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Kenia-Tag in Berlin

Der 22. Bewag BERLINER HALBMARATHON ist in der Tat zu einem halben real,-

BERLIN-MARATHON geworden. Spitzensportlich hatte diese Auflage des

zweitgrößten Berliner Rennens internationales Top-Format,

breitensportlich gab es einmal mehr Rekorde.

Peter Chebet hat in Berlin die „Kenianischen

Halbmarathon-Meisterschaften“ gewonnen. So konnte man das bezeichnen, was

sich gestern morgen an der Spitze getan hat. Die Europäer sahen da nur

noch schwarz, was allerdings keine Überraschung war, schließlich

fehlten jene weißen Läufer, die mit den Afrikanern normalerweise

noch mithalten können. So siegte Peter Chebet in international

gutklassigen 61:19 Minuten, gefolgt von einem Dutzend seiner Landsleute. 13

Kenianer auf den ersten Plätzen – das ist ein Novum bei den Berliner

Laufveranstaltungen, die allerdings in der Vergangenheit schon oft von

Kenianern dominiert wurden. Auch bei den Frauen triumphierte Kenia: Bei ihrem

Debüt siegte Rose Cheruiyot in 69:32 Minuten, der zweitschnellsten bisher

in Berlin gelaufenen Zeit über die 21,0975 km. Platz zwei ging an

Restituta Joseph (Tansania/70:16).

Während Streckenrekorde bei den Läufern ausblieben, ereichte die

schnellste Inline-Skaterin, Silvia Nino, bei idealen Bedingungen in 35:47

Minuten das Ziel in der Alexanderstraße. Die Kolumbianerin war nur zehn

Sekunden hinter dem schnellsten Mann, Kalon Dobbin (Neuseeland), im Ziel.

Schnellste Rollstuhlfahrer waren Ibrahim Ahmed Salim (Vereinigte Arabische

Emirate/57:53 Minuten) und die Vorjahressiegerin Yvonne Sehmisch (LC

Cottbus/60:35). Insgesamt hatten die Organisatoren vom SCC Berlin die

Rekordzahl von 14.709 Meldungen aus 49 Nationen für ihre Veranstaltung

registriert. Diese teilte sich auf in 11.365 Läufer über die

Halbmarathondistanz, 1940 Inline-Skatern, sieben Rollstuhlfahrern sowie 107

Power-Walkern, die ohne Wettkampfcharakter die 21,0975 km absolvierten. Hinzu

kamen dann noch die 1187 Schüler, die bei Rennen über 4 km an den

Start gingen, sowie 103 Kinder beim Bambinilauf über 800 m.

„Wir sind glücklich über diesen neuen Teilnehmerrekord und

zufrieden mit den Leistungen der Spitzenläufer. Ich hoffe, dass wir die

Starterzahlen im nächsten Jahr wiederum um 20 Prozent steigern

können“, sagte Cheforganisator Horst Milde und fügte hinzu:

„Organisatorisch lief abgesehen von Kleinigkeiten alles glatt.“

Zu den Kleinigkeiten die Horst Milde meinte, gehörte zum Beispiel die

Uhr seines Führungsfahrzeuges, mit dem er vor der Spitzengruppe der

Kenianer fuhr. Irgendwann zwischen Kilometer acht und neun lief die Stoppuhr

auf dem Autodach nicht mehr mit. Stattdessen sprang sie auf 00:00:00

zurück und ließ sich auch nicht mehr neu einstellen. Irgendwie hatte

die Uhr trotzdem Symbolwert für das, was sich in der rund

zehnköpfigen Spitzengruppe während der ersten Hälfte des Rennens

tat – nicht viel, denn die Kenianer ließen es für ihre

Verhältnisse ruhig angehen. „Auf dieser flachen Strecke kann man

eigentlich sehr schnell laufen, aber das Problem war, dass es für uns zu

kalt war“, erklärte der Sieger Peter Chebet später. So liefen

die Kenianer weniger nach der Uhr sondern mehr nach der Temperatur. 5 km waren

nach verhaltenen 14:43 Minuten erreicht. Erst danach wurde es etwas schneller.

Die 10-km-Marke erreichte die Führungsgruppe nach 29:06.

Etwas wärmer war den Afrikanern dann offenbar nach der ersten

Hälfte des Halbmarathons. Jetzt begann für die Kenianer das Rennen

erst richtig, und an der Spitze wurde es interessanter. Zunächst setzten

sich Daniel Kirui und Augustus Kavutu ab, doch Peter Chebet, der bei der

Halbmarathon-WM 2001 den siebenten Platz belegt hatte und deswegen auch als

Favorit nach Berlin gekommen war, schloss bald wieder zu den beiden auf.

Positionswechsel folgen in der inzwischen auseinander gefallenen

Verfolgergruppe. Vorne sorgten Chebet und Kirui für das Tempo. Sie

erreichten die 15-km-Marke in 43:31 Minuten. Kavutu war dagegen

zurückgefallen. Dafür kamen die etwas zurückliegenden

Christopher Kandie und Joseph Kahugu noch weiter nach vorne. Bei Kilometer 20

schien es im Rennen um den Sieg sogar einen Dreikampf zu geben, denn Kahugu

hatte aufgeschlossen.

Doch schließlich konnte nur Kirui mit dem 27-jährigen Chebet bis

zum Ende mithalten. Im Spurt setzte sich dann der Bruder des

Weltklasse-Marathonläufers Joseph Chebet mit einer Sekunde Vorsprung

durch. Insgesamt vier Läufer blieben unter 61:30 Minuten. Mit Joseph

trainert Peter Chebet in Kenia in der Nähe von Eldoret. Doch während

Joseph bereits die Marathonrennen in Boston und New York gewonnen hat, will

Peter sich erst im nächsten Jahr an die klassische Distanz heranwagen.

Eine Siegprämie von 1500 Euro verdiente sich Peter Chebet ebenso wie

seine Landsfrau Rose Cheruiyot. Bis etwa zur Hälfte des Rennens dauerte

der Zweikampf mit Restituta Joseph. Die Läuferin aus Tansania war leicht

favorisiert nach Berlin gekommen, schließlich hat sie eine

Halbmarathon-Weltklassezeit von 67:59 Minuten als Bestzeit. Nach 5 km (16:22

Minuten) liefen die beiden noch gemeinsam in einer Männergruppe. Doch auf

der zweiten Hälfte der Strecke musste die Läuferin aus Tansania die

Debütantin aus Kenia ziehen lassen. Bei der 15-km-Marke war Rose Cheruiyot

bereits nach 49:03 Minuten angekommen. Damit hatte sie bereits einen Vorsprung

von 21 Sekunden auf Restituta Joseph. „Ab Kilometer 17 musste ich ganz

alleine laufen, da auch keine Männer mehr in der Nähe waren –

aber ich hatte damit keine Probleme“, erklärte die Siegerin, die

erst am Mittwoch vor dem Rennen kurzfristig von ihrem holländischen

Manager Jos Hermens nachgemeldet wurde, später.

„Dafür, dass das meine Halbmarathon-Premiere war, ist das ein

sehr gutes Ergebnis. Ich bin sehr zufrieden, denn ich habe mich damit für

das kenianische Team für die Halbmarathon-Weltmeisterschaften in

Brüssel am 5. Mai qualifiziert“, sagte die 25-jährige Rose

Cheruiyot, die bereits als Juniorin große Erfolge gefeiert hatte und

zeitweilig die Straßenlauf-Weltbestzeiten über 5 km und 10 Meilen

hielt. Rose Cheruiyot, die mit dem früheren 5000-m-Weltmeister Ismael

Kirui verheiratet ist und zwei Kinder hat, plant für das kommende Jahr ihr

nächstes Debüt: im Marathon. Mark Milde, der auch beim real,-

BERLIN-MARATHON für die Verpflichtung der Topathleten zuständig ist,

hat diese Planung ebenso registriert wie die Absicht von Peter Chebet,

ebenfalls 2003 seinen ersten Marathon zu laufen.