Der Berliner Cross-Country-Lauf am Teufelsberg war für Jahrzehnte in
Berlin das Aushängeschild des Laufsports für den Spitzen- und
Breitensport bis der BERLIN-MARATHON und viele andere große
Straßenläufe mehr das große Interesse der laufenden
Bevölkerung fanden.
Der Ursprung für den überwältigenden Erfolg der
SCC-Läufe liegt knapp 40 Jahre zurück. Im Februar 1964 nahm eine
Mannschaft der Freien Universität Berlin mit Bernd Hartmann, Hartmut
Lehmann und Horst Milde mit einer Mannschaft der FU bei einem Crosslauf der
Universitäten in Le Mans teil. Sie alle waren gleichzeitig Mittelstreckler
beim SCC. Hartmut Lehmann war zudem derzeit Sportreferent an der FU. Er gewann
den Lauf in Le Mans, die Mannschaft der FU wurde Zweite.
Besondere Art des Laufens = Cross
Von der anderen und besonderen Art des Laufens durch schwieriges
Gelände in der Natur in Frankreich waren die Studenten so angetan, dass
schon im April 1964 ein Schreiben von Horst Milde an die Berliner Leichtathletikvereine
formuliert wurde mit dem Hinweis, dass man am 8. November 1964 einen
Querfeldeinlauf auf schwerem Gelände im Grunewald veranstalten wolle.
Es sollten beispielweise neben den Leichtathleten auch die Ruderer, Kanuten,
die Garnisonen der westlichen Schutzmächte und die verschiedenen
Abteilungen der Berliner Polizei eingeladen werden. Neben einen Hauptlauf
über 9 km war auch ein “Volkslauf/Jedermann-Lauf“ über
die halbe Distanz vorgesehen, damit man den weniger routinierten Läufern
Mut zum Laufen machen könne – alles ganz neue Ideen zur damaligen
Zeit.
Geburtsstunde des Volkslaufs in Berlin
Die Umsetzung dieser Ideen war gleichzeitig die Geburtsstunde für den
Volkslauf in Berlin (und in Deutschland) und so sensationell, dass der Berliner
Leichtathletik-Verband (BLV) die Genehmigung für diesen Lauf nur dem
Sportreferat der FU zubilligte (“die Studenten haben eh einen
Jagdschein“!) – die LA-Vereine hatten die Visionen bisher nicht
erkannt.
Der damalige Sportwart des BLV Hans Rieke formulierte mit an der ersten
Ausschreibung, die nur 3 Wettbewerbe kannte: Volkslauf über 4.9 km, einen
Jugendlauf über 2.5 km und den Hauptlauf (Cross der Asse) über 9.9
km.
Ein Frauenwettbewerb war nicht vorgesehen!
Zu gewinnen gab es für
jeden die Crossnadel. Die Cross-Country Strecke ( “Querfeldein über
Stock und Stein“) am Teufelsberg suchte und fand der SCC-Langstreckler
Rolf-Dieter Kohls. Er suchte den Auslauf der Rodelbahn am Teufelsberg
(Trümmerberg) als Start- und Zielpunkt aus. Es ging im Gelände sehr
schwierig auf und ab, ein Panzerübungsgelände der Briten mit tiefem
Boden und das Springen über Spalten und über gefällte Bäume
“versüßte“ den Läufern die Strecke. Waren sonst 50
– 60 Teilnehmer bei den traditionellen Läufen der LA-Vereine auf
geharkten und flachen Park- und Waldwegen üblich, so explodierte jetzt die
Teilnehmerzahl auf 700 Teilnehmer.
Tümmler und Podlesch
Umjubelter
Premierensieger im Hauptlauf wurde Bodo Tümmler (SCC), der
Mittelstreckenstar knapp vor Bernd-Dieter Hecht (Polizei SV).
Den Volkslauf
gewann der bekannte Berliner Radfahrer und Steher-Weltmeister Rainer Podlesch
(Zehlendorfer Eichhörnchen).
Dieser Lauf fand in allen Medien ein
großes positives Echo und die Öffentlichkeit wurde zum Nachmachen
aufgefordert. Schon 1966 gab es die Kooperation des Sportreferats der Freien
Universität Berlin mit dem SCC, im Jahr 1969 war dann ganz offiziell der
SCC der Veranstalter – der Volkslauf beim Crosslauf wurde für Jahre
der “Renner“ und das Flaggschiff, übrigens dann auch in ganz
Deutschland (West).
Sportgeschichte
Der Teufelsberg-Cross schrieb auch seine Sportgeschichte.
Auf Antrag des SCC wurden in Deutschland 1974 die Deutschen
Crossmeisterschaften, an Stelle der Waldlaufmeisterschaften, eingeführt.
Auf dem Gelände vom Teufelsberg kamen auch 1975 und 1981 die Deutschen
Cross-Meisterschaften mit großem Erfolg zur Durchführung.
Mit den Sprüchen “Cross wird durch Regen erst schön“
und “Cross macht harte Männer härter“ wurde der Lauf mit
dem Symbol der Wildsau das Aushängeschild der Leichtathletik in Berlin.
Der Lauf mobilisierte in seinen besten Jahren bis zu 3.750 Teilnehmer vom
jüngsten Schüler bis zum Senior.
Große Namen aus der
internationalen Laufszene zieren die lange Siegerchronik: Bodo Tümmler,
Peter Kubicki (beide SCC), Manfred Letzerich, Lutz Philipp, Christoph Herle,
Frank Zimmermann (SCC), Dieter Baumann, bei den Frauen sind Charlotte Teske,
Grete Waitz (NOR) , Cornelia Bürki (SUI), Wanda Panfil (POL), Marleen
Renders (BEL) nur ein kleiner Ausschnitt aus der Reihe großer
Sieger/innen aus 39 Jahren der Vergangenheit.
Maifeld
Schwierigkeiten mit der Forstverwaltung veranlassten die Organisatoren 1995
auf den grünen Rasen des Maifelds am Olympiastadion und des Reiterstadions
– ähnlich den Vorbildern im Ausland - umzuziehen, zum Ärger der
Läufer, die lieber im Grunewald und in der Natur geblieben wären.
Ab
2002 wurde dann aber wieder ein Wechsel vollzogen – “back to the
roots“ - SCC-RUNNING ging zurück in den Grunewald.
Start und Ziel wurden in das Stadion Eichkamp in der Harbigstraße mit
direktem Zugang in den Grunewald verlegt. Der Crosslauf am Teufelsberg
lässt sich durchaus als “die Grossmutter“ aller
Volksläufe in Berlin bezeichnen. Die Idee, die dahinter steckt, hat bis
heute ihren Wert nicht verloren:
Allen Bevölkerungskreisen und – schichten, von ganz jung bis alt,
Vereinsmitglied oder nicht, soll ermöglicht werden, den gesundheitlichen
Wert des Laufens zu erkennen und zu leben.
Eine Wettkampfmöglichkeit für die eigenen Vereinsmitglieder zu
organisieren – und nicht zuletzt den Läufern unter den
Leichtathleten eine Plattform zu der eigenen Formüberprüfung zu
bieten, starke Trainingsanreize zu setzen, um damit im Sommer auf der Bahn und
auf der Straße gute Ergebnisse “abzuliefern“.
Keine "Crosskultur" mehr
An dieser Idee hat sich in den vergangenen Jahrzehnten nichts geändert
– allerdings gibt es leider in Deutschland keine
“Crosskultur“ mehr. Die läuferische Basisarbeit durch den
Crosslauf wird vom DLV nicht ausreichend gefördert. Der Crosslauf ist
für den Verband ein ungeliebtes Kind. Die Wurzel des Erfolges liegt aber
in der systematischen Hinführung zum Crosstraining. Die Ergebnisse sind
augenscheinlich zu erkennen – kein deutscher Läufer/in hat mehr
internationales Format – und das wird sich leider mittelfristig auch
nicht ändern.
Die Crossnadel für jeden Teilnehmer im Ziel und die Ananas
für die Sieger
Für den 40. Berliner Cross-Country-Lauf am Sonntag, dem 9. November
2003 meldeten sich bisher 1.262 Läufer und Läuferinnen (davon 522
Jugendliche). Innerhalb des Laufes werden auch die Berliner Meisterschaften der
Jugend des BLV ausgetragen. Wolfgang Paech und Jürgen Kirstein (beide SCC)
nehmen zum 40-mal am Cross-Country-Lauf teil. Start ist 10.00 Uhr für die
Jugendklassen, die Hauptklasse der Männer startet um 12.00 Uhr, die Frauen
starten um 13.00 Uhr.
Nachmeldungen sind am Sonntag im Stadion Eichkamp, verlängerte
Harbigstraße, noch möglich.