6470 Läuferinnen und Läufer machten Horst Wiczynski ein super
Ostergeschenk, denn exakt mit dieser Zahl ist nunmehr die neue Rekordmarke beim
traditionsreichen Paderborner Osterlauf festgeschrieben. „Wir sind auf
Rekord vorprogrammiert“ gestand Osterlauf-Chef und
Grün-Weiß-Vereinspräsident Horst Wiczynski schon im Vorfeld der
Veranstaltung, die mit nunmehr siebenundfünfzig Auflagen und einer
Klassebesetzung schon seit vielen Jahren eine feste Größe in der
deutschen Laufszene ist.
Gegenüber dem Vorjahr haben die Paderborner damit noch einmal um
erstaunliche 900 Läufer zulegen können, wobei auf die Kernwettbewerbe
10 km und Halbmarathon 2 517 bzw. 1526 Meldungen entfallen. Während Irina
Mikitenko losgelöst von sklavischen Tempovorgaben die von Linah Cheruiyot
mit 31:19 Minuten gehaltene Streckenbestmarke um lediglich neun Sekunden
verpasste, ging die Rechnung für Tendai Chimusasa auf. Der hierzulande
sehr beliebte Mann aus Zimbabwe steigerte bei keineswegs idealen
Wetterverhältnissen den von Joseph Mereng seit 1999 gehaltenen
Streckenrekord vor vier ebenfalls unter der alten Bestmarke bleibenden
Afrikanern auf 1:02:04 Stunden.
„Ich bin heute nur nach Gefühl gelaufen, die Uhr habe ich vorher
ausgezogen“, freute sich Irina Mikitenko im Ziel über ihren
schnellen Zehner. Eine Woche nach ihrem zweiten Rang bei der European 10 000
m-Challenge in Athen in der WM-Normzeit von 31:37,15 Minuten sieht die Welt
für die 5000 m-Olympia- und WM-Fünfte schon etwas rosiger aus.
„Jetzt weiss ich, dass es weiter aufwärts geht!“ Die
Genugtuung hätte für die 31jährige aus dem hessischen Hassenroth
nicht größer sein können, denn die Formkurve nach dem harten
Training in der kenianischen Höhe zeigt nun doch deutlich nach oben. Das
Hauptaugenmerk hat Irina Mikitenko derzeit noch auf die Bahndistanzen 5000 m
und 10 000 m gerichtet, aber sehr zur Freude von Bundestrainer Wolfgang Heinig
kündigte sie bereits mit Blick auf ihre mittelfristige Planung am
Ostersamstag an: „Nach den Olympischen Spielen werde ich Marathon
laufen!“ „Heute hat Irina mir vom Schritt her wesentlich besser
gefallen als vor einer Woche in Athen. Die Straße kann ihr Ding werden,
sie darf nur nicht zu lange damit warten!“ unterstreicht Heinig ihre
Straßenambitionen.
Die Frankfurterin entthronte im direkten Duell die bisherige Rekordhalterin
Linah Cheruiyot, der mit einem Rückstand von exakt dreißig Sekunden
eine deftige Niederlage nicht erspart blieb. Aber nicht nur Irina Mikitenko
setzte im deutschen Lager an der Pader ein ermutigendes Zeichen!
In Abwesenheit der wegen einer Virusinfektion den Abschlusstest vor dem
Hamburg-Marathon absagenden Luminita Zaituc freute sich Claudia Dreher
über eine gelungene Generalprobe vor dem Marathonstart in der Hansestadt.
„Hoffentlich ist dies nicht zu schnell“, kommentierte die sichtlich
zufriedene Magdeburgerin ihren fünften Rang in 32:53 Minuten. Wenige Meter
entfernt zog auch eine sichtlich aufgeräumte Katrin Dörre-Heinig eine
erste Bilanz nach ihren 34:29 Minuten: „Im Prinzip ist dies drei Jahre
nach dem schnellen Aus der erste Hoffnungsschimmer!“. Im knappen
Zieleinlauf unterlag übrigens die „Grande Dame des Marathons“
gegen eine 22jährige Aufsteigerin, der stark verbesserten Romy
Spitzmüller aus Leipzig. Auch Kathrin Wessel kehrte nach einer
verletzungs- und krankheitsbedingten Zwangspause als Neunte mit 33:50 wieder in
die Laufszene zurück („Sagen wir einmal, ich bin wieder im
Training!“).
Im 10 km-Lauf der Männern mischte alleine der neuseeländische
Berglaufweltmeister Jonathan Wyatt im Konzert der ansonsten nur mit
afrikanischen Läufern besetzten Spitze mit, verzichtete aber wohlweislich
eine Woche vor seinem Start in Hamburg auf den harten Sprint, den letztlich
Moses Kipkosgei Kigen in 28:18 vor dem Cross-Spezialisten Wilson Chemweno
Kipkosgei hauchdünn gewinnen konnte. Gut übrigens Jens Borrmann als
Elfter in 29:07 noch vor dem Polen Piotr Gladki.
„Ich bin zurück“ freute sich auch Tendai Chimusasa, der
sich nach seiner bei den Silvesterläufen in Trier und Ratingen erlittenen
Verletzung als neuer Streckenrekordler in Paderborn eindrucksvoll
zurückmelden konnte. „Die Bedingungen waren nicht einfach“,
zollte Carsten Eich seinem früheren Laufkollegen aus gemeinsamer
Odenwälder Trainingszeit hohe Anerkennung. Der fünffache deutsche
Halbmarathonmeister hatte den Afrika-Express mit dem Route-du-Vin-Sieger
Barnabas Kiprotich Kenduiywo, Erastus Lima sowie den beiden Äthiopiern
Girma Tesfaye und Tarku Jufa knapp fünfzehn Kilometer angeschleppt.
„Außerdem haben einige Zwischenmarken nicht gestimmt, so dass wir
zeitweise deutlich über dem angepeilten Rekord lagen“. Im spannenden
Duell auf der Zielgeraden am Sportzentrum Maspernplatz hatte der ausgebuffte
Tendai Chimusasa die größte Endbeschleunigung, die letztlich zum
Ein-Sekunden-Vorsprung gegen Tesfaye reichten. Einmal mehr scheiterte der
Vogtländer René Witt an der 66-Minuten-Marke, wurde aber als
Neunter noch vor Michael Fietz bester Deutscher. Bei den Frauen konnte sich die
Tschechin Petra Kaminkova erneut behaupten. Hinter Joyce Kandie lief Petra Maak
bereits als Dritte ins Ziel.
Wilfried Raatz
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