Am nächsten Sonntag steht viel auf dem Spiel für die deutsche
Leichtathletik. Doch nach der Enttäuschung im Kampf um die olympischen
Medaillen sind dieses Mal nicht die deutschen Athleten gefragt. Das ist
wahrscheinlich ein Vorteil. Denn eine zweite Pleite a la Athen hätte eine
fatale Wirkung. Es geht darum, mit einem möglichst erfolgreichen
Golden-League-Meeting ISTAF ein vielleicht entscheidendes Zeichen zu setzen im
Wettbewerb um die Austragung der Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009.
Favorit für das größte Sportspektakel nach den
Olympischen Spielen?
Beim internationalen Leichtathletik-Verband IAAF gibt es Stimmen, die Berlin
inzwischen als klaren Favoriten ansehen im Rennen um das für eine einzelne
Stadt größte Sportspektakel nach den Olympischen Spielen. Wenn die
28 Council-Mitglieder am 4. oder 5. Dezember im Rahmen ihrer Tagung in Helsinki
über den WM-Austragungsort abstimmen, stehen nur noch vier von
ursprünglich acht Bewerbern zur Auswahl: Brüssel, Valencia, Split und
Berlin. Nachdem alle außereuropäischen Städte ihre Kandidaturen
zurückgezogen haben, sind offenbar Berlin und Brüssel die
stärksten im Rennen.
Brüssel oder Berlin?
Beide Städte, Berlin und Brüssel, sind auch Austragungsorte der
Golden-League-Serie der IAAF. Während Brüssel am vergangenen Freitag
das wahrscheinlich einmal mehr hochklassigste Meeting der Saison erlebte
– 47.000 Zuschauer sorgten für ein ausverkauftes Stadion und
erlebten unter anderem zwei Weltrekorde –, bildet Berlin am Sonntag die
letzte Station der sechs Sportfeste.
50.000 Tickets schon verkauft
Das Golden-League-Meeting von Brüssel sportlich zu übertreffen, wird
für das ISTAF am Sonntag so gut wie unmöglich sein. Doch das ist auch
nicht erforderlich, um die WM nach Berlin zu holen. Wichtig ist, ein gut
organisiertes Sportfest zu präsentieren, das entsprechende Zuschauerzahlen
anlockt. Das gelang im vergangenen Jahr im Jahn-Sportpark nicht. Doch das neue
Olympiastadion in Kombination mit den erst vor kurzem beendeten olympischen
Wettkämpfen in Athen zieht voraussichtlich so viele Besucher wie seit 1996
nicht mehr. Damals waren 53.000 Zuschauer beim ISTAF. Inzwischen ist für
das Meeting am Sonntag der Unterring bereits ausverkauft. Es heißt, dass
rund 50.000 Tickets vergriffen sind.
„Wenn das ISTAF über 50.000 Zuschauer hätte, wäre das
ein sehr starkes Zeichen für die WM-Bewerbung“, erklärte Nick
Davies, der Pressesprecher der IAAF, und fügte hinzu: „Wenn es bei
einem deutschen Meeting möglich ist, derartige Zuschauerzahlen anzulocken,
obwohl es in Deutschland zurzeit ja gar keine großen Leichtathletik-Stars
gibt, wäre das ein großer Erfolg. Das bedeutet, dass die Leute
kommen, um ausländische Stars zu sehen. Und das wiederum würde den
Standort Deutschland bei der IAAF sehr interessant machen.“