Der Kenianer Bernard Lagat hat seinen ersten Titel bei einer Weltmeisterschaft
gewonnen – allerdings nicht über seine Spezialstrecke, die 1500
Meter. Stattdessen triumphierte der 29-Jährige souverän im
3000-m-Finale bei den Hallen-Weltmeisterschaften von Budapest. Schon einmal war
Lagat bei einer Hallen-WM über diese Distanz an den Start gegangen. Vor
drei Jahren in Lissabon wurde er dabei Sechster. In 7:56,34 Minuten gewann
Bernard Lagat in Budapest nach einem taktischen Rennen vor dem Portugiesen Rui
Silva (7:57,08) und Markos Geneti (7:57,87). Der Äthiopier war kurzfristig
als Ersatzmann für Haile Gebrselassie nominiert worden, der
verletzungsbedingt auf seinen Start verzichtete.
„Ich bin absolut zufrieden mit diesem Sieg, denn die 3000 Meter sind
nicht meine Standardstrecke“, erklärte Bernard Lagat, der im
vergangenen Saison positiv auf Epo getestet worden war – da die B-Probe
das erste Ergebnis jedoch nicht bestätigte, wurde der Kenianer nicht
gesperrt. Nach einem verhaltenen Beginn, bei dem Lagat und Geneti das Tempo
vorne kontrollierten, wurde es erst auf den letzten 1000 Metern schnell. Der
Australier Craig Mottram forcierte das Tempo, Lagat und Geneti gingen sofort
mit, außerdem folgten Silva und der schließlich viertplatzierte
Antonio David Jimenez. Mottram fiel schnell zurück und wurde am Ende
Zehnter. 180 Meter vor Schluss entwickelte sich dann ein Zweikampf zwischen
Lagat und Silva, Geneti war geschlagen. Doch der Portugiese konnte den Kenianer
nicht wirklich gefährden und war froh über Platz zwei.
„Ich habe während des Rennens aufgepasst, dass sich keiner
absetzen konnte. Deswegen lief ich von Beginn an vorne“, erklärte
Bernard Lagat, während Rui Silva sagte: „Ich bin sehr zufrieden. Das
ist eine neue Erfahrung für mich, denn es ist mein erstes Rennen über
die 3000 Meter bei einer Meisterschaft. Es war nicht einfach, und am Ende war
Lagat zu stark, ich konnte ihn nicht überholen.“
Es sollte die erste Goldmedaille bei einer WM werden. Doch für Kelly
Holmes endete das 1500-m-Finale in Budapest mit einem Desaster. Als Letzte der
neun Läuferinnen joggte die 33-jährige Britin nach 4:12,30 Minuten
ins Ziel. Nach 875 Metern war Kelly Holmes gestürzt – und damit war
der Traum vom Gold beendet. Das ist bitter für die beste britische
Mittelstreckenläuferin aller Zeiten, denn so einfach wird es wohl kaum
noch einmal werden, zu einem WM-Titel zu laufen.
Leichtes Spiel hatte schließlich Kutre Dulecha. Die Äthiopierin
gewann ihrerseits ihren ersten WM-Titel über eine Mittelstrecke in
4:06,40. Vor vier Jahren war die heute 25-Jährige aber bereits
Cross-Weltmeisterin über die Kurzstrecke. Gegen ihre Temposteigerung auf
den letzten 300 Metern hatte keine Konkurrentin eine Chance. Es bleibt
allerdings auch eine Spekulation, ob Kelly Holmes in der Lage gewesen wäre
Kutre Dulecha tatsächlich zu besiegen. Die Äthiopierin brauchte nicht
ihr maximales Vermögen zu zeigen, um zu gewinnen. Andererseits
verfügt Kelly Holmes als 800-m-Läuferin natürlich über eine
hohe Grundschnelligkeit.
„Es ist kein Geheimnis: Ich kam hierher, um zu gewinnen. Das Rennen
passte für mich, es war taktisch und langsam. Ich hatte vor keiner
Konkurrentin Angst, denn ich hatte sehr gut trainiert“, erklärte
Kutre Dulecha.
Vielleicht hat Kelly Holmes den Fehler schon zu Anfang des Rennens gemacht.
So langsam war das Tempo an der Spitze zunächst, dass sich die Britin, die
zusammen mit der 800-m-Olympiasiegerin und Weltmeisterin Maria Mutola
(Mozambique) in Südafrika trainiert, zurückfallen ließ und am
Ende des Feldes rannte – möglicherweise um einem denkbaren Gerangel
aus dem Weg zu gehen. Doch vorne, wo Alesya Turova (Weißrussland) und
Gulnara Samitova (Russland) ein verhaltenes Tempo angeschlagen hatten,
wäre sie besser aufgehoben gewesen. Als sich Holmes langsam nach vorne
arbeitete, kam sie plötzlich auf einer Geraden ins Straucheln und fiel.
Noch einmal schaffte sie den Anschluss an das Feld, doch der Kampf um die
Medaillen war aussichtslos.
Zumal Kutre Dulecha nun das Tempo forcierte und sich sofort absetzte. Platz
zwei ging überraschend an die 26-jährige Carmen Douma-Hussar in
4:08,18 Minuten. Für die Kanadierin war es der größte Erfolg
ihrer Karriere. „Es ist einfach unglaublich, denn es ist mein erster
WM-Start und zudem auch noch eine persönliche Bestzeit“, sagte die
Kenianerin. Dritte wurde Gulnara Samitova mit 4:08,26.