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Julio Rey gewinnt in Hamburg im Alleingang 2:07:27

Von Wilfried Raatz

Beim 18. Olympus Hamburg-Marathon bewahrheitete sich einmal mehr die alte

Läuferweisheit, nach der alleine Sieger recht haben. Während der

Spanier Julio Rey bei seinem weltklassereifen Alleingang durch Hamburg viele

der vermeindlichen Mitfavoriten zu einer (zu) schnellen Gangart mitzog - und

letztlich allesamt zermürbte, zeigte die Kenianerin Helen Kimutai bei den

Frauen den größten Ermüdungswiderstand und gewann in 2:25:53

und einem letztlich überzeugenden Zwei-Minuten-Vorsprung vor der kleinen

Äthiopierin Shitave Gemechu und der slowenischen Cross-Europameisterin

Helena Javornik, während die auf eine 2:20er Endzeit programmierte Marleen

Renders (Belgien) mit einer wenig standesgemäßen 2:28:31 als Vierte

enttäuschte.

Die mit großen Ambitionen gestartete EM-Zweite Luminita Zaituc ging

ebenso vorzeitig aus dem Rennen wie auch Claudia Dreher, so dass Bundestrainer

Wolfgang Heinig an diesem stürmischen Aprilsonntag um eine

Enttäuschung reicher wurde. Wohl selten lag aber insgesamt die Diskrepanz

zwischen Anspruch und Wirklichkeit auf dem schnellen Asphalt zwischen der

Reeperbahn, den Landungsbrücken, der Außenalster und dem Start- und

Zielbereich am Messegelände derart auseinander wie heuer. Starke

Windböen und heftige Regenfälle in der Nacht sollten genug Fingerzeig

sein auf einen eher ungemütlichen Rennmorgen, denn auf zumeist trocknem

Straßenbelag zerstörte zumindest der Gegenwind im Schlussteil der

großen Schleife durch Hamburg das Zeitfenster so mancher

Spitzenläufer.

Der bereits vor zwei Jahren siegreiche Spanier legte vom Start weg ein

Höllentempo vor, so dass sich bereits nach sieben Kilometern der erste der

drei eigens für ihn engagierten Tempomacher an den Straßenrand

verabschiedete. Seinen letzten Begleiter verlor Rey übrigens bereits nach

der Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:03:41. Völlig auf sich alleine

gestellt lief der EM-Dritte eine nicht minder flotte zweite Hälfte, die

gerade einmal fünf (!) Sekunden langsamer war. Weder Olympiasieger

Gezahegne Abera in London noch William Kiplagat in Rotterdam waren bei den

Frühjahrshiglights schneller, alleine der in Paris siegreiche Mike Rotich

sorgte für eine schnellere Siegerzeit als der Spanier. Auf

europäischem Terrain war alleine der Franzose Benoît Zwierzchlewski

als Paris-Marathonzweiter schneller als der Spanier, der mit 2:07:27 Minuten

den von ihm selbst 2001 aufgestellten Streckenrekord um 19 Sekunden steigerte

und damit eine Erfolgsprämie von 50.000 Euro einstreichen durfte. Misslich

alleine, dass der 31jährige den Landesrekord von Fabian Roncero um

läppische fünf Sekunden verpasste. “Vom Tempo her ist alles so

gelaufen wie geplant. Allerdings musste ich zu lange alleine laufen, im

Zweikampf mit anderen Läufern hätte ich heute Europarekord laufen

können“, unterstreicht Julio Rey seine hohen Ambitionen.

Aus der Phalanx der leistungsstarken Verfolgergruppe kam hingegen keiner der

Nächstplatzierten in den Zeitbonus-Genuss, denn die schnelle Gangart an

der Spitze zermürbte alle Rey-Verfolger derart, dass letztlich der Spanier

viereinhalb Minuten Vorsprung auf den früheren Frankfurt-Sieger Henry

Cherono und dessen dichtauf folgenden Teamkollegen Barnabas Rutto aus dem

Rennstall des italienischen Managers Gabriele Rosa hatte. Der 2:08-Läufer

Vanderlei Lima und Leonid Shvetsov folgten auf den Rängen vier und

fünf, während der lange Zeit blendend mithaltende dreifache

Berglauf-Weltmeister Jonathan Wyatt als Siebter sogar noch Hausrekord mit

2:13:00 lief.

