Sieben Mal kam in den vergangenen acht Jahren der Sieger der 25 km von Berlin
aus Kenia. Wenn das Rennen, das der Berliner Leichtathletik-Verband (BLV) mit
Hilfe der Berliner Vereine organisiert, nun am Sonntag seine 23. Auflage
erlebt, wäre es eine Sensation, wenn diese Serie nicht fortgesetzt werden
sollte. 14 Kenianer stehen auf der Startliste. Und wenn die Hälfte von
ihnen auf den Plätzen eins bis sieben einläuft, wäre auch das
keine Überraschung. Nachdem die Kenianer vor kurzem auch den Bewag
BERLINER HALBMARATHON dominiert hatten, zeichnet sich kein eindeutiger Favorit
ab.
Doch es sind einige interessante Namen dabei. Mit der Startnummer 2 wird
Simon Kasimili ins Rennen gehen. Er hat eine Halbmarathon-Bestzeit von 61:14
Minuten. Vor vier Wochen zwangen ihn Magenkrämpfe zur Aufgabe beim
hochkarätigen Paris-Marathon. Als er bei Kilometer 15 aufgab, lief
Kasimili ein Tempo, das auf eine Endzeit von 2:06 Stunden hinausgelaufen
wäre. Mit einer solchen Form wäre es schwer, ihn am Sonntag zu
schlagen. Vor zwei Jahren zeigte ein Läufer in Berlin eine erstklassige
Leistung, der nun erneut am Start ist: Titus Munji (Kenia) war beim Bewag
BERLINER HALBMARATHON in 60:27 Minuten Zweiter. Ebenfalls Zweiter, dieses Mal
allerdings beim BERLIN-MARATHON 1996, war Francis Naali (Tansania), der auch am
Sonntag am Start sein wird.
Bei den Frauen gibt es eine klare Favoritin: Vorjahressiegerin Magdaline
Chemjor, die bei den 25 km von Berlin mit einem “Hattrick“ für
ein Novum sorgen möchte, kommt natürlich aus Kenia. Sie gewann vor
vier Wochen den Bewag BERLINER HALBMARATHON und war zuvor als Fünfte bei
der Cross-WM über die Langstrecke beste Kenianerin. Das beweist ihre
starke Form in diesem Frühjahr – und der Streckenrekord von 1:24:29
Stunden könnte in Reichweite sein.
Dass die deutschen Langstreckenläufer schon lange nicht mehr mit der
Weltspitze mithalten können, ist nicht neu. Seitdem Stephan Freigang
(Cottbus) vor elf Jahren überraschend Bronze im olympischen Marathon von
Barcelona gewonnen hatte, lief es bei den Männern mehr rückwärts
als vorwärts. Und auch die Frauen, die bei der EM in München 2002
noch mit Platz zwei und drei im Marathon für Erfolge sorgten, sind streng
genommen weit von der Weltspitze entfernt. Auf der Liste der Favoriten für
die 25 km von Berlin – immerhin der einzige hochkarätige deutsche
Lauf über diese Distanz – findet sich kein einziger deutscher Name
mehr.
“Die deutsche Spitze ist leider sehr ausgedünnt“, sagt
Christoph Kopp, der bei den 25 km von Berlin für die Verpflichtung der
Topathleten zuständig ist. Der Berliner kennt sich in der Materie aus wie
kaum ein anderer in Deutschland. “Es ist leider so, dass einige deutsche
Athleten bewusst ausweichen, um zu starker Konkurrenz aus dem Weg zu
gehen“, sagt Christoph Kopp und fügt hinzu: “Ausweichen hat
aber noch nie etwas gebracht in der Leistungsentwicklung.“ Abgesehen von
den Marathon-Perspektiven eines Dieter Baumann spricht also wenig dafür,
dass sich bald etwas ändert. “Es gibt Konzepte, wie man das
ändern kann – sie müssen nur umgesetzt werden“, sagt
Kopp. Bonusgelder für die besten deutschen Läufer gehören dazu.
Doch die können sich die Organisatoren am Sonntag sparen, denn nicht
einmal die zweite Reihe der deutschen Athleten ist am Start.
“Das Motto ist an diesem Tag nicht ,In 80 Tagen um die Welt‘
sondern in zwei Stunden durch Berlin“, sagt Derk Kogelheide. Er ist der
Veranstaltungschef des traditionellen Straßenlaufes 25 km von Berlin, der
am Sonntag zum 23. Mal stattfindet. Und die Strecke wird auch an den
Filmkulissen auf dem Gendarmenmarkt vorbei führen, was zeitweise aufgrund
der dortigen Filmarbeiten nicht sicher war. Doch nun läuft alles wie
geplant. Insgesamt 10.000 Teilnehmer aus 41 Nationen erwarten die Organisatoren
des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV) am Sonntag beim zweiten
großen Berliner Frühjahrslauf, der genau vier Wochen nach dem Bewag
BERLINER HALBMARATHON stattfindet.
Die Gesamtzahl teilt sich auf in rund 7000 Läufer und 1600
Inline-Skater, die jeweils um 9Uhr beziehungsweise 8.45 Uhr auf dem Olympischen
Platz an den Start des 25-km-Wettbewerbes gehen. Die weiteren Teilnehmer sind
Kinder und Jugendliche, die sowohl laufend als auch auf Inline-Skates bei
Rennen über zwei und drei Kilometer starten. “Dieser
25-Kilometer-Lauf ist immer ein riesiges Erlebnis für die
Teilnehmer“, sagt Peter Hanisch, der Präsident des Landessportbundes
Berlin (LSB), der am Sonntag selbst mitläuft und ein großer
Förderer des Laufsports ist. “Eine solche große
Traditionsveranstaltung“, so Hanisch, “zeigt auch den Politikern
der Stadt, dass der Sport gefördert werden muss.“