Am Tag nach ihrer überzeugenden Meisterschafts-Rückkehr mit dem Sieg
über 3000 m, schaffte Irina Mikitenko den zweiten Triumph. Nach ihrem
Erfolg über 1500 m in 4:17,66 Minuten ist die 30-jährige
Läuferin von Eintracht Frankfurt die einzige Athletin der
Hallen-Meisterschaften von Leipzig, die zwei Einzeltitel gewann. Ausgerechnet
Irina Mikitenko, die vor genau einem Jahr verletzungsbedingt keinen Schritt
rennen konnte, schaffte das Double. „Ich habe mit diesem Titelgewinn und
auch mit dem Doppelschlag über 1500 und 3000 Meter gerechnet“,
erklärte Irinia Mikitenko im Ziel.
Das Niveau dieses Laufes mit 15 Athletinnen ließ aber freilich zu
wünschen übrig. Und so konnte sich Irina Mikitenko ihrer Sache
relativ sicher sein. Nur in der ersten Runde war sie nicht an der Spitze des
Feldes, dann ging sie bequem außen vorbeilaufend nach vorne und gab diese
Position bis ins Ziel nicht mehr ab. Von Runde zu Runde war die Spitzengruppen
immer kleiner geworden. Locker laufend, war Irina Mikitenko auf den letzten 300
Metern schließlich alleine unterwegs. Mit rund fünf Metern Vorsprung
vor Sigrid Bühler (Bayer Leverkusen/4:18,82 Minuten) erreichte sie
schließlich das Ziel, wo sie sich kurz umdrehte, um zu sehen, wo ihre
Verfolgerinnen geblieben waren.
„Der Lauf war ein bisschen langweilig. 15 Athletinnen am Start, das
waren zu viele. Deswegen konnte ich erst nach eineinhalb Runden richtig
antreten. Aber ich war mir immer sicher, dass ich gewinnen würde“,
sagte Irina Mikitenko. „Es war ein gutes Training für mich, es ist
besser als zu Hause alleine zu trainieren. Und ich wollte einfach den Titel
holen.“
Die Langeweile wird für Irina Mikitenko schon bald wieder kommen
– allerdings nicht im Wettkampf. Ende März fährt sie ins
Trainingslager nach Kenia. „Das ist für mich etwas langweilig, weil
man dort neben dem Training nichts anderes machen kann.“ Im Sommer
dürfte ihr dann angesichts des hochklassigen internationalen Niveaus im
Frauen-Langstreckenbereich sicher nicht mehr langweilig werden. Doch Angst hat
sie vor der Konkurrenz über 5000 oder 10.000 m nicht. „Vor meiner
Verletzung war es vier Jahre lang gut für mich gelaufen“,
erklärt Irina Mikitenko, die vor ihren Starts in Leipzig vor etwas anderem
Angst hatte: „Ich war etwas besorgt, wie mein Knie die Rundenläufe
verkraften würde. Schließlich ist die Belastung auf so einer Bahn
doch recht hoch.“
Am Schlusstag der Titelkämpfe standen auch die 800 m auf dem Programm.
„Viele haben mich in Abwesenheit von Claudia Gesell und Heike
Meißner als Favoritin gesehen“, erzählte Anja Knippel. Die
Läuferin des LC Creaton Erfurt gewann tatsächlich in Leipzig die
800-m-Strecke in 2:03,16 Minuten. „Und wenn die Leute das erwarten, will
man sie natürlich nicht enttäuschen“, sagte Anja Knippel. Bis
vor einigen Jahren hatte sich die Erfurterin noch auf die 400-m-Strecke
spezialisiert. Nach dem Wechsel zur Mittelstrecke gelang ihr nun der Sieg bei
den Deutschen Hallen-Meisterschaften vor Monika Gradzki (TV
Wattenscheid/2:03,60 Minuten) und Anette Wölpert (VfL
Waiblingen/2:08,70).
Doreen Klose, die erst 17-jährige Klubkameradin von Anja Knippel,
machte auf den ersten beiden Runden das Tempo. Und es schien, als handelte es
sich um eine Absprache, um Anja Knippel zu einem flotten Rennen zu verhelfen.
Nach schnellen 1:00,35 Minuten waren 400 m gelaufen. Rund 550 Meter lang lief
Doreen Klose an der Spitze des Feldes, dann ging Anja Knippel vorbei und die
Nachwuchsläuferin gab auf. Etwas an Fahrt verlor Anja Knippel in der
dritten Runde, so dass sie die 600-m-Marke nach 1:32,71 Minuten erreicht hatte.
Die Schlussrunde war dann wieder etwas schneller, wobei nur noch Monika Gradzki
mithalten konnte. Ernsthaft gefährdet schien Anja Knippel auf dem Weg zur
Meisterschaft allerdings nicht.
„Ich freue mich riesig, dass es geklappt hat, Deutsche Meisterin zu
werden – vor allem auch noch mit dieser Zeit“, sagte Anja Knippel.
Das Gesamtniveau dieses 800-m-Endlaufes von Leipzig hatte in Abwesenheit von
Claudia Gesell, Heike Meißner oder auch Yvonne Teichmann natürlich
deutlich gelitten. Doch es gab in der Vergangenheit bei ähnlichen
Konstellationen schon bedeutend schwächere 800-m-Ergebnisse bei den
Finalrennen der Frauen um die Deutsche Hallenmeisterschaft. „Die anderen
mögen nicht dabei gewesen sein, aber für mich war die Hauptsache,
diesen Titel zu gewinnen. Geschenkt bekommen wollte ich die Meisterschaft
allerdings auch nicht, deswegen war es mir wichtig zusätzlich auch noch
eine gute Zeit zu laufen“, erklärte Anja Knippel. Von geschenkt
bekommen wird ohnehin keiner sprechen angesichts der Zeit von der
zweitplatzierten Monika Gradzki.
Von Jörg Wenig