Und die Deutschen? Marathonmeister Martin Beckmann war nach forschem Auftakt

(1:06:37) in der zweiten Streckenhälfte gegen den Wind völlig auf

sich alleine gestellt nicht mehr in der Lage, das Tempo hoch zu halten. Als

Einlaufzehnter verpasste er zu allem Pech noch die WM-B-Norm von 2:14:50 um

fünfundzwanzig Sekunden.

Bei den Frauen nützte der Cross-Europameisterin Helena Javornik eine

starke zweite Hälfte nichts mehr, denn der Rückstand auf die mit der

Belgierin Marleen Renders enteilten Helen Kimutai und Shitave Gemechu war

einfach zu groß für die Slowenin, um mehr als noch Rang drei

erreichen zu können. “Ich habe einen schweren Fehler gemacht“

gestand die sie enttäuscht im Ziel ein, “Ich hätte das Tempo

mit Renders und den beiden Afrikanern mitgehen müssen und mich nicht an

Zaituc orientieren dürfen!“ Noch größer allerdings stand

die Enttäuschung im Gesicht des Bundestrainers Wolfgang Heinig

geschrieben, denn der erhoffte schnelle Leistungsnachweis blieb sowohl bei

Luminita Zaituc als auch bei Claudia Dreher aus. Während die EM-Zweite

schon nach 14 Kilometern wegen anhaltender Rückenprobleme ins

Begleitfahrzeug gestiegen war, konnte Claudia Dreher zumindest noch bis zur

Streckenhälfte (1:13:45) hoffen, doch wenig später ging auch sie aus

dem Rennen. “Bei acht Kilometern habe ich bereits feste Beine gehabt.

Wenn man über Wochen gut trainiert hat, dann dürfen 34:30 jedenfalls

nicht zu schnell sein!“ Dennoch sieht Heinig nach dem Debakel in Hamburg

noch immer die Chance für einen Start einer deutschen Frauenmannschaft bei

der WM im August, denn die derzeit noch verletzten Sonja Oberen und Ulrike

Maisch stehen für einen Paris-Start in der Warteschleife.

Mit dem Kursrekord durch Julio Rey hatten die Veranstalter um HLV-Chef Erwin

Rixen und Veranstaltungsmanager Wolfram Götz zumindest einen Glanzpunkt in

der Abschlussbilanz, während die aus dem zugelassenen Startkontingent von

21 551 Läufern tatsächlich nur startenden 16 300 ein herber

Rückschlag für die Hamburger bedeuteten. “Uns sind die

Qualitätsstandards wichtiger als auf Krampf 5000 Läufer mehr ins

Rennen zu schicken“ verteidigte Wolfram Götz die eingeschlagene

Linie. Für viele der Nichtstarter gibt es allerdings die

“Geld-zurück-Garantie“, die in Hamburg als Novum mit der

Anmeldung als eine Zusatzversicherung angesichts des frühen Meldeschlusses

abgeschlossen werden konnte. Auch wenn der angestrebte Streckenrekord bei den

Frauen klar verpasst wurde, überzeugte der Olympus Marathon zumindest in

der Leistungsdichte, denn gleich sechs Läuferinnen finishten unter 2:30

Stunden.

18. Olympus Hamburg-Marathon (27.4.):

Männer: 1. Rey (Esp) 2:07:27, 2. Cherono 2:11:55, 3. B. Rutto (beide

Ken) 2:11:59, 4. Lima (Bra) 2:12:16, 5. Shvetsov (rus) 2:12:43, 6. I. Kiprono

(Ken) 2:12:54, 7. Wyatt (Nzl) 2:13:00, 8. Kejzar (Slo) 2:13:26, 9. Polias (Gre)

2:14:14, 10. Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen) 2:15:15, 11. Sly (Aus)

2:15:18, 12. Chimukoko (Zim) 2:15:29, 13. Cordeiro (Por) 2:16:06, 14. de la

Fuerte (Esp) 2:18:03, 15. Valente (Por) 2:18:58, 16. Pirksaar (Est) 2:19:38,

17. J. Andersen (Den) 2:21:40, 18. Benecke (TSG Bergedorf) 2:22:05, 19.

Achmüller (Ita) 2:24:42, 20. Strotmann (LG Braunschweig) 2:25:18, 21.

Troldbora (Den) 2:25:21, 22. H. Andersen (Den) 2:25:55, 23. Friari (Fin)

2:26:24, 24. Eroiväri (Fin) 2:27:52, 25. Farsöht (Den) 2:27:54, 26.

