld an. Doch es war Driss
Maazouzi, der dann antrat und als erster in die letzte Runde ging. Der Franzose
hatte Biss und ließ Bernard Lagat nicht mehr vorbei. Der Kenianer
seinerseits wurde auch noch vom drittplatzierten Abdelkader Hachlaf (Marokko)
angegriffen, verteidigte aber wenigstens Silber ins Ziel.
Ein Duell eines Kenianers gegen einen ehemaligen Landsmann kündigt sich
über 800 Meter an. Souverän gewann Wilson Kipketer, der
Weltrekordler, der seit einigen Jahren für Dänemark und nicht mehr
für Kenia startet, seinen Halbfinallauf in 1:47,84 Minuten. Im anderen
Semifinale setzte sich Wilfred Bungei ebenfalls als Sieger durch. Bungei, der
Vize-Weltmeister von Edmonton 2001, blieb in diesem Jahr ebenso wie Kipketer
bereits unter 1:45,00 Minuten – eine Spitzenzeit in der Halle.