Patrick Kiernan, Londoner Arzt und Master-Läufer mit hohem Niveau, hat
zweierlei Trainingspartner: die Kameraden seines Vereins, Heathside, die in der
hügeligen Landschaft von Hampstead Heath in der Nord-Londoner Umgebung
laufen – und seine zwei Hunde, Moffy und Jimmy.
Spätstarter
Patrick Kiernan ist übrigens ein sehr interessanter Fall:
Ein Spätstarter. Er war allerdings immer aktiv, ist in seine Praxis in
London-Kensington mit dem Rad gefahren und wieder zurück. Aber erst als
48-Jähriger hat er mit dem Laufsport richtig angefangen.
Innerhalb von zwei Jahren ist er dann zweimal den Flora London-Marathon
gerannt, mit den beeindruckenden Zeiten von 3:11 Stunden (April 2003 als
Krönung seines 50. Lebensjahres) und 3:06 Stunden im folgenden Jahr.
Zusätzlich läuft er inzwischen 37:40 Minuten über 10 km auf der
Straße sowie 1:24 Stunden im Halbmarathon.
Moffy und Jimmy
Den Hauptteil seiner Trainingskilometer ist er mit Moffy und Jimmy gelaufen.
Moffy ist drei Jahre und eine Whippet-Mischung, und Jimmy, der jüngere,
ist ein Windhund mit einem Touch eines Afghanen. „Die Hunde leisten mir
Gesellschaft. Und sie sind ein guter Grund, entweder früh am Morgen oder
abends zu laufen", erklärt Doktor Kiernan. „Jimmy ist immer
für Fartlek-Training bereit. Moffy (nach „Amafi" benannt,
Griechisch: Liebe) ist ein bisschen langsamer geworden, aber Jimmy ist noch
prima in Form."
Mit Plastiktüte!
Wichtig ist jedoch, dass die Hunde gut trainiert sein müssen. Patrick
trainiert fast immer mit einem Hund, oft mit beiden. Wenn er der einzige
menschliche Athlet dabei ist, läuft das auf folgende Weise: Hunde an der
Leine nach Hampstead Heath gehend oder joggend (er wohnt nur fünf Minuten
entfernt). Er geht mit einer Plastiktüte ausgerüstet los, falls ein
Hund während der Trainingseinheit ein Bedürfnis hat.
Sobald die Gruppe die grüne, hügelige Landschaft von Hampstead Heath
erreicht hat, fängt der Aufwärm-Lauf an. „Die Hunde müssen
spielen, einfach hin und her laufen, danach sind sie besser für mein
Training geeignet."
Kein Gefühl für konstantes Tempo
Dann heißt es, weg mit der Leine wenn Herrchen und Hunde loslaufen.
Patrick läuft oft Fartlek, da „ein Hund kein Gefühl für
konstantes Tempo hat". Diese Freiheit, dieses Ur-Laufen im Freien, hat
Kiernan keineswegs geschadet hinsichtlich seiner bisherigen Leistungen. Vor
drei Jahren war er auf Urlaub auf der Isle of Wight vor der englischen
Südküste. Er kam ins Gespräch mit einem Läufer, nahm an
einem 10-Meilen-Rennen teil und erreichte die Ziellinie nach „viel mehr
als einer Stunde"!
Hut ab, also, für eine beeindruckende Entwicklung.
Schatzsuche
Wenn Patrick Sonntagvormittag Dauerlauf mit seinen Vereinskameraden macht, sind
Jimmy und manchmal auch Moffy dabei. Zuerst bittet er natürlich um
Erlaubnis von seinen menschlichen Mitläufern. „Manchmal vergesse
ich, dass Jimmy da ist und muss von der Gruppe weglaufen, um ihn zu
finden.“ Manchmal geht Jimmy nämlich auf Schatzsuche, findet ein
Eichhörnchen, das Patrick dann zu befreien versucht.
„Ihre Fitness für einen Lauf von rund einer Stunde ist sehr gut,
mehr geht in der Regel aber nicht. Beide Hunde sind für Geschwindigkeit
geeignet, und wenn sie keine Lust mehr zum Laufen haben, machen sie einfach
schlapp! Ohne sie hätte ich nicht dieselbe Motivation, sie sind meine
Tempomacher."
Uralte Beziehung
Es gibt eine negative Seite – oder vielleicht besser ausgedrückt:
Hunde bringen Komplikationen mit sich, besonders wenn sie anderen Hunden
begegnen. Da gibt es keine Wahl, Patrick muss umherkreisen, bis Jimmy und Moffy
genug gespielt haben.
In ihrer Partnerschaft sieht er eine uralte Beziehung: „Man ist stolz,
mit den Hunden zu laufen." Indem er sich auf den Flora London-Marathon
2005 vorbereitet, gibt er einen weiteren Tipp, da seine Frau Sarah gern reitet:
„Manchmal bin ich mit ihr gerannt, sie auf dem Pferd und wir alle
zusammen mit den Hunden.
Herrlich!"
ANDY EDWARDS