Vanhaecke (Ned) 2:28:31, 27. Saelmans (Ned) 2:28:31, 29. Bastos (Bra) 2:29:59,

30. Ribera (Esp) 2:30:39, 31. Diettrich (LG Braunschweig) 2:31:11, 32. Klein

(LAZ Zweibrücken) 2:31:55, 33. Ahola (Fin) 2:32:20, 34. Kiefer (Spiridon

Frankfurt) 2:33:17, 35. Östring (Swe) 2:33:23, 36. Krage (Bremer LT)

2:33:33, 37. Orthmann (Tri Team Neumünster) 2:33:42, 38. Sturm (LG Hammer

Park Hamburg) 2:34:05, 39. Zsigovics (Hun) 2:34:23, 40. Pacheco (Por) 2:34:47,

41. Hooß (LTF Marpingen) 2:34:54, 42. Stübinger (Asics-Team)

2:35:08, 43. Schweitzer (LG Odenwald) 2:35:38, 44. Winkler (SV LT Lausitz)

2:35:43, 45. Torgersen (Nor) 26:05, 47. Schiltz (TSV Goddelau) 2:36:16, 48.

Wodniok (Spiridon Frankfurt) 2:36:37, 49. Hobmaier (PTSV Rosenheim) 2:36:46,

50. Uhlig (TG Werste) 2:36:47.

Frauen: 1. Kimutai (Ken) 2:25:53, 2. Gemechu (Eth) 2:27:46, 3. Javornik

(Slo) 2:28:13, 4. Renders (Bel) 2:28:31, 5. Paradowska (Pol) 2:29:17, 6.

Narlock (Bra) 2:29:59, 7. Chirita Rodica (Rom) 2:32:55, 8. Silva (Por) 2:32:57,

9. Jensen (Den) 2:33:36, 10. Renz (OSC Berlin) 2:35:39, 11. Dällenbach

(Sui) 2:41:15, 12. Aktas (Tur) 2:43:25, 13. Matheis (TSG Eisenberg) 2:51:49,

14. Wolters (LG Hammer Park Hamburg) 2:53:17, 15. Saanum (Nor) 2:56:35, 16.

Martens (TV Waldstraße Wiesbaden) 2:56:49, 17. Von der Fecht (LG Wedel

Pinneberg) 2:58:09, 18. Rölli (SV Birkenhard) 2:58:25, 19. Braun

(Pflugsmühle) 2:58:38, 20. Christensen (Den) 2:59:59, 21. Baum (Spiridon

Frankfurt) 3:00:02, 22. Pille-Steppat (LG HNF Hamburg) 3:00:24, 23. Vinkel

(Den) 3:00:38, 24. Tross (Est) 3:01:07, 25. Woratzki (RSA/ LSV

Wolfenbüttel) 3:01:14, 26. Schult (LAV Hamburg-Nord) 3:01:48, 27. Nielsen

(Den) 3:03:44, 28. Vrga (ASC Darmstadt) 3:04:02, 29. Plöttner (TV

Waldstraße Wiesbaden) 3:04:56, 30. Jacobs (USA/ TSV Dresden) 3:05:26, 31.

Peter (SV Großhansdorf) 3:06:05, 32. Hinniger-Schilling (TSV Winsen)

3:06:16, 33. Schönherr-Hölscher (PSV Tri Witten) 3:07:03, 34.

Büchele (LG Passau) 3:07:14, 35. Dröghoff (Frankfurt) 3:07:24, 36.

Schippmann (VfL Oldesloe) 3:07:36, 37. Rabe (TSV Oberhaching) 3:08:53, 38.

Hering (Sisu Berlin) 3:09:02, 39. Forster (Berlin) 3:09:11, 40. Sauer (TSV

Witzhelden) 3:09:53, 41. Knudsen (Den) 3:11:09, 42. Jones (TSV Pfungstadt)

3:12:13, 43. Nentwig (FA Blankenese) 3:12:16, 44. Eichert (TV Frankenstein)

3:12:16, 45. Wernicke (LG Neumünster) 3:12:20, 46. Hansen (Den) 3:12:38,

47. Röhrich (SV Germ. Helmstedt) 3:12:55, 48. Berenfeld (LT DSHS

Köln) 3:12:56, 49. Horst (LSF Münster) 3:13:14, 50. Jungfer (TV

Erlangen) 3:13:47.