Einmal mehr dokumentierte dieser Marathon die faszinierenden Seiten des Sports.
Die Rekord-Beteiligung von insgesamt rund 50. 000 Aktiven – inclusive der
Skater und Schüler – mag dabei für die Statistik wichtig sein;
ebenso die neue fabelhafte Bestzeit als Indiz für die ungeheure
menschliche Leistungsfähigkeit. Mir scheinen aber andere Aspekte
wichtiger:
Spitzen- und Breitensportler nehmen die Strecke gemeinsam in Angriff. Junge
und Alte, Frauen und Männer, Deutsche und Dänen – neben
Startern aus 89 weiteren Ländern – , Menschen mit und ohne
Handicaps: Sie alle absolvierten die 42,195 Kilometer lange Strecke quer durch
die Hauptstadt – oder versuchten es wenigstens. Während die Spitze
natürlich in erster Linie an Bestzeiten und Prämien interessiert ist,
genießen viele Tausend diesen Lauf. Sie zelebrieren ein Fest,
kostümieren und freuen sich: Über ihre Leistung und das Publikum.
Hunderttausende, vielleicht sogar mehr als eine Million am Straßenrand,
werden derweil nicht müde, Beifall zu klatschen, die Läuferinnen und
Läufer mit Pfeifen und Schellen, Rasseln und Glocken anzufeuern. Dieses
Wechselspiel zwischen sportlicher Leistung und Begeisterung lässt viele
noch Wochen danach schwärmen.
Berlin bot bei dieser 30. Auflage aber noch mehr: Die Läufermesse mit
zahlreichen Angeboten – auch medizinischen Tipps – war ebenso
gefragt wie manch andere Veranstaltung, bei der es eher besinnlich zuging. Seit
Jahren zählen Lesungen und Andachten zum festen Rahmen-Programm. Kurzum:
Die kulturelle Bedeutung des Laufens hat in Berlin inzwischen eine lange und
lebendige Tradition.
Bemerkenswert – und da mögen die Rekord-Zahlen und Daten in der
Tat wichtig sein – ist unter dem Strich, dass eine ganz einfache Sportart
diese Massen-Bewegung ausgelöst hat. Während andere ringsherum eine
Art Zirkus veranstalten, um ihrer Disziplin zu entsprechender Aufmerksamkeit zu
verhelfen; während sich manche sogar entblättern, um Kameras auf sich
zu lenken, sorgt hier die einfachste Fortbewegung des Menschen, das simple,
ungeschminkte Laufen für die Begeisterung der Massen. Authentisch die
Aktiven, ehrlich die Passiven – der BERLIN-MARATHON lieferte einmal mehr
ein geeignetes Modell weit über den Sport hinaus.