Jeder Langstreckenläufer möchte einen Rekord aufstellen, das ist
klar. Aber wie kommt man dazu, seitdem Bekele, Gebrselassie und Tergat dieses
Feld so stark dominiert haben? Ein ehemaliger Marathonläufer
internationaler Qualität hat die Lösung erfunden. Man suche einen
Weltrekord aus, der so wahnsinnig ist, dass keiner in Addis Ababa oder in den
kenianischen Ngong-Hügeln dafür Zeit verschwenden würde.
So kam der Brite Geoff Wightman, der eine beachtenswerte
Bestleistung von 2:13:17 im Marathon hat bei der EM 1990 in Split
teilnahm, zu seiner Herausforderung: eine Apfelsine nur mit der Nase
viermal rund um die Bahn schieben. Das heißt, eine Meile auf Händen
und Knien auf diese Weise zurückzulegen. Und zwar machte er das nicht an
irgendeinem Datum, sondern am 6. Mai 2004, 60 Jahre nachdem Roger Bannister die
Vier-Minuten-Schallmauer über eine Meile durchbrochen hatte.
Im schwarz und hellblaugestreiften Trikot der Dartford Harriers, einem
renommierten Verein in Süd-London, ging er zur Startlinie. Die
Vorbereitung war perfekt absolviert, dreimal war er im Kampf gegen die Uhr
bereits über 400, 800 und 1200 Meter gekrochen. Nur waren Nase und Knie
bestimmt empfindlicher geworden.
Zur Seite standen der Mann mit der Stoppuhr, ein Zweiter war mit Videokamera im
Dienst, und eine Menge Wightmans Vereinskameraden waren gekommen, um
Unterstützung zu geben. Wenn auch nicht richtig in der Rolle des
Tempomachers, so war sein Bruder Derek auch an der Startlinie: er startete 30
Sekunden danach.
Erfolg und Weltrekord mit 44 Minuten und 22 Sekunden
Die Uhr zeigte kurz vor halb sechs, es ging los! Sein Bruder gab nach drei
Runden in 42 Minuten auf, aber Geoff kroch bis zum Ziel: Erfolg und Weltrekord
mit 44 Minuten und 22 Sekunden. Damit hat Geoff Wightman seinen Platz im
"Guinness Book of Records" verdient. Wem hat er den Rekord genommen?
Keiner weiß das, aber der bejubelte Weltrekordler gab zu, er würde
es nie wieder versuchen, da ihm Nase, Knie und Bauchmuskeln so weh
taten!
Und zuletzt noch etwas Kurioses: es schlug kurz nach sechs Uhr abends,
fast zur gleichen Zeit vor genau 60 Jahren hatte Roger Bannister an der
Iffley Road in Oxford seinen Platz in der Leichtathletikgeschichte
erreicht.
Andy Edwards