In der entscheidenden Phase des Laufes waren die Athleten aus dem Laufland
Nummer eins unter sich. Jason Mbote und Caroline Kwambai hießen
schließlich am Glockenturm die Sieger der 23. Auflage der 25 km von
Berlin, die mit der Berliner Lebensmittelkette Otto Reichelt GmbH einen neuen
Hauptsponsor haben. Mit 1:15:07 Stunden war Jason Mbote nach einem mehr von
Taktik als von Tempo bestimmten Rennen vor fünf Landsleuten im Ziel. Elf
Kenianer kamen unter die ersten zwölf Läufer. Bester Deutscher und
zugleich schnellster Berliner war Sven Kersten (SCC), der nach 1:26:36 Stunden
auf Platz 20 ins Ziel kam.
War bei den Männern der Streckenrekord von 1:13:44 Stunden, der
zugleich auch die Weltrekordzeit ist, außer Reichweite, sah es bei den
Frauen lange Zeit anders aus. Doch am Ende fehlten Caroline Kwambai 21 Sekunden
zur Kursbestzeit. Die Kenianerin siegte in 1:24:50 Stunden überraschend
vor ihrer Landsfrau Magdaline Chemjor, die es damit verpasste, als erste
Athletin bei den 25 km von Berlin einen "Hattrick" zu schaffen. In
den vergangenen beiden Jahren hatte die Kenianerin jeweils gewonnen. Annette
Wolfrom (OSC Berlin) kam als beste deutsche Läuferin in einem
vergleichsweise zu den Männern allerdings schwächer besetzten Rennen
auf Platz sechs mit 1:37:56.
"Wir sind zufrieden mit unserer Veranstaltung, und bei diesem Wetter
fällt es natürlich leicht, ein positives Fazit zu ziehen. Ich bin
froh, dass trotz der hohen Temperaturen nach unserer ersten Bilanz offenbar
alle Läufer gesund ins Ziel gekommen sind - das ist das wichtigste",
sagte Organisationschef Derk Kogelheide. Auch beim Rennen der Inline-Skatern
gab es keine Komplikationen. Hier gewannen Thomas Langer (SCC Berlin) in 43:19
Minuten und Franziska Neuling (Gera/48:41). Was die tatsächliche
Teilnehmerzahl anging, konnten die Veranstalter vom Berliner
Leichtathletik-Verband (BLV) nicht ganz zufrieden sein. Es waren mehr als die
7800 Athleten aus 43 Nationen erwartet worden. Diese Zahl teilte sich auf in
5400 Läufer, 1400 Inline-Skater sowie 1000 Kinder und Jugendliche, die
parallel zu dem 25-km-Rennen über zwei beziehungsweise drei Kilometer
laufend oder mit Inline-Skates an den Start gingen. Bei der nächsten
Auflage der 25 km von Berlin am 9. Mai 2004 hofft der BLV jedoch wieder auf
deutlich mehr Läufer, weil dann das Ziel zurück in das Olympiastadion
verlegt werden kann. "Wir haben viele Rückmeldungen von Läufern,
die sagen, wenn das Ziel wieder im Olympiastadion ist, machen wir wieder
mit", erklärte Derk Kogelheide, dessen Organisationsteam aus den
Berliner Vereinen mit 550 Helfern an der Strecke stand. 8000 Bananen, 45.000
Trinkbecher und 2000 Liter Tee wurden an die Teilnehmer verteilt.
Nicht ins Ziel kam im Gegensatz zu früheren Jahren Peter Hanisch. Der
Präsident des Landessportbundes Berlin gab unterwegs auf, weil es ihm zu
warm wurde. Während er mit der Startnummer 99 in der breiten Masse des
großen Läuferfeldes unterwegs war, lief die Nummer 5 von Beginn an
in einer lange Zeit großen Spitzengruppe. Erst kurz vor dem Ziel konnte
sich Jason Mbote, der diese Startnummer hatte, von seinem letzten Konkurrenten
lösen. Mit zwei Sekunden Vorsprung vor Wilfred Kigen und weiteren sechs
Sekunden vor dem drittplatzierten Peter Kiprotich sicherte er sich
schließlich eine Prämie von 2250 Euro. "Das ist mein
größter Erfolg bisher. Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier
gewinnen könnte, denn ich wusste, dass die Konkurrenz stark ist",
erklärte der 25-Jährige.
"Ich hätte auch noch schneller laufen können, doch in der
Anfangsphase des Rennens haben wir Zeit verloren", sagte Jason Mbote.
Ausgerechnet auf dem schnellen, weil abfallenden ersten Streckenabschnitt
bummelte der Kenia-Express durch die Straßen Berlins. Nach 29:58 Minuten
erreichte eine etwa 12-köpfige Spitzengruppe Kilometer 10 Unter den
Linden. Und auch noch nach 20 km (60:04 Minuten) waren sechs Läufer an der
Spitze. Erst auf den letzten Kilometern fiel die Gruppe auseinander. Dass Jason
Mbote schneller laufen kann, hat er erst vor drei Wochen bewiesen, als er als
Tempomacher das Feld beim Rotterdam-Marathon bis Kilometer 27 anführte -
die Zwischenzeit bei Kilometer 25: 1:14:59! Doch heute ging es ihm um den Sieg
- und auch diese Aufgabe löste der Kenianer eindrucksvoll. Als
nächstes wird er Tempo beim Wien-Marathon machen. Einen ersten
Marathonversuch plant er frühestens für Herbst 2004.
Auch für die zwei Jahre ältere Siegerin Caroline Kwambai war
dieser Erfolg der größte ihrer Karriere, und auch für sie kam
er überraschend. "Ich dachte, am Ende würde Magdaline Chemjor
gewinnen, denn sie hat mehr Erfahrung. Es war sehr schwer, auf dem letzten
Kilometer einen Vorsprung herauszulaufen", erzählte Caroline Kwambai,
die dafür für ihren Sieg noch 500 Euro mehr bekam als Jason Mbote.
Ihre Zeit ist vergleichsweise mehr wert. Für das hohe Tempo gesorgt hatte
zunächst Magdaline Chemjor, die vier Wochen zuvor auch den Bewag BERLINER
HALBMARATHON gewonnen hatte. Nach 16:15 Minuten hatte sie Kilometer 5 erreicht,
nach 32:42 Kilometer 10 - stets hinter ihr rannten Caroline Kwambai und Lenah
Cheruiyot, die später allerdings aufgrund von Muskelproblemen mit
großem Rückstand nur noch ins Ziel joggen konnte. "Dann dachte
ich, das Tempo ist zu schnell", erzählte Chemjor, die kurzzeitig
etwas zurückfiel. "Am Ende fehlte mir im Sprint einfach die Kraft.
Nächstes Jahr will sie einen neuen Anlauf nehmen, um den Streckenrekord
von 1:24:29 zu brechen.
der 25km von Berlin