Beim IAAF Golden League-Meeting in Paris haben die Kenianer angedeutet, womit
bei den Weltmeisterschaften Ende August im gleichen Stadion zu rechnen ist. Mit
einem unglaublichen Spurt auf den letzten 200 Metern ließ Abraham Chebii
dem Weltrekordler Haile Gebrselassie (Äthiopien) keine Chance, nachdem
dieser den Spurt kurz zuvor angezogen hatte. Doch der erkältete und
dadurch geschwächte Gebrselassie sah fast aus, als bliebe er stehen, als
Kenias neuester Express an ihm vorbeischoss. Abraham Chebii rannte mit 12:53,37
Minuten einen Meeting-Rekord und gehört nach dieser Vorstellung zu den
WM-Favoriten. “Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen“, sagte
Chebii.
“Es ist nicht so schlimm – ich bin trotzdem guter Dinge für
die WM“, sagte Haile Gebrselassie, der als Zweiter 12:54,36 Minuten lief
und vor Benjamin Limo (Kenia/12:54,99) im Ziel war. “Wir hatten diese
Taktik geplant“, erzählte Chebii, der wie Limo zum Team der Londoner
KIM-Gruppe gehört.
Ein weiterer Läufer dieser Gruppe zeigte später seine
Qualitäten. Stephen Cherono gewann die 3000 m Hindernis in 8:06,41
Minuten, nachdem er zwischenzeitlich mit seinem am Ende viertplatzierten
Landsmann Paul Koech (8:07,74 Minuten) sogar ein Tempo in Richtung Weltrekord
gelaufen war. Doch in den letzten beiden Runden wurde das Duo langsamer, so
dass zwei Läufer noch aufschließen konnten: Der zweitplatzierte Paul
Koech (Kenia/8:06,63) und der Franzose Bouabdallah Tahri, der in 8:06,91
Minuten den Europarekord einstellte.
Im 3000-m-Rennen der Frauen belauerten sich die Favoritinnen Berhane Adere
(Äthiopien) und Gabriela Szabo (Rumänien) offenbar gegenseitig, so
das die Marokkanerin Zhor El Kamch auf dem letzten Drittel der Strecke
davonlaufen konnte. Mit 20 Metern Vorsprung ging Kamch auf die letzte Runde,
und 200 Meter später hatte sie kaum etwas verloren. Doch inzwischen war
Gabriela Szabo bei ihrem Saisondebüt angetreten. Meter für Meter
holte die Rumänin auf – und am Ende reichte es knapp für die
Gabriela Szabo. In der Jahresweltbestzeit von 8:34,09 Minuten gewann sie vor
der Marokkanerin (8:34,85). Berhane Adere war nicht 100-prozentig fit und lief
als Dritte 8:36,25 Minuten. Sie wird nun nach Äthiopien ins Trainingslager
gehen anstatt nächste Woche zum nächsten IAAF Golden-League-Meeting
nach Rom.
“Es war ein merkwürdiges Rennen“, sagte Gabriela Szabo, die
vor dem Rennen kein so gutes Gefühl hatte. “Ich war etwas
nervös, denn es war mein erstes Rennen seit langer Zeit. Ich hatte mich
vor der Hallen-WM an der Oberschenkelmuskulatur verletzt. Und das passierte mir
vor fünf Wochen wieder. Es war dann gar nicht einmal so schwer für
mich, zu gewinnen. Ich wusste, dass ich ein gutes Finish hatte. Es war aber
für mich sehr wichtig, dass ich gewonnen habe“, erklärte
Gabriela Szabo.
In den beiden 1500-m-Rennen gab es europäische Siege: Bei den
Männern wurde dabei ein Franzose gefeiert. Mehdi Baala gewann mit der
nationalen Rekordzeit von 3:30,97 Minuten vor dem Kenianer Bernard Lagat
(3:31,40) und Paul Korir (Kenia/3:32,44). Der stärkste Kenianer
allerdings, Cornelius Chirchir, war nicht am Start. Ebenso wenig wie
Weltrekordler Hicham El Guerrouj (Marokko).
Bei den Frauen trat die Oslo-Siegerin Irina Lisinskaja (Russland) nicht in
Paris an, so dass sie dadurch schon von vornherein aus dem Jackpot um eine
Million Dollar gefallen war. Diesen teilen sich jene Athleten, die alle sechs
IAAF Golden-League-Meetings gewinnen. Während Natalia Rodriguez (Spanien)
in 4:03,33 Minuten gewann, blieb eine einzige Läuferin neben
100-m-Siegerin Chandra Sturrup (Bahamas) im Rennen um die Million: Maria Mutola
(Mosambique) siegte über 800 m in 1:57,58 Minuten. “Mit einem
weiteren Sieg stehe ich jetzt natürlich noch mehr unter Druck als vorher.
Aber ich denke nur von einem Rennen zum anderen. Es war hart zu gewinnen, es
war ein taktisches Rennen. Ich bin aber nicht ganz zufrieden, denn ich war noch
nicht komplett erholt vom letzten Lauf“, erklärte Maria Mutola.
Im Männerrennen setzte sich Juri Borsakowski (Russland) in 1:43,94
Minuten durch. Hier fiel der zweitplatzierte Mbulaeni Mulaudzi (Südafrika)
aus dem Jackpot-Rennen. Er wurde in 1:44,12 Minuten Zweiter vor dem
Saisonbestzeit laufenden André Bucher. Während für den
800-m-Olympiasieger Nils Schumann (Erfurt) die WM-Saison verletzungsbedingt
beendet ist bevor sie begonnen hat, wird es für René Herms (Pirna),
der in Paris nicht am Start war, unheimlich schwer, bei der WM eine gute Rolle
zu spielen. Sehr ausgeglichen ist die Spitze – in Paris blieben die
ersten sieben Läufer unter 1:45 Minuten.