Standesgemäß ging bei SCC running das Jahr 2002 zu Ende: Mit einem
Teilnehmerrekord. Beim 27. Berliner Pilsener Silvesterlauf wurden 1906 Starter
gezählt. Einen Tag später waren beim 32. Berliner Neujahrslauf rund
3500 Läufer dabei, so dass insgesamt an den beiden traditionsreichen
Rennen zur Jahreswende knapp 5500 Teilnehmer starteten.
"Unser Angebot kommt bei den Läufern gut an, und so hatten wir
auch bei unserem letzten Rennen des Jahres noch einen Teilnehmerrekord. Der
Neujahrslauf war für uns ein sehr guter Start ins neue Jahr",
erklärte Cheforganisator Horst Milde und fügte hinzu: "Das ist
natürlich eine sehr gute Basis für das neue Jahr und für viele
weitere Highlights."
Obwohl es vorher leicht geschneit hatte, konnte dieses Mal wieder die
Originalstrecke des Berliner Pilsner Silvesterlaufes belaufen werden. Es ging
also je nach Streckenlänge bis zu zweimal über den Drachenfliegerberg
am Teufelsberg. Ein Jahr zuvor hatte man kurzfristig auf die Bergrunden
verzichten müssen, da eine Eisschicht die Steigungen bedeckt hatte.
Kellner, Teufel oder beispielsweise auch Clowns rannten am Silvestertag
über den Berg. Im Ziel gab es dann für jeden einen Pfannkuchen. Der
neue Titelsponsor, Berliner Pilsner, hatte zudem einen Stand aufgebaut, an dem
neben Bier auch warme Getränke angeboten wurden.
Als überlegener Sieger erreichte im Hauptlauf über 10,3 km mit
zwei Bergrunden Jan Diekow vom Veranstalterklub SCC Berlin das Ziel. Er
benötigte 36:32 Minuten und hatte 23 Sekunden Vorsprung vor Christoph
Hofmann (vereinslos). Hofmann hatte den Endspurt um Platz zwei mit einer
Sekunden Vorsprung vor Thomas Winkler (Schweiz) gewonnen. Winkler hatte lange
Zeit sehr gut mitgehalten und lief dabei hinter Jan Diekow.
Der 29-jährige Jan Diekow hatte es an der Spitze jedoch nicht leicht.
Denn zeitlich etwas zu dicht war zuvor der Lauf über 6,6 km gestartet
worden, so dass sich der Sieger seinen Weg durch die Läufer bahnen musste.
"Teilweise musste ich querfeldein laufen, um vorbeizukommen",
erzählte Diekow. Damit derartige Engpässe zukünftig ausbleiben,
wird der kürzere Lauf in diesem Jahr eher gestartet.
Mit Jan Diekow hat ein Läufer den Berliner Pilsner Silvesterlauf
gewonnen, der vor einigen Jahren als Berliner Langstreckenhoffnung galt. Doch
eine mögliche Karriere in der Leichtathletik verfolgt der 29-Jährige,
der als Geschäftsführer im Laufsportgeschäft Long Distance
tätig ist, schon lange nicht mehr. Knackpunkt war dabei die Geburt seines
Sohnes 1999. "Den sehr hohen Trainingsaufwand konnte und wollte ich danach
nicht mehr leisten. Schließlich war ich schon als Jugendlicher
wöchentliche Trainingsumfänge von 200 Kilometern gelaufen. Und am
Ende kam nie die erhoffte Leistung heraus. Mit 2:20 Stunden kann man heute im
Marathon nichts erreichen - das sind inzwischen ja Frauenzeiten",
erklärt Jan Diekow, der sich jedoch neue sportliche Ziele gesteckt hat.
Denn nach Ende der leistungssportlichen Zeit als Läufer begann er mit
Triathlon-Training. "2003 möchte ich beim Ironman-Triathlon in Roth
starten" - 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und ein Marathonlauf stehen
dann auf dem Programm.
Noch wesentlich deutlicher war beim Berliner Pilsner Silvesterlauf die
Entscheidung im Frauenrennen über 10,3 km. Hier gewann Kathrin Neumann
(USV Cottbus) in 41:34 Minuten mit fast drei Minuten Vorsprung vor Annette
Hering (SISU Berlin/44:33). Auch hier war das Rennen um Platz zwei spannender
als die Entscheidung um den Sieg: Regina Marunde (LTC Berlin) wurde in 44:37
Minuten Dritte.
Knapp acht Stunden vor Mitternacht waren am Silvester-Nachmittag bei
herrlichem Winterwetter fast alle Läufer im Ziel am Mommsenstadion.
Zwölf Stunden nach Mitternacht waren etliche von ihnen schon wieder am
Start: Rund 3500 beteiligten sich beim Berliner Neujahrslauf Unter den Linden
mit Start und Ziel am Brandenburger Tor.
"Dieser Neujahrslauf, das ist ja mehr eine Gaudi. Deswegen hat sich
bestimmt keiner in der Silvesternacht zurückgehalten", sagte Detlef
Kuhlmann, einer der Stamm-Teilnehmer des Neujahrslaufes, der zudem zum
Organisationsstab des real,- BERLIN-MARATHON gehört. Er war auch beim
Berliner Pilsener Silvesterlauf dabei gewesen. Teilweise verkleidet und mit
Luftballons sowie mit Länderfahnen ausgerüstet, rannten die
Läufer Unter den Linden. Die Teilnahme bei diesem Rennen ohne
Wettkampfcharakter ist kostenlos. Anstelle eines Startgeldes wurden Spenden zu
Gunsten des Kinderhilfswerkes UNICEF gesammelt. Dabei kamen knapp 3000 Euro
zusammen.
"Es ist eine tolle Atmosphäre, allerdings war es dieses Mal
besonders kalt. Vier Kilometer zu laufen, das ist kein Problem. Ich habe mich
deswegen in der Silvesternacht nicht zurückgehalten", erzählte
Bodo Tümmler. In den 60er Jahren war der Läufer des SCC Berlin
über 1500 Meter einer der besten der Welt. Seine herausragenden Erfolge
waren der Europameistertitel 1966 und die Bronzemedaille bei den Olympischen
Spielen 1968. Dritter war er zudem bei der EM 1966 auch über 800 m.
Zu den Prominenten, die beim Berliner Neujahrslauf Unter den Linden
mitjoggten gehörten unter anderen Bodo Tümmler, Thomas Härtel,
der Berliner Staatssekretär für Sport und Werner Sonne, der
Korrespondent des ARD-Hauptstadtstudios. Den Startschuss hatte dieses Mal
Joachim Zeller, der Bezirksbürgermeister von Mitte, gegeben.