Man nehme meist acht, immer häufiger auch schon zehn Rollen, befestige sie
mit Schuhen von Aldi für schlappe 60 Rampsch-Mark oder mit
angepaßten 1000-Dollar-Designer-Boots unter die zarten Füße -
und ab gehts in die große Freiheit. Handy links, Kippchen rechts; das
sieht cool aus.
Hut ab vor den Inline Skatern, die sich nicht vor dem Asphaltteufel
fürchten. Was heißt übrigens: Hut ab? Da war doch etwas?
Stimmt! Schutzausrüstung sollen die furchtlosen Inline-Enthusiasten
tragen. Seit es nach dem letzten Berlin-Inline-Marathon der jahreszeitlichen
Entwicklung folgend immer kälter wurde, heizt sich die Diskussion um die
Schutzausrüstung immer mehr auf. Mark in Berlin sagt: Ein bißchen
ist schon mehr als gar nichts und überläßt den Rest den
Versicherungen und ihren Rechtsabteilungen. Andere in Hamburg behaupten: Alles,
oder nichts rollt mehr. Und der Deutsche Rollsport- und Inline-Verband verweist
auf das Sportreglement, das die unorganisierten Individualisten nicht
kennen.
Wie auch immer: Helm, Handwrists, Ellenbogenschoner, Knieschützer -
Inline Skater in Lack und Leder, das sähe geil aus!
Nun gut - was am Körper wertvoll ist, sollte man schon wenn nicht gleich
in Watte, so doch in Plastik packen. Aber was ist wertvoll? Wenn man bei
Geradeaus-Rennen manche Slalom-Idioten sieht, mag man kaum annehmen, dass bei
denen ein Helm wichtig ist.
Aber Ellenbogenschoner brauchen sie zwingend, damit sie sich selber keine
Blessuren holen beim Wegschubsen unnötiger Hindernisse von der Piste.
Knieschoner müssen auch sein. Allerdings stellt sich die strategische
Frage, ob sie in der Höhe richtig angebracht sind. Schließlich gibt
es Spezialisten unter den Skatern, die ihre Lauftechnik so weit entwickelt
haben, dass ihre Schrittfolge dem Auskeilen von Pferden gleich kommt. Wie
wäre es unter diesen Umständen prophylaktisch mit Schienbeinschonern?
Wer jedoch beim Inline-Marathon schon vor dem Ziel weiche Knie bekommt, sollte
auf keinen Fall auf entsprechende Protektoren verzichten. Zumal sie auch noch
eine besondere erotische Ausstrahlung haben, wenn sie wie zu tief gerutschte
Strapse aussehen.
Auch Handwrists haben ihren Sinn. Das kameradschaftliche Abklatschen vor dem
Startschuß macht ohne sie nur halb so viel Lärm.
Man sieht: Es gibt viele gute Gründe für Protektoren beim Inline
Skaten. Nur vor Unsinn kann man sich nicht schützen.
Hanspeter Detmer, Köln