„Ich kann das noch gar nicht realisieren“, meinte Irina Mikitenko im
Ziel des 35. real,- BERLIN-MARATHON. Die Uhr zeigte 2:19:18 Stunden,
als die 1,58 Meter große Langstrecklerin in ihrem dritten Marathon als
erste Deutsche nach Uta Pippig vor 13 Jahren diesen Marathon-Klassiker
gewann. Sie ist damit die viertschnellste Marathonläuferin aller
Zeiten. 2:19:18 ist außerdem die siebtschnellste Zeit, die je erzielt
wurde. Müßig zu erwähnen, dass es sich dabei um einen neuen deutschen
Rekord handelt. Den bisherigen hatte Irina Mikitenko erst im April bei
ihrem Sieg beim Flora London Marathon. Ihre Marathonpremiere hatte sie
vor einem Jahr in Berlin gefeiert, wo sie Zweite wurde. Bisher gelang
es erst neun Läuferinnen weltweit, die magische Marke von 2:20 Stunden
zu unterbieten (siehe Tabelle). „Ich könnte jetzt sogar tanzen“,
antwortete sie auf die Frage eines Journalisten, ob sie noch Reserven
habe nach ihrem Rekordlauf von Berlin.
Ihr Rennen
gestaltete sie zunächst insoweit zurückhaltend, als sie nicht zu
schnell beginnen wollte, dabei aber schon auf der ersten Hälfte auf
einem Niveau unterwegs war, das sie auf eine Zeit zwischen 2:20 und
2:21 bringen würde, immerhin ist das schon fast vier Minuten schneller
als ihre bisherige Bestzeit (2:24:14). So lag sie auf der ersten
Streckenhälfte teilweise über eine halbe Minute hinter der Gruppe mit
den führenden Läuferinnen, angeführt von der Äthiopierin Tafa Magarsa.
Ihr Mann Alexander, der auf dem Rad mitfuhr, hielt sie bzw. ihre
Tempomacher immer wieder an, sich zurückzuhalten mit dem Tempo. „35
Kilometer hörte ich auf ihn, dann sagte ich, ich laufe jetzt wie ich
will.“ Denn, so Mikitenko „ich wollte unbedingt eine gute Zeit. Dass es
unter 2:20 gehen würde, habe ich jedoch nicht zu hoffen gewagt.“
Die
Halbmarathonmarke passierte sie nach 1:10:05 Stunden und lag da schon
auf Rang drei. Dann drehte sie in der zweiten Hälfte auf, erreichte die
Äthiopierin nach 28 Kilometern und setzte sich wenig später ab; von da
an lief sie nur noch gegen die Zeit. „Alles war super“, resumierte sie
ihren Lauf und bezog dabei vor allem die Zuschauer mit ein: „Ich danke
dem Publikum.“ Angesprochen auf ihre weitere Zukunft wagte sie eine
Prognose für 2009: „ Ich denke, dass ich bei der WM 2009 in Berlin auch
so schnell laufen kann.“ Der Marathon der Frauen bei den
Weltmeisterschaften 2009 in Berlin findet am 23. August statt. „Ich
hoffe, dass ich mir da ein Geschenk machen kann“, meinte Irina
Mikitenko in Anspielung darauf, dass sie an diesem Tag ihren 37.
Geburtstag feiert.
Soviel zur mittelfristigen
Karriereplanung von Irina Mikitenko. Ob sie sich noch in den Kampf um
500.000 Dollar-Preisgeld der World Marathon Majors-Serie einschaltet,
ließ sie offen. Mit einem Platz unter den ersten Fünf beim ING New York
City Marathon am 2. November könnte Irina Mikitenko eventuell die
Gesamtwertung gewinnen„Wenn ich morgen früh ausgeschlafen bin, sehen
wir weiter,“ ließ sie offen, wie sie plant.
Die World
Marathon Majors (WMM) sind die Vereinigung der weltbesten
City-Marathons (London, Boston, Berlin, Chicago, New York) und loben
für ihre Gesamtwertung ein Gesamtpreisgeld von einer Million Dollar
aus, das sich der beste Mann und die beste Frau teilen. Für den Sieg
bei einem WMM-Rennen gibt es 25 Punkte, der Fünfte erhält noch einen
Punkt. Zu der Serie zählen auch die Marathons bei Weltmeisterschaften
und Olympischen Spielen.
Das Szenario stellt sich
folgendermaßen dar: Nach ihrem Erfolg in Berlin führt Irina Mikitenko
mit 65 Punkten die Wertung 2007-2008 an und liegt punktgleich mit der
Äthiopierin Gete Wami. Wami muss bei ihrem Start in New York den ersten
oder zweiten Platz belegen, um sich im Rennen um die WMM-Siegprämie von
500.000 Dollar gegen Irina Mikitenko durchzusetzen. Die Deutsche kann
in New York den fünften Platz belegen und dennoch gewinnen, sollte Wami
dort nicht in die Punkte laufen.
Auch die zweit- und
drittplazierten Frauen beim real,- BERLIN-MARATHON erzielten
persönliche Bestzeiten. Askale Magarsa (Äthiopien) und Helena Kirop
(Kenia) boten mit ihren Leistungen von 2:21:31 und 2:25:01 Stunden
beide Weltklasse-Leistungen.
Die schnellsten Frauen aller Zeiten
02:15:25 |
Paula Radcliffe |
GBR |
London 2003 |
02:18:47 |
Catherine Ndereba |
KEN |
Chicago 2001 |
02:19:12 |
Mizuki Noguchi |
JPN |
Berlin 2005 |
02:19:18 |
Irina Mikitenko |
GER |
Berlin 2008 |
02:19:36 |
Deena Kastor |
USA |
London 2006 |
02:19:39 |
Yingye Sun |
CHN |
Peking 2003 |
02:19:41 |
Yoko Shibui |
JPN |
Berlin 2004 |
02:19:46 |
Naoko Takahashi |
JPN |
Berlin 2001 |
02:19:51 |
Chunxiu Zhou |
CHN |
Seoul 2006